Liebelei
5. Linsse box 10//3
#ie hatte im Jahre] Mitglied der ersten Kammee, Wdor 5 oid Abges Dilecior der Colonialabtheilung Dr. Kayser]
S
T
der etwaige Vorrath an neuen dramatischen Er= Aufführungen über sich hinwegrasen. Erfahrungs= Herausforderung in unvermeidlich. Diese Scene, anders sei
obenein in einem „realistischen“ Drama, wirkt denken, wvo
mäßig gestaltet sich auch die Vorstellung in den
scheinungen, welche mit gewissen elektrischen Ent¬
unsagbar komisch. Man jragt sich unwillkürlich, Natur un
ladungen verbunden zu sein pflegen, ist wohl! späteren Aufführungen glatter und abgerundeter.
in welch' einer sonderbaren Gesellschaft Herr) unsere rea
schon in den jüngst vergangenen Monaten auf=! Wem also nicht unbedingt deran gelegen ist, die
wird. Bis
Schnitzler sich bewegen mag. Man begriffe es
Kritik=Milch am nächsten Morgen „kuhwarm“
gebraucht worden. Stücke wie der „Florian
haben es d
noch allenfalls, wenn der in seiner Ehre gekränkte
so zu sagen hinunter zu schlürfen, der sollte sich
Geyer“, der „König Heinrich“, die „Jahreswende“
Schnitzler
Gatte den Ehebrecher einfach durchpeitschte, anstatt
und dem Beurtheiler ein wenig Zeit gönnen.
sind für die nächsten Wochen kaum noch zu er¬
armung g
ihm seine Zeugen zu schicken. Allein, in die Woh¬
Beibe Theile, Künstler wie Kritiker, würden durch
warten. Was noch etwa an Neuaufführungen
harren!
nung des Eheure ers eindringen und dort eine
einen derartigen mäßigen Ze taufschub nur e¬
uns beschieden sein sollte, würde voraussichtlich
das ist ja e
lächerlice cene aufführen, das vermag ein ver¬
winnen. Man braucht dann nict fast ausschließlich
nur als die übliche marktgängige Theaterwaare
mit solcher
nünftig, natürlich, also in Wahrheit realistisch
mit Stimmungsausbruchen stau mit begrandeten
anzusprechen sein mit einer mehr oder weniger
Dichtkunst,
denkender Mensch sich nicht vorzustellen. Doß
Urtheilen vorlieb zu nehmen. So viel zu unserer
ansprechenden Verpackung. Man weiß aber doch
dung auf 9
etwis vorgeht, hat die zart empfindende Christine
eigenen Entschuldigung, wenn wir zuweilen mit
aus den Berichten unserer Consularbeamten,
wortloser
längst errathen. Aber was? Die Ungewißheit
unseren „Theaterbriefen“ ein wenig später uns
welch eine entscheidende Rolle im Waarenverkehr
höchsten W
ängstigt sie. Dem Vater hat sie Alles ein¬
einstellen. Und uur zur Sache:
die gefällige Art der Verpackung spielt. Gegen¬
darf eben
gestanden. Allein dieser gönnt dem jungen
Mit einer Alltagsgeschichte aus dem Leben der
wärtig erfreut sich die in schreienden Farben aus¬
brauch gen
Für gewöhnlich pflegen
Kinde sein Glück.
Großstadt — diesmal ist es Wien — hat sich
geführte sogenannte naturalistische Verpackung
verlegen d
Väter in derlei Siinationen doch ein wenig in
Heir Arthur Schnitzler den verliner Besuchern
eines längst bekannten Webestoffes einer immer
sochen in
Wallung zu gerathen. Unser Geiger dagegen lebt
des Deutschen Theaters vorgestellt. Es ist
noch sehr stark ausgesprochenen Beliebtheit in ge¬
Es ist gerc
vollständig in der Welt von jenseite von gut und
eine „Liebelei“, die sich zwischen ein Paar
wissen Kreisen; allein eine Wendung im Geschmack
den Sch
wahr. Sein einziges Trachten geht darauf aus,
jungen Officieren und zwei Mädchen aus dem
ist doch anderseits nicht ganz zu verkennen. Wir
Herren Di
dem Kinde die schwermüthigen Gedanken zu be¬
Volke abspielt. Die Paare sind streng symmetrisch,
scheinen in dieser Hinsicht den Höhepunkt über¬
knappe A
nehmen, die ihm während der Abwesenheit des
aber gleichwohl streng gegensätzlich geordnet. Das
schritten zu haben, und die Ernüchterung nach
Schauspiel
Geliebten gekommen sind. Die grausige Wahrheit
eine Paar ist lustig, leichtnunig, in den Tag
einem nur schon allzu lange anhaltenden litera¬
führung 1
läßt nicht lange auf sich warten. Der Geliebie ist
hinein lebend. Er mag sie, sie ihn; der Zufall
rischen Katzenjammer dürfte wohl nunmehr ein¬
besorgt se
in dem Duell geblieben. Das arme Mädchen ist
hat sie zusammengeführt und binnen wenigen
treten. Wenigstens hat sich dieser beginnende
Kunsiform
um ihr Lebensglück gebracht; sie stürzt verzweifelt
Wochen gehen sie wieder auseinander — ohne
Gesinnungsumschwung in der Aufnahme bemerk¬
mime zuri
aus dem Vaterhause. Man eilt dem unglücklichen
Groll, ohne Haß. Beide lieben die Abwechslung
bar gemacht, die Herrn Arthur Schnitzlers
würde si
Kinde nach; allein der Vater sagt nichts weiter als:
und sie wissen sich gegebenen Falles rasch zu trösten.
Schauspiel „Liebelei“ im Deutschen Theater, in
Acte kön
die kommt nicht wieder. Das Sück ist zu Ende.
Das andere Paar dagegen hat einen Hang zur
diesem Hauptquartier der dramatischen Naturalisten,
Welt ein
Es ist wieder einmal einer jener berühmten
Schwärmerei. Sie namentlich, die still in sich
selbst gesunden. Es war kein rechter Zug mehr
gelegt wer
„Ausschnitte“ aus dem Leben. Ganz genau nach
gekehrte Geigerstochter Christine, hat sich wirklic,
in die Mossen zu bringen, und die Spuren der
naturwahn
der Natur! Wir haben oben an dem einen Beispiel
zum ersten Male in ihrem Leben in den melancho¬
deutlichsten Anagenweile machten sich unter den
Einen #
gezeigt, wie „natürlich“ es in diesem modernen
lisch angehauchten Dragonerofficier verliebt, sie
Zusche #####erkbar. Will man nämlich eine
v. Zobe
Stück vor sich geht. Aber wie echt ist die fesche
findet ihr ganzes junges heißes Lebensglück in ihm.
ehrlche Brode auf die Wirkung eines neuen
„Der Th
„Mizi“, das andere „Mädel“, abgeschildert und
So hausen sie denn eine Weile mit einander und
Bünenstucks anstellen, dann meide man sorgsam
habt, so da
ihr Ferdinand oder Theodor! Ja, das ist wahr.
es wäre auch Alles ganz leidlich verlaufen, wenn
den Benich einer ersten Aufführung — zum
scheinen
Allein, das kennt man schon nachgrade bis zum
nicht unser Dragoner nach eine andere Bekannt¬
Mindenen trifft dieser Rath für berliner Ver¬
halten, wa
Ueberdruß! Wissen denn diese Herren von dem
schaft mit einer vornehmen Frau angelnüpft hätte.
hältnisse zu. Bei allen ersten Aufführungen
viel. Her
ealistischen Bühnenflügel gar nichts Anderes mehr
Der beleidigte Gatte, im Stück als „ein Herr“
zuckt so etwas wie eine hochgespannte elektrische
diesem ni
vorzukriegen, als verbummelte Officiere, die sich in
eingeführt, kommt hinter dies ehebrecherische
Erregtheit durch die Zuschauer. In grimmer Wuth
daß man
ihren Junggesellenwohnungen mit kleinen Cho¬
—
und stellt den Schänder seiner
Verhältniß
befehden einander die Parteien, als gelte es, eine
versehen
ristinnen bekneipen? Spiegelt sich denn allein
Ehre zur Rechenschaft. Finster, wie 5us un¬
Beute sich abzujagen. Unter Toben und Lärmen
fürstete
in diesen Menschenklassen die berühmte „Natur¬
heilschwangere Schicksal, erscheint er in der
wird solch ein armes dramatisches Wild, zumeist
preußische
wahrheit“ wieder? Und was für eine geradezu
Wohnung des Verführers, verlangt den Schleier,
ists ein Schmalthier, erlegt. Doch nein, nicht
nison hat
unausstehliche schauspielerische Unmanier wird an
den seine Frau bei ihm vergessen; er wirft ihm
erlegt, zu Tode gehetzt! Es ist ein abscheulicher
vertauscht
die an seine Frau gerichteten Briefe vor die dieser vermeintlichen Naturwahrheit groß gezogen?
Anblick — eine Art von Zeitvertreib, aber freilich
eine simp
Füße, verlangt die ihrigen dagegen zurück. Der! Die verbummelte Sprachweise wird zum obersten
ein recht widerwärtigem Zeitvertreib. Will man
Offieier läugnet, daß er sie noch besitze, der Gesetze für die Darsteller erklärt; die Kneipen= fertig.
daher ein unbefangenes Urtheil über ein neues
gekränkte Gatte het zum Schlage mit seiner! manieren werden als die einzig möglichen zur An= linken H#
Bühnenstück gewinnen, dann lasse man erst das
#ilde Heer“ der berufsmäßigen Besucher erster Rechten aus. Allein er hält an sich. Eine schauung gebracht. Und das kann auch gar nicht Allein un
5. Linsse box 10//3
#ie hatte im Jahre] Mitglied der ersten Kammee, Wdor 5 oid Abges Dilecior der Colonialabtheilung Dr. Kayser]
S
T
der etwaige Vorrath an neuen dramatischen Er= Aufführungen über sich hinwegrasen. Erfahrungs= Herausforderung in unvermeidlich. Diese Scene, anders sei
obenein in einem „realistischen“ Drama, wirkt denken, wvo
mäßig gestaltet sich auch die Vorstellung in den
scheinungen, welche mit gewissen elektrischen Ent¬
unsagbar komisch. Man jragt sich unwillkürlich, Natur un
ladungen verbunden zu sein pflegen, ist wohl! späteren Aufführungen glatter und abgerundeter.
in welch' einer sonderbaren Gesellschaft Herr) unsere rea
schon in den jüngst vergangenen Monaten auf=! Wem also nicht unbedingt deran gelegen ist, die
wird. Bis
Schnitzler sich bewegen mag. Man begriffe es
Kritik=Milch am nächsten Morgen „kuhwarm“
gebraucht worden. Stücke wie der „Florian
haben es d
noch allenfalls, wenn der in seiner Ehre gekränkte
so zu sagen hinunter zu schlürfen, der sollte sich
Geyer“, der „König Heinrich“, die „Jahreswende“
Schnitzler
Gatte den Ehebrecher einfach durchpeitschte, anstatt
und dem Beurtheiler ein wenig Zeit gönnen.
sind für die nächsten Wochen kaum noch zu er¬
armung g
ihm seine Zeugen zu schicken. Allein, in die Woh¬
Beibe Theile, Künstler wie Kritiker, würden durch
warten. Was noch etwa an Neuaufführungen
harren!
nung des Eheure ers eindringen und dort eine
einen derartigen mäßigen Ze taufschub nur e¬
uns beschieden sein sollte, würde voraussichtlich
das ist ja e
lächerlice cene aufführen, das vermag ein ver¬
winnen. Man braucht dann nict fast ausschließlich
nur als die übliche marktgängige Theaterwaare
mit solcher
nünftig, natürlich, also in Wahrheit realistisch
mit Stimmungsausbruchen stau mit begrandeten
anzusprechen sein mit einer mehr oder weniger
Dichtkunst,
denkender Mensch sich nicht vorzustellen. Doß
Urtheilen vorlieb zu nehmen. So viel zu unserer
ansprechenden Verpackung. Man weiß aber doch
dung auf 9
etwis vorgeht, hat die zart empfindende Christine
eigenen Entschuldigung, wenn wir zuweilen mit
aus den Berichten unserer Consularbeamten,
wortloser
längst errathen. Aber was? Die Ungewißheit
unseren „Theaterbriefen“ ein wenig später uns
welch eine entscheidende Rolle im Waarenverkehr
höchsten W
ängstigt sie. Dem Vater hat sie Alles ein¬
einstellen. Und uur zur Sache:
die gefällige Art der Verpackung spielt. Gegen¬
darf eben
gestanden. Allein dieser gönnt dem jungen
Mit einer Alltagsgeschichte aus dem Leben der
wärtig erfreut sich die in schreienden Farben aus¬
brauch gen
Für gewöhnlich pflegen
Kinde sein Glück.
Großstadt — diesmal ist es Wien — hat sich
geführte sogenannte naturalistische Verpackung
verlegen d
Väter in derlei Siinationen doch ein wenig in
Heir Arthur Schnitzler den verliner Besuchern
eines längst bekannten Webestoffes einer immer
sochen in
Wallung zu gerathen. Unser Geiger dagegen lebt
des Deutschen Theaters vorgestellt. Es ist
noch sehr stark ausgesprochenen Beliebtheit in ge¬
Es ist gerc
vollständig in der Welt von jenseite von gut und
eine „Liebelei“, die sich zwischen ein Paar
wissen Kreisen; allein eine Wendung im Geschmack
den Sch
wahr. Sein einziges Trachten geht darauf aus,
jungen Officieren und zwei Mädchen aus dem
ist doch anderseits nicht ganz zu verkennen. Wir
Herren Di
dem Kinde die schwermüthigen Gedanken zu be¬
Volke abspielt. Die Paare sind streng symmetrisch,
scheinen in dieser Hinsicht den Höhepunkt über¬
knappe A
nehmen, die ihm während der Abwesenheit des
aber gleichwohl streng gegensätzlich geordnet. Das
schritten zu haben, und die Ernüchterung nach
Schauspiel
Geliebten gekommen sind. Die grausige Wahrheit
eine Paar ist lustig, leichtnunig, in den Tag
einem nur schon allzu lange anhaltenden litera¬
führung 1
läßt nicht lange auf sich warten. Der Geliebie ist
hinein lebend. Er mag sie, sie ihn; der Zufall
rischen Katzenjammer dürfte wohl nunmehr ein¬
besorgt se
in dem Duell geblieben. Das arme Mädchen ist
hat sie zusammengeführt und binnen wenigen
treten. Wenigstens hat sich dieser beginnende
Kunsiform
um ihr Lebensglück gebracht; sie stürzt verzweifelt
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Gesinnungsumschwung in der Aufnahme bemerk¬
mime zuri
aus dem Vaterhause. Man eilt dem unglücklichen
Groll, ohne Haß. Beide lieben die Abwechslung
bar gemacht, die Herrn Arthur Schnitzlers
würde si
Kinde nach; allein der Vater sagt nichts weiter als:
und sie wissen sich gegebenen Falles rasch zu trösten.
Schauspiel „Liebelei“ im Deutschen Theater, in
Acte kön
die kommt nicht wieder. Das Sück ist zu Ende.
Das andere Paar dagegen hat einen Hang zur
diesem Hauptquartier der dramatischen Naturalisten,
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Es ist wieder einmal einer jener berühmten
Schwärmerei. Sie namentlich, die still in sich
selbst gesunden. Es war kein rechter Zug mehr
gelegt wer
„Ausschnitte“ aus dem Leben. Ganz genau nach
gekehrte Geigerstochter Christine, hat sich wirklic,
in die Mossen zu bringen, und die Spuren der
naturwahn
der Natur! Wir haben oben an dem einen Beispiel
zum ersten Male in ihrem Leben in den melancho¬
deutlichsten Anagenweile machten sich unter den
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gezeigt, wie „natürlich“ es in diesem modernen
lisch angehauchten Dragonerofficier verliebt, sie
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ihr Ferdinand oder Theodor! Ja, das ist wahr.
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Der beleidigte Gatte, im Stück als „ein Herr“
zuckt so etwas wie eine hochgespannte elektrische
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vorzukriegen, als verbummelte Officiere, die sich in
eingeführt, kommt hinter dies ehebrecherische
Erregtheit durch die Zuschauer. In grimmer Wuth
daß man
ihren Junggesellenwohnungen mit kleinen Cho¬
—
und stellt den Schänder seiner
Verhältniß
befehden einander die Parteien, als gelte es, eine
versehen
ristinnen bekneipen? Spiegelt sich denn allein
Ehre zur Rechenschaft. Finster, wie 5us un¬
Beute sich abzujagen. Unter Toben und Lärmen
fürstete
in diesen Menschenklassen die berühmte „Natur¬
heilschwangere Schicksal, erscheint er in der
wird solch ein armes dramatisches Wild, zumeist
preußische
wahrheit“ wieder? Und was für eine geradezu
Wohnung des Verführers, verlangt den Schleier,
ists ein Schmalthier, erlegt. Doch nein, nicht
nison hat
unausstehliche schauspielerische Unmanier wird an
den seine Frau bei ihm vergessen; er wirft ihm
erlegt, zu Tode gehetzt! Es ist ein abscheulicher
vertauscht
die an seine Frau gerichteten Briefe vor die dieser vermeintlichen Naturwahrheit groß gezogen?
Anblick — eine Art von Zeitvertreib, aber freilich
eine simp
Füße, verlangt die ihrigen dagegen zurück. Der! Die verbummelte Sprachweise wird zum obersten
ein recht widerwärtigem Zeitvertreib. Will man
Offieier läugnet, daß er sie noch besitze, der Gesetze für die Darsteller erklärt; die Kneipen= fertig.
daher ein unbefangenes Urtheil über ein neues
gekränkte Gatte het zum Schlage mit seiner! manieren werden als die einzig möglichen zur An= linken H#
Bühnenstück gewinnen, dann lasse man erst das
#ilde Heer“ der berufsmäßigen Besucher erster Rechten aus. Allein er hält an sich. Eine schauung gebracht. Und das kann auch gar nicht Allein un