Liebel
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Becker und Liesenberg, sowie die Herren Schwellach,
Fricke und Haack vervollständigten das Ensemble in
angemessener Weise.
immer des
— Deutsches Theater: „Liebelei“, ein Schau¬
D. und
spiel in drei Acten von Arthur Schnitzler.
ng 2c. ver¬
Die öde Talmipracht eines „möblirten Zim.ners“
thut sich vor uns auf. Das ist der gemeinsame
ethe vor
Salon, den die Herren Studiosi Fritz Lobheimer und
Theodor Kaiser bewohnen. Wenn der Abend dämmert,
t folgende
kommen die beiden Mädel Christine und Mizi zu
Für den
ihnen. Christine gehört zum Fritz, und zum Theodor
en Preußi¬
auf einemI die Mizi. Die Ernste zum Ernsten und die Heitere
1896
Har
nur so im Problem!): Was haben denn die armen
Gra
Hascherl vom Leben! Arbeit, Sorge, Arbeit. Und nie¬
stelli
mals einen Schimmer vom Glück. Er begreift alles
spiel
und darum verzeiht er alles, als die Tochter ihm ihre
rücke
Liebschafl eingesteht.
tesse
Die Geschichte, die uns Arthur Schnitzler erzählt,
Bül
ist alt und einfach: Ein junger Mann bandelt mit
Lust
einer verheiratheten Frau an und wird vom Gatten
im Zweikampf getödtet. Derselbe junge Mann hat
zu gleicher Zeit ein Verhältniß mit einem jungen
„De
Mädchen, die der Schmerz über den Tod und
erleb
die Untreue des Geliebten aus dem Leben treibt. Man
volk
kann von solchen Dingen alle Tage im Polizeibericht
gegel
der Blätter lesen. Aus dieser Alltäglichkeit hat nun
ein berufener Poct ein Kunstwerk, das in seinem Geure
Frär
den Stempel der Vollendung trägt, geschaffen. Und
seine
wie in jedem Künstler, so herrscht auch in Schnitzler
ein starkes ethisches Bewußtsein, das die unter schwan¬
kendem Course stehenden Moralbegriffe der Klassen.
Cone
corrigirt und eine Sittlichkeit im höheren Sinne stabi¬
statt.
lirt, die über den Zeiten erhaben ist.
Pow
Ich habe gestern an die „Jugend“ erinnert: ich kenne
überr
von den modernen Werken keine keuscheren als die
saal
Halbesche und Schnitzlersche Idylle. Aber was das
Hele
Schnitzlersche Werk weit über das Halbesche er¬
(Viol
hebt, das ist der tiefere psychologische Blick des
Poeten, der sich eine bedeutend weitere Perspec¬
gent:
tive gestellt hat. Bei Halbe wirkt die Naivetät
von 2
der Gestalten an sich keusch, in der Liebelei“
tung
hör ich das ethische Pathos des gestaltenden Künstlers,
Wede
der bewußt das Ewig=menschliche predigt. Bei Halbe
Lamo
die Schuld von Kindern, die eine Thräne der Rüh¬
rung ins Auge drückt, bei Schnitzler das erschütternde
unerbittliche Schicksal handelnder Menschen. Die
9. d.
Tragik im Gewande des Ewigen und Nothwendigen
Saist
kleidet die „Liebelei“, die des Zeitlichen und Zufälligen
Conce
die „Jugend“
Arthur Schnitzler ist ein Wiener Arzt. In Berlin
der E
lernten wir ihn vor einigen Jahren durch Emanuel
Reicher kennen, der uns aus dem Bande „Anatol“
eine der sieben Plaudereien in Dialogform vorlas. Das
käng#
waren sehr graciöse Nippessächelchen, von einem Welt¬
uns 1
mann mit feinen Sinnen und scharfem Blicke ge¬
Baro
fertigt. Dann las man Skizzen von ihm und
eingel.
hörte, daß sein Stück „Märchen“ in Wien nicht Erfol
angesprochen habe. Endlich kam im vorigen Jahre
die „Liebelei“ im Burgtheater, man denke: im K. K.; Barke
Hofburgtheater. Ja, in Wien ist es um das Hof¬
theater anders bestellt als bei uns.
Josel
In Wien hat das Stück Poesie ebenso wie bei uns
polita“
seinen ehrlichen Erfolg gehabt. Dort standen die Na¬
angeh
men Sonnenthal, Adele Sandrock und Mitterwurzer
lebte,
auf dem Zettel, und auch mit der Berliner Aufführung
der K
durfte der Autor zufrieden sein. Die beiden jungen
des
Leute waren Herr Rittner und Herr Jarno.
entzück
Rittner schwermüthig, todesahnend und doch so sehn¬
Vater,
süchtig nach der Sonne schauend, und Jarno in fröh¬
Beck,
licher Leichtlebigkeit so echt und recht ein Einwohner des
bei sei,
„Capnas der Geister“. Und da Herr Jarno ein Mann von
Humor ist, so schuf er mit leichten Händen die Ironie in die¬
Seba
sem tragischen Spiel. Eben docirte er mitlachender Selbst¬
derer,
verständigkeit sein Epikuräerthum, dann stand er mit
und
dem mühsam gepreßten Schmerz der Oberflächlichkeit vor
durch
Christine — am anderen Tage wird er schon Tröstung
Bach
halber mit Mizi in den Prater fahren. Nächst den tragischen
druck !
Charakteren in der „Jugend“ und in den „Gläubigern“
Grab,
war dieses heitere Weltkind die beste Gestalt, die
gleich:
Hr. Jarno uns geschaffen.
Bild d
Hell und dunkel ein Mädchenpaar waren Frau Schnei¬
werden
der=Nissen und Frau Sorma. Frau Schneider als
wieder
fesches, etwas schlampetes Madl war von einer be¬
lange
neidenswerthen Sorglosigkeit und unbezwinglicher
heit ist
Lebenslust. Sie schwätzte und dalberte, als ob das
Tondik
ganze Dasein ein einziger ungeheurer Spaß sei. Frau
zuzeich
Sorma war ein bischen gar zu gereift für diese Rolle,
absicht
und die ihr fremde Wiener Mundart fesselte sie etwas.
tragen,
Eine saufte Elegie in thräuenfeuchten Augen stand ihr
Vorsitz
gut an, aber dem Schmerz des letzten Actes gab sie
Pastor
allzu starke Farben. Die Verzweiflung hätte herber
fessor
und schlichter kommen müssen: so wirkte Christinens
Fortstürzen allzusehr wie Theater.
Was soll ich von dem Vater des Herrn Reicher
früher
sagen? Man weiß, wie rührend in Einfalt, die die
Haus
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Becker und Liesenberg, sowie die Herren Schwellach,
Fricke und Haack vervollständigten das Ensemble in
angemessener Weise.
immer des
— Deutsches Theater: „Liebelei“, ein Schau¬
D. und
spiel in drei Acten von Arthur Schnitzler.
ng 2c. ver¬
Die öde Talmipracht eines „möblirten Zim.ners“
thut sich vor uns auf. Das ist der gemeinsame
ethe vor
Salon, den die Herren Studiosi Fritz Lobheimer und
Theodor Kaiser bewohnen. Wenn der Abend dämmert,
t folgende
kommen die beiden Mädel Christine und Mizi zu
Für den
ihnen. Christine gehört zum Fritz, und zum Theodor
en Preußi¬
auf einemI die Mizi. Die Ernste zum Ernsten und die Heitere
1896
Har
nur so im Problem!): Was haben denn die armen
Gra
Hascherl vom Leben! Arbeit, Sorge, Arbeit. Und nie¬
stelli
mals einen Schimmer vom Glück. Er begreift alles
spiel
und darum verzeiht er alles, als die Tochter ihm ihre
rücke
Liebschafl eingesteht.
tesse
Die Geschichte, die uns Arthur Schnitzler erzählt,
Bül
ist alt und einfach: Ein junger Mann bandelt mit
Lust
einer verheiratheten Frau an und wird vom Gatten
im Zweikampf getödtet. Derselbe junge Mann hat
zu gleicher Zeit ein Verhältniß mit einem jungen
„De
Mädchen, die der Schmerz über den Tod und
erleb
die Untreue des Geliebten aus dem Leben treibt. Man
volk
kann von solchen Dingen alle Tage im Polizeibericht
gegel
der Blätter lesen. Aus dieser Alltäglichkeit hat nun
ein berufener Poct ein Kunstwerk, das in seinem Geure
Frär
den Stempel der Vollendung trägt, geschaffen. Und
seine
wie in jedem Künstler, so herrscht auch in Schnitzler
ein starkes ethisches Bewußtsein, das die unter schwan¬
kendem Course stehenden Moralbegriffe der Klassen.
Cone
corrigirt und eine Sittlichkeit im höheren Sinne stabi¬
statt.
lirt, die über den Zeiten erhaben ist.
Pow
Ich habe gestern an die „Jugend“ erinnert: ich kenne
überr
von den modernen Werken keine keuscheren als die
saal
Halbesche und Schnitzlersche Idylle. Aber was das
Hele
Schnitzlersche Werk weit über das Halbesche er¬
(Viol
hebt, das ist der tiefere psychologische Blick des
Poeten, der sich eine bedeutend weitere Perspec¬
gent:
tive gestellt hat. Bei Halbe wirkt die Naivetät
von 2
der Gestalten an sich keusch, in der Liebelei“
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hör ich das ethische Pathos des gestaltenden Künstlers,
Wede
der bewußt das Ewig=menschliche predigt. Bei Halbe
Lamo
die Schuld von Kindern, die eine Thräne der Rüh¬
rung ins Auge drückt, bei Schnitzler das erschütternde
unerbittliche Schicksal handelnder Menschen. Die
9. d.
Tragik im Gewande des Ewigen und Nothwendigen
Saist
kleidet die „Liebelei“, die des Zeitlichen und Zufälligen
Conce
die „Jugend“
Arthur Schnitzler ist ein Wiener Arzt. In Berlin
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lernten wir ihn vor einigen Jahren durch Emanuel
Reicher kennen, der uns aus dem Bande „Anatol“
eine der sieben Plaudereien in Dialogform vorlas. Das
käng#
waren sehr graciöse Nippessächelchen, von einem Welt¬
uns 1
mann mit feinen Sinnen und scharfem Blicke ge¬
Baro
fertigt. Dann las man Skizzen von ihm und
eingel.
hörte, daß sein Stück „Märchen“ in Wien nicht Erfol
angesprochen habe. Endlich kam im vorigen Jahre
die „Liebelei“ im Burgtheater, man denke: im K. K.; Barke
Hofburgtheater. Ja, in Wien ist es um das Hof¬
theater anders bestellt als bei uns.
Josel
In Wien hat das Stück Poesie ebenso wie bei uns
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seinen ehrlichen Erfolg gehabt. Dort standen die Na¬
angeh
men Sonnenthal, Adele Sandrock und Mitterwurzer
lebte,
auf dem Zettel, und auch mit der Berliner Aufführung
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durfte der Autor zufrieden sein. Die beiden jungen
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Leute waren Herr Rittner und Herr Jarno.
entzück
Rittner schwermüthig, todesahnend und doch so sehn¬
Vater,
süchtig nach der Sonne schauend, und Jarno in fröh¬
Beck,
licher Leichtlebigkeit so echt und recht ein Einwohner des
bei sei,
„Capnas der Geister“. Und da Herr Jarno ein Mann von
Humor ist, so schuf er mit leichten Händen die Ironie in die¬
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sem tragischen Spiel. Eben docirte er mitlachender Selbst¬
derer,
verständigkeit sein Epikuräerthum, dann stand er mit
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dem mühsam gepreßten Schmerz der Oberflächlichkeit vor
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Charakteren in der „Jugend“ und in den „Gläubigern“
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war dieses heitere Weltkind die beste Gestalt, die
gleich:
Hr. Jarno uns geschaffen.
Bild d
Hell und dunkel ein Mädchenpaar waren Frau Schnei¬
werden
der=Nissen und Frau Sorma. Frau Schneider als
wieder
fesches, etwas schlampetes Madl war von einer be¬
lange
neidenswerthen Sorglosigkeit und unbezwinglicher
heit ist
Lebenslust. Sie schwätzte und dalberte, als ob das
Tondik
ganze Dasein ein einziger ungeheurer Spaß sei. Frau
zuzeich
Sorma war ein bischen gar zu gereift für diese Rolle,
absicht
und die ihr fremde Wiener Mundart fesselte sie etwas.
tragen,
Eine saufte Elegie in thräuenfeuchten Augen stand ihr
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gut an, aber dem Schmerz des letzten Actes gab sie
Pastor
allzu starke Farben. Die Verzweiflung hätte herber
fessor
und schlichter kommen müssen: so wirkte Christinens
Fortstürzen allzusehr wie Theater.
Was soll ich von dem Vater des Herrn Reicher
früher
sagen? Man weiß, wie rührend in Einfalt, die die
Haus