II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 179

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5. L.Gelei
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AN
ien sie wie
unterdrücken. Wir nach ihm Lebenden aber müssen ihm, der 19
1. Wenn er
viele Herzen mit seiner göttlichen Muse erquickt hat und noch
so wäre sie
immer erquicken wird, unsere Teilnahme zuwenden und beklagen,
daß er selbst nicht bei Lebzeiten ein treues Herz gefunden hat, in
dem auch außer seiner unsterblichen Musik etwas für ihn Wider¬
ell zu Ihrer
hall fand: seine Liebe.
pf im Laufe.
aheit:
Kunst und Wissenschaft.
H. P. Deutsches Theater. Heinrich von Kleists
hat keines
„Zerbrochener Krug“ gehört zu jenen Schätzen der
glichen sie
Litteratur, zu denen man uns bereits in der Schule, als zu
dramatischen Musterwerken bewundernd emporzublicken lehrte; und
wenn wir, ins Leben hinausgetreten, die Schulgelehrtheit auch oft
als krasse Verkehrtheit erkennen lernen, in Bezug auf den
durch¬
„zerbrochenen Krug“ stimmen wir freudig mit dem in der Schule
gelehrten überein. Als ob wir eine Novität vor uns hätten, so frisch,
nges Weib,
so natürlich, so modern mutete uns das Lustspiel gestern an, und
Jungen an
begriffen es, wenn gewisse Kreise den leider so
wir
je etwas leer
früh dahingeschiedenen Kleist für den genialsten deutschen
Dramatiker betrachtet wissen wollen. Freilich war“ auch die
Darstellung aller Rollen eine ganz ausgezeichnete. Vor allen bot
ebe.
Herr Hermann Müller als Dorfrichter Adam ein bewun¬
dernwertes Kabinettstück drastischer Komik. Die Angst vor dem
gestrengen Herrn Gerichtsrat Walter, den Herr Reinhardt
ick verboten.)
zwar sehr verständig, aber doch in zu wenig vornehmer Erschei¬
Inkünstlers so
nung gab, die Versuche auf Evchen, die in den Händen des Frl.
huberts. Er,
Staglé gut aufgehoben war, bald durch Schmeicheleien, bald
itsche Nation
durch Einschüchterungen im Sinne einer für ihn günstigen Aus¬
ikt, hatte bei
sage einzuwirken, das bald aufbrausende, bald demütig schmeich¬
und noch bei
lerische Benehmen gegen die Marthe, kamen in köstlichster, fein
ng geworden,
pointierter und sorgsam der Situation angepaßter Darstellung zum
chgeholt, was
Ausdruck. Außerordentlich diskret, den listigen Schleicher, als
sache bestehen,
den Kleist den Schreiber Licht uns vorführt, trefflich
eilte.
charakterisierend gab Herr Hans Fischer diese spröde,
ich in allen
leicht widerwärtig wirkende Figur, schlicht und na¬
so manche
türlich Herr Biensfeld den Ruprecht und mit derber
ohne Murren
Herbheit. Marie Meyer, die so starr auf ihrem Recht bestehende
efes Mitleid
Frau Marthe. — Einen auf einem ganz andern Gebiete künst¬
ten Herzens¬
lerischen Schaffens liegenden, aber nicht minder wertvollen Genuß
ih auf sein
bereitete uns die Aufführung des Schnitzlerschen dreiaktigen Schau¬
#ang. Von
spiels „Liebelei“. Sein Schauspiel „Liebelei“ bedeutet einen Schuß
t, mochte es
ins Schwarze und beweist, daß in dem jungen Autor ein wirklicher
wo er be¬
Dichter steckt, von dem wir noch manches Gute erwarten
Hinneigung
dürfen. In einer gewaltig beredten Sprache, uns eine Reihe
nach genährt
mächtig packender, jede Fieber in uns erregende Scenen vor¬
ge Komtesse
führend, predigt er den jungen Lebemännern, die in unersätt¬
licher Genußsucht von Mädchenblume zu Mädchenblume flattern,
lung an den
von gar mancher lieblichen Knospe den Blütenstaub der Keuschheit
usikliebhaber
küssen: Haltet ein, mit Eurem frevlen Treiben; die meisten freilich,
Stellung in
die sich Euch ergeben, sind nicht besser, wie Ihr selbst, genußsüchtig,
z seiner Ab¬
leichtsinnig, ohne Herz, sie würden Euch nur verlachen, wolltet Ihr
sich doch zu
ihnen mit ehrbaren, keuschen Gefühlen nahen; aber es giebt auch
cher stellte,
noch unter den scheinbar so leichtsinnigen Geschöpfen einige, zu
genannten
schade, daß Ihr herzlos ihr Lebensglück zertrümmern dürftet, so
Ungarn
edel, so voll Liebe zu Euch, daß Ihr in Euren Kreisen keinen Ersatz
ische Sinn,
finden werdet, für das, was Ihr grausam von Euch stoßet!
zu einem
Christine Weiring ist die Tochter eines Musikanten, der sich an
interweisung
einem Wiener Vorstadttheater schlicht und recht sein Brot
elfjährigen
verdient, durch ihre Freundin Mizi Schlager, die sich wohl
Handhabung
Modistin nennt, aber zu jenen gehört, die nicht sterben
fast täglich
wenn sie lieben, nein, die von der Liebe leben, macht sie die Bekannt¬
Gesangs¬
schaft eines jungen reichen Mannes, der sich auch seltsam zu dem
n und die
bescheidenen, träumerischen jungen Wesen hingezogen fühlt. Wer
auch noch
weiß, ob die Liebe Christinens dem jungen Fritz Lobheimer nicht
Schönstein,
dem leichtsinnigen Leben des Genusses zu entreißen fähig wäre,
kuartett bei¬
wenn ihn nicht allzu starke Bande an die „große“ Welt fesselten,
geschrieben,
die Liebe zu einem weiblichen Dämon, der ihn festhält, so oft er
äre. Alles
auch zu entfliehen versucht. So fliegt der junge Mann aus den
gen Meister
Armen der Ehebrecherin an den keuschen Busen Christinens, dieser
die Hoffnung, auf ein künftiges Glück vorgankelnd, dessen sie doch
hwingen ge¬
nie teilhaftig werden soll, bis eines Tages das Ver¬
eine tiefe
hängnis der „Liebelei“ ein jähes Ende bereiten soll. Der
entwickelten
betrogene Gatte kommt nämlich hinter die Schliche seines Weibes,
ige gefesselt
zieht Fritz zur Rechenschaft und tötet ihn im Duell. Meisterhaft
as Herz so
ist der Kampf zwischen Furcht und Hoffnung in Christine, ob die
ünstler auch
Liebe Fritzens auch recht und edel sei, geschildert, meisterhaft das
auf die
Aufdämmern der schrecklichen Ahnung, meisterhaft die Verzweiflung
Nein,
der Armen, die erkennt, daß sie dem Gefallenen doch auch nur
sie waren
eine Geliebte, unter vielen, nicht die einzige war. Nicht minder
gen durfte
trefflich ist der Charakter des Schwächlings Fritz gezeichnet, den seine
aze Reihe
Umgebung, die leichtsinnige Lebensauffässung seiner Freunde, das
vierhändige
Beispiel, das er überall um sich sieht, zu dem Roné machten, der
nier spielte.
er ist, und dem man doch nicht gram sein kann, da in ihm
vermochte,
doch ein besserer Kern steckt. Was uns an dem Stück aber außer der
zu ihr eine
hochsittlichen Tendenz, der dramatischen Wirkung und dem
darlegen
stande ge= gesunden Naturalismus besonders gefällt, ist, daß alle Charakteure