II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 157

der die Leichtfertigkeit beim Welbe doppelt würzt.
Herr Bauer als Liebbaber und auch gleichsam als
zu gre
Held war sehr gut, allein seine Rolle ist schwer zu
Wiederum die Christine denkt beständig Allem vor,
er ein
verderben. Aeusserst verdienstvoll spielte dagegen
sie licht jenen Fritz, weil er der Gebildete ist und
Was K
Herr Bolz den Freusd und Lebenskünstler — Der
sie ferner an seiner Unruhe sein Nichtglücklichsein
einer
beleidigte Gatte Herr Roll that natürlich seine
berausfühlt. Dies lochkt ihre Productivität, wie man
staunli
Wirkung, aber in Wien wo Mitterwurzer diese Episode
das Mitleid in höherem Sinne wohl nennen darf.
fast au
verkörpert, stürtzt der Mann todienbleich wie unter
Wie tief ier es z. B. gefasst, wenn sie dem Clavier¬
Jedes
dem ersten Eindrucke der Ensdeckung herein. Und
spiel ihres Schatzes zubört, und nachden es zu Ende
schein
das ist etwas ganz Anderes!
ist, nicht etwa entzückt ihut, sondern fast wehmüchig
positie:
ausbricht: „so möchte ich auch spielen können!“ — Das
ein
#n Oper.
unbewusste Bekenntniss, dass wenn sie sich se Luft
Nür ei
Einen äbnlichen Vorgang wie bei vielen anderen
könnte, sie zu ihm nicht so hingebend, wie zu etwas
Falsta:
Nachahmungen von Opernilbretti wird wohl die Falsett
Höherem aufblicken müsste. Dieses fortwährendezurück¬
Gegenwart mit dem jüngsten Opus des greisen innern
kommen auf sich selbst macht die Christine im Grunde zu
Gius
#ereaenugureenemnn wserae wnseeeetene An enteun nnen ennur
einer unbequemen Gelichten, aber da Herr Fritz Lob¬
ieben.
heimer, momentan in einer noch schärferen Zwick¬
dass
münk sitzt, so ist ihm dieses Mädchen schon Labsal
über
und Erholusg. Wie nun der tödtlich beleidigte Gatte
wenn
jener Dame im schwarzen Sammet, eintritt, die hübsche
einer
Freude von vorher sich langsam verdüstert, Todes¬
Hand
abnungen aufsteigen, in die noch von der Strasse
jene
herauf die Lieder der Mädchen hineintönen, Alles
Komt
dies lässt sich nur mit einem Wort wiedergeben —
hat.
es ist gedichtet. Im zweiten Akt erleben wir
Herr
auch eine wirklich machtvolle Gestalt, es ist der
kämp
Vater der Cbristine, und an Bedeutung und Ursprüng¬
komp
lichkeit dürfte man in neueren Dramen wohl schwer¬
zu Se
lich seines Gleichen finden. Dieser Mann, der seine
schm
verstorbene Schwester so gut behütet hat, dass sie
Zu A
vor Unglück aber auch vor — Glück bewahrt ge¬
siche
blieben ist, der nachträglich Gewissenskämpfe darüber
nur
bestcht und es durch jedes Wort hindurchblicken
mit 1
lässt dass er seiner Tochter nicht im Wege stehen
in d
will! Alle Details dieses Aktes: die ältere boshafte
Platz
Frau aus dem Volke, die Entschlossenheit Christine's,
Weib
ihr süsses Geheimniss auch nicht ein Mal auf dem
den
Wege einer gemüthichen Plauderei Preis zu geben,
schaf
u.s. w., u. s. w., sind ungemein reizvoll getroffen. Und
Takte
dann die Ankunft des Geliebten, der Beiden Zusammen¬
Titel!
sein! Der Zuschauer, der von dem schmerzlichen Ende
im W.
bereits erfüllt ist, kann sich von dieser Scene so
Sorgf
wenig losreissen, wie das noch ahnungslose Mädchen
hagen
selbst. Der dritte Akt, der hier leider zu rasch
dem
wiederbeginnt, denn es liegen zwei furchtbare Tage
hübsc!
dazwischen, ist bereits hier im Eingang geschildert.
Anna
Es sei nur noch die Art erwähnt, wie Schnitzler uns
Defini
selbst mit der Katastrophe bekannt macht. Christine
positi
steht nachdenklich bei Seite, als der Vater bangen
thatsi
Blickes hineinstürzt und leise sich selbst zuruft:
worde
„Sie weiss noch von Nichts?“ Nicht immer fühlt
das 6
man es so stark, dass Kunst Kürze ist!
das s
Hoffentlich lässt sich unser junger Poet von
schrei
einem Theaterbeifall nicht einlullen. Die Wenigen,
Ergüs
welche wirklich mitempfunden haben, loben das Stück
zahlre
als: „menschlich“. Die Vielen, welche mitgeklatscht
viellei
haben, freuen sich der recht interessanten Handlung,
verwe
aber im Grunde ist ihnen Schicksal und Anspruch eines
Mädchens aus der vierten Klasse nicht anziehender,
immer
als eine Cooper’sche Indianergeschichte; auch mit
windu
dieser haben sie Nichts gemein, aber es unterhält
Erstli
sie. Indessen die winzige Minorität, die schon heute
Trium
mit Schnitzler in dem gleichen Erdreich wurzelt,
abzuv
darf ihm vielleicht einen Rath geben: — aus der
legene
Weltstadt wegzuziehen um jeden Preis. Denn ob
Musik
an der Donau oder an der Seine, die Fülle der Er¬
Kunst
fahrung kann nicht ausbleiben und bei einem Dichter
sichte
bleibt das Ahnungsvolle das Wichtige. Vielleicht ist
der ei
es die Liebesangst um das junge Deutsche
nuume
Schauspiel, das uns diese Worte eingiebt, Sehnitzler
heimn
möge sie uns deswegen verzeihen.
ersche
Die Darstellung war sehr gut. Man war be¬
schütt
müht dieses Stück Wiener Lebens von Oesterreichischen
schuf
Elementen spielen zu lassen, was natürlich hier
Othell
keine Schwierigkeit machen konnte. Den Vater gab
Herr Szika zu so allgemeinem Woblgefallen und, wie
den Ce
wir zu wissen glauben, auch des Autors, dass einige
ternen,
Bedenken unsererseits gerne unterdrückt werden. Frl.
Landori als Christine fand vielen Beifall, allein hier leugne