II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 178

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en Tageszeitung. Mittwoch, den 5. Februar 1896.
wesen wäre, die Gefühle Schuberts zu begreifen und zu erwidern,
Horst — zu
war es immer wieder nur der Musiker in ihm, der sie anzog und
r der schönen
für den sie allerdings eine selten aufrichtige Bewunderung hegte.
Anspielungen
Aber dabei blieb es, und der arme Schubert mußte sich bescheiden
und sein Leid im innersten Herzen vergraben, woraus aber eine
erhaltung der
köstliche Blume hervorwuchs, die köstlichste, die je auf einem Grabe
ie Begegnung
gewachsen ist: sein Lied.
ite, F. Berner
Nur einmal fand sich Gelegenheit zu einer Aeußerung, aus
der die Geliebte voll und ganz seine Zuneigung erkennen mußte.
über diesen
Sie machte ihm den leisen Vorwurf, daß er ihr noch nichts von
seinen Kompositionen zugeeignet habe, worauf Schubert mit dem
senn auch die
schwermütigen Ausdruck des Entsagenden in süß=bitterer Ironie
ers, so hoffe
erwiderte: „Wozu Ihnen noch etwas widmen, da Ihnen doch be¬
intern Stufen
reits alles gehört!“ Auch den Freunden gegenüber behauptete
er völliges Schweigen, und nur einmal hören wir aus einem Briefe
Stelle Dir einen Mann vor, dem
an einen der Intimen: —
in wenigsten
1 die Liebe und die Freundschaft nichts bietet als Kummer und
ten darüber;
Bitterkeit, und frage Dich, ob solch' ein Mann nicht unglücklich
sein muß?“ Aber derartige Mitteilungen machte er äußerst
geschrieben
selten, wenn auch all' die nähern Freunde seinen Zustand ahnten.
iesem Grunde
Endlich suchte er die Geliebte zu vergessen, indem er sich den
ie „untersten
Reizen anderer an ihn herantretenden Mädchen nicht ver¬
schloß, aber es gelang ihm nicht. Auf solchen Versuch spielt
tehr Achtung
sein langjähriger Freund, der große Lustspieldichter Bauernfeld,
Referenten
an, wenn er sagt:
durch nichts
„Verliebt war Schubert, der Schülerin
bleibe ich
Galts, einer der jungen Komtessen,
Doch gab er sich einer ganz andern hin,
Schlankheit
Um — die andere zu vergessen.“
Aber er sie nicht hat vergessen, sondern ihr auch, nachdem sie längst
ßenanzug und
örtlich von ihm getrennt war, seine glühende Liebe bewahrt. Mag
röteten jung¬
sein, daß er eine Danrenatur war und ihm der Gedanke an die
s den Augen;
Geliebte schon über des Lebens Alltagsmisèren hinweghalf, er
üht und ver¬
vermochte eben den heißen Wunsch nach Vereinigung zeitweise zu
ien sie wie
unterdrücken. Wir nach ihm Lebenden aber müssen ihm, der so
1. Wenn er
viele Herzen mit seiner göttlichen Muse erquickt hat und noch
so wäre sie
immer erquicken wird, unsere Teilnahme zuwenden und beklagen,
daß er selbst nicht bei Lebzeiten ein treues Herz gefunden hat, in
dem auch außer seiner unsterblichen Musik etwas für ihn Wider¬
sell zu Ihrer
hall fand: seine Liebe.
pf im Laufe
aheit:
Kunst und Wissenschaft.
H. P. Deutsches Theater. Heinrich von Kleists
hat keines
„Zerbrochener Krug“ gehört zu jenen Schätzen der
glichen sie
Litteratur, zu denen man uns bereits in der Schule, als zu
dramatischen Musterwerken bewundernd emporzublicken lehrte; und
wenn wir, ins Leben hinausgetreten, die Schulgelehrtheit auch oft
als krasse Verkehrtheit erkennen lernen, in Bezug auf den
mir durch¬
„zerbrochenen Krug“ stimmen wir freudig mit dem in der Schule
gelehrten überein. Als ob wir eine Novität vor uns hätten, so frisch,
nges Weib,
so natürlich, so modern mutete uns das Lustspiel gestern an, und
Jungen an
wir begriffen es, wenn gewisse Kreise den leider so
#e etwas leer
dahingeschiedenen Kleist für den genialsten deutschen
früh
Dramatiker betrachtet wissen wollen. Freilich war“ auch die
Darstellung aller Rollen eine ganz ausgezeichnete. Vor allen bot
ebe.
Herr Hermann Müller als Dorfrichter Adam ein bewun¬
dernwertes Kabinettstück drastischer Komik. Die Angst vor dem
gestrengen Herrn Gerichtsrat Walter, den Herr Reinhardk
ick verboten.)
zwar sehr verständig, aber doch in zu wenig vornehmer Erschei¬
onkünstlers so
nung gab, die Versuche auf Evchen, die in den Händen des Frl.
huberts. Er,
Staglé gut aufgehoben war, bald durch Schmeicheleien, bald
itsche Nation
durch Einschüchterungen im Sinne einer für ihn günstigen Aus¬
ikt, hatte bei
sage einzuwirken, das bald aufbrausende, bald demütig schmeich¬
und noch bei
lerische Benehmen gegen die Marthe, kamen in köstlichster, fein
ng geworden,
pointierter und sorgsam der Situation angepaßter Darstellung zum
chgeholt, was
Ausdruck. Außerordentlich diskret, den listigen Schleicher, als
sache bestehen,
den Kleist den Schreiber Licht uns vorführt, trefflich
eilte.
charakterisierend gab Herr Hans Fischer diese spröde,
ich in allen
na¬
leicht widerwärtig wirkende Figur, schlicht und
manche
türlich Herr Biensfeld den Ruprecht und mit derber
ohne Murren
Herbheit. Marie Meyer, die so starr auf ihrem Recht bestehende
efes Mitleid
Einen auf einem ganz andern Gebiete künst¬
ten Herzens¬
Frau Marthe. —
lerischen Schaffens liegenden, aber nicht minder wertvollen Genuß
ih auf sein
bereitete uns die Aufführung des Schnitzlerschen dreiaktigen Schau¬
#ang. Von
spiels „Liebelei“. Sein Schauspiel „Liebelei“ bedeutet einen Schuß
t, mochte es
ins Schwarze und beweist, daß in dem jungen Autor ein wirklicher
wo er be¬
Dichter steckt, von dem wir noch manches Gute erwarten
Hinneigung
dürfen. In einer gewaltig beredten Sprache, uns eine Reihe
nach genährt
mächtig packender, jede Fieber in uns erregende Scenen vor¬
ge Komtesse
führend. prediat er den jungen Lehemännern, die in unersätt¬