II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 203

Liebe
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5. Liesslei
e hatte im Jahre] Mitglied der ersten Kammer, Wer“ 20 ds Abge= Dilecior der Colonialabtheilung Dr. Kayser]
TOT
anders sein, Ma
der etwaige Vorrath an neuen dramatischen Er= Aufführungen über sich hinwegrasen. Erfahrungs= Herausforderung in unvermeidlich. Diese Scene,
obenein in einem „realistischen“ Drama, wirkt denken, wohmn diese
mäßig gestaltet sich auch die Vorstellung in den
scheinungen, welche mit gewissen elektrischen Ent¬
unsagbar komisch. Man jragt sich unwillkürlich, Natur unsere nie
ladungen verbunden zu sein pflegen, ist wohl! späteren Aufführungen glatter und abgerundeter.!
in welch' einer sonderbaren Gesellschaft Herrj unsere realistischen
Wem also nicht unbedingt duran gelegen ist, die
schon in den jüngst vergangenen Monaten auf¬
wird. Bis zu „unc
Schnitzler sich bewegen mag. Man begriffe es
Kritik=Milch am nächsten Morgen „kuhwarm“
gebraucht worden. Stücke wie der „Florian
haben es die Herre
noch allenfalle, wenn der in seiner Ehre gekränkte
so zu sagen hinunter zu schlürfen, der sollte sich
Geyer“, der „König Heinrich“, die „Jahreswende“
Schnitzler läßt se
Gatte den Ehebrecher einfach durchpeitschte, anstatt
und dem Beurtheiler ein wenig Zeit gönnen.
sind für die nächsten Wochen kaum noch zu er¬
armung ganze
ihm seine Zeugen zu schicken. Allein, in die Woh¬
Beide Theile, Künstler wie Kritiker, würden durch
warten. Was noch etwa an Neuaufführungen
harren! Aber so
nung des Eheore ers eindringen und dort eine
einen derartigen mäßigen Zetaufschub nur e¬
uns beschieden sein sollte, würde voraussichtlich
das ist ja eben das
lächerliche cene aufführen, das vermag ein ver¬
winnen. Man braucht dann nic t fast ausschließlich
nur als die übliche marktgängige Theaterwaare
mit solcher Stim
nünftig, natürlich, also in Wahrheit realistisch
mit Stimmungsausbruchen stau mit begrundeten
anzusprechen sein mit einer mehr oder weniger
Dichtkunst, die vo
denkender Mensch sich nicht vorzustellen. Doß
Urtheilen vorlieb zu nehmen. So viel zu unserer
ansprechenden Verpackung. Man weiß aber doch
dung auf das Wor
etwis vorgeht, hat die zart empfindende Christin¬
eigenen Entschuldigung, wenn wir zuweilen mit
aus den Berichten unserer Consularbeamten,
wortloser Momen#
längst errathen. Aber was? Die Ungewißheit
unseren „Theaterbriefen“ ein wenig später uns
welch eine entscheidende Rolle im Waarenverkehr
höchsten Wirkung
ängstigt sie. Dem Vater hat sie Alles ein¬
einstellen. Und nur zur Sache:
die gefällige Art der Verpackung spielt. Gegen¬
darf eben nur i
gestanden. Allein dieser gönnt dem jungen
Mit einer Alltagsgeschichte aus dem Leben der
wärtig erfreut sich die in schreienden Farben aus¬
brauch gemacht wer
Kinde sein Glück. Für gewöhnlich pflegen
Großstadt — diesmal ist es Wien — hat sich
geführte sogenannte naturalistische Verpackung
verlegen dagegen
Väter in derlei Siinationen doch ein wenig in
Heir Arthur Schnitzler den verliner Besuchern
eines längst bekannten Webestoffes einer immer
sochen in die Ann
Wallung zu gerathen. Unser Geiger dagegen lebt
des Deutschen Theaters vorgestellt. Es ist
noch sehr stark ausgesprochenen Beliebtheit in ge¬
Es ist geradezu lach
vollständig in der Welt von jenseite von gut und
eine „Liebelei“, die sich zwischen ein Paar
wissen Kreisen; allein eine Wendung im Geschmack
den Schau,pieler
wahr. Sein einziges Trachten geht darauf aus,
jungen Officieren und zwei Mädchen aus dem
ist doch anderseits nicht ganz zu verkennen. Wir
Herren Dichter un
dem Kinde die schwermüthigen Gedanken zu be¬
Volfe abspielt. Die Paare sind streng symmetrisch,
scheinen in dieser Hinsicht den Höhepunkt über¬
knappe Ausdrucks
nehmen, die ihm während der Abweienheit des
aber gleichwohl streng gegensätzlich geordnet. Das
schritten zu haben, und die Ernüchterung nach
Schauspielern in 5
Gelieoten gekommen sind. Die grausige Wahrheit
eine Paar ist lustig, leichtpunig, in den Tag
einem nur schon allzu lange anhaltenden litera¬
führung lossen sie
läßt nicht lange auf sich warten. Der Geliehte ist
hinein lebend. Er mag sie, sie ihn; der Zufall
rischen Katzenjammer dürfte wohl nunmehr ein¬
besorgt sein. Od
in dem Duell geblieben. Das arme Mädchen ist
hat sie zusammengeführt und binnen wenigen
treten. Wenigstens hat sich dieser beginnende
Kunstform überh#
um ihr Lebensglück gebracht; sie stürzt verzweifelt
Wochen gehen sie wieder auseinander — ohne
Gesinnungsumschwung in der Aufnahme bemerk¬
mime zurück. Herr
aus dem Vaterhause. Man eilt dem unglücklichen
Groll, ohne Haß. Beide lieben die Abwechslung
bar gemacht, die Herrn Arthur Schnitzlers
würde si genzir
Kinde nach; allein der Vater sagt nichts weiter als:
und sie wissen sich gegebenen Falles rasch zu trösten.
Schauspiel „Liebelei“ im Deutschen Theater, in
Acte könnte sogar
die kommt nicht wieder. Das Stück ist zu Ende.
Das andere Paar dagegen hat einen Hang zur
diesem Hauptquartier der dramatischen Naturalisten,
Welt ein Baller,
Es ist wieder einmal einer jener berühmten
Schwärmerei. Sie namentlich, die still in sich
selbst gesunden. Es war kein rechter Zug mehr
gelegt werden. 2
„Ausschnitte“ aus dem Leben. Ganz genau nach
gekehrte Geigerstochter Christine, hat sich wirklia
in die Mossen zu bringen, und die Spuren der
naturwahr! —
der Natur! Wir haben oben an dem einen Beispiel
zum ersten Male in ihrem Leben in den melancho¬
deutlichsten Aungenweile machten sich unter den
Einen vortrefft
gezeigt, wie „natürlich“ es in diesem modernen
lisch angehauchten Dragonerofficier verliebt, sie
Zusche ###rbar. Will man nämlich eine
v. Zobeltitz
Stück vor sich geht. Aber wie echt ist die fesche
findet ihr ganzes junges heißes Lebensglück in ihm.
ehrlche Brobe auf die Wirkung eines neuen
„Der Thron sei
„Mizi“, das andere „Mädel“, abgeschildert und
So hausen sie denn eine Weile mit einander und
Bu##enstucks anstellen, dann meide man sorgsam
habt, so daß es wir
ihr Ferdinand oder Theodor! Ja, das ist wahr.
es wäre auch Alles ganz leidlich verlaufen, wenn
den Besuch einer ersten Aufführung — zum
scheinen muß, w#
Allein, das kennt man schon nachgrade bis zum
nicht unser Dragoner nach eine andere Bekannt¬
Mindenen trifft dieser Rath für berliner Ver¬
halten, was die A
Ueberdruß! Wissen denn diese Herren von dem
schaft mit einer vornehmen Frau angeknüpft hätte.
hältnisse zu. Bei allen ersten Aufführungen
viel. Herr v. Zo
ealistischen Bühnenflägel gar nichts Anderes mehr
Der beleidigte Gatte, im Stück als „ein Herr“
zuckt so etwas wie eine hochgespannte elektrische
diesem nicht gan
vorzukriegen, als verbummelte Officiere, die sich in
eingeführt, kommt hinter dies ehebrecherische
Erregtheit durch die Zuschauer. In grimmer Wuth
daß man sich in
ihren Junggesellenwohnungen mit kleinen Cho¬
und stellt den Schänder seiner
Verhältniß —
befehden einander die Parteien, als gelte es, eine
versehen kann.
ristinnen bekneipen? Spiegelt sich denn allein
Ehre zur Rechenschaft. Finster, wie des un¬
Beute sich abzujagen. Unter Toben und Lärmen
fürstete Herr
in diesen Menschenklassen die berühmte „Natur¬
heilschwangere Schicksal, erscheint er in der
wird solch ein armes dramatisches Wild, zumeist
preußischen Heere
wahrheit“ wieder? Und was für eine geradezu
Wohnung des Verführers, verlangt den Schleier,
ists ein Schmalthier, erlegt. Doch nein, nicht
nison hat ihren
unausstehliche schanspielerische Unmanier wird an
den seine Frau bei ihm vergessen; er wirft ihm
erlegt, zu Tode gehetzt! Es ist ein abscheulicher
vertauscht und hi
die an seine Frau gerichteten Briefe vor die dieser vermeintlichen Naturwahrheit groß gezogen?
Anblick — eine Art von Zeitvertreib, ader freilich
eine simple Graf
Füße, verlangt die ihrigen dagegen zurück. Der Die verbummelte Sprachweise wird zum obersten
ein recht widerwärtigem Zeitvertreib. Will man
Officier läugnet, daß er sie noch besitze, der Gesetze für die Darsteller erklärt; die Kneipen= fertig. Es ist ei
daher ein unbefangenes Urtheil über ein neues
Bühnenstück gewinnen, dann lasse man erst das gekränkte Gatte het zum Schlage mit seiner! manieren werden als die einzig möglichen zur An= linken Hand ang
Silde Heer“ der berufsmäßigen Besucher erster Rechten aus. Allein er hält an sich. Eineschauung gebracht. Und das kann auch gar nicht Allein unsere Gy