II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 239

Liebelei
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5. LiaLSTeT
„wahtennru
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Abe sie siel doch wenig ins Gewicht gegen= tion gegenüber diesem Gesetzwerk bereits zu wie der Sozialdemokrat Stadthagen, an die
Schmerzenskinde unserer Juristen noch allerh
über der erfreulichen Erscheinung, daß sich bei solcher Vollendung gebracht, daß wir uns zu
häßliche Auswüchse bemerken, die sie in, der K
allen anderen Parteien, auch soweit sie anfäng= jedem Zugeständniß verstehen könnten, das nur
mission gemächlich beschneiden wollen. In die
lich im Einzelnen schwerwiegende Bedenken gegen einigermaßen mit unserer Ueberzeugung in Ein¬
Weise wird die Debatte wohl noch einige T#
den Entwurf erhoben hatten, diesem gegenüber klang zuringen ist; wenn wir auch vielleicht
sich fortwälzen.
ein erfreulicher Umschwung vollzog.
zum Schluß zu der resignirenden Erkenntniß
Ein Um¬
Die Konservativen möchten Herrn Stö
gegenüber dem bürgerlichen Gesetzbuch gelangen
schwung der von der weitsehenden und vernünf¬
gern zu einem völligen Rücktritt aus dem vol
werden: Ich habe schon so viel für Dich ge¬
tigen Anschauung ausging, daß nichts thörichter
schen Leben veranlassen. Nachdem die „Kreuzz
than, daß mir zu thun fast nichts mehr übrig
wäre, als deshalb, weil man nicht Alles er¬
und der „Reichsbote“ schon allerlei zarte o
bleibt!
auch unzarte Winke gegeben haben, kommen
reichen kann, nichts erreichen zu wollen.
Möchten doch Alle zu dem Standpunkt, auch die „Dresd. Nachr.“, das Organ der säch
Leider haben nicht alle Parteien sich der
daß man auf einer Sekundärbahn weiter beför
Schnitzler ein großes, psychologisch glücklich arbeitendes
Theater, Kunst u. Wissenschaft.
wurde. Alle Augenblicke wurde angehalten
Talent zu, bewundere die Symphonie seiner Empfin¬
ein Schoppen Interesselosigkeit genehmigt. Beobac
dungen, die in seinem Werk harmonisch zusammenklingen,
A. Dl—r. Die neuerlichen klassischen Anwandlungen
ließ sich die dramatische Gegend dabei ganz nett,
und stehe mit Andacht vor der Poesie der Liebe, die der
des Deutschen Theaters, über die wir verschiedene Bulletins
wirklich interessant waren nur die paar Höhepunkte, d
„Liebelei“ sozusagen die erloschenen Augen zudrückt.
herausgaben, haben sich zu einer Kongestion heftigster Art
erster die Scene zwischen dem Gatten und seinem
„Liebelei“ schließt mit einem Schmerzensschrei wahrer
gewendet, die nur durch eine kalte Kompresse etwas be¬
schänder, deren zweiter und letzter die Liebesklage der
Liebe, und diese Liebe ist's, die dem Stück und seiner
hoben werden konnte. Die von Premièrenfiebern ange¬
lassenen Christine im dritten Akt ist. Anfangs d
Moral, wenn davon überhaupt zu reden — ein Ende
griffenen Köpfe erhielten eine kühle Kleistvorstellung zur
dritten Akts überkam mich die dreimal heilige Furcht,
mann. Zuvor der skelettirte Inhalt: Einer jener Luxus¬
Beruhigung. „Der zerbrochene Krug“, über den Direktor
er mit Mord und Selbstmord enden würde. Und si
studenten, deren Hauptbeschäftigung das Studium des
Brahm, der Evangelist Kleist's, einst so viel Hohes pfal¬
füllte sich; Schnitzler konnte es sich nicht entgehen 1#
Weltgenusses ist, hat ein Verhältniß mit einer Frau pou¬
mirte, wurde einem modernen Schauspiel, „Liebelei“ be¬
den alten, niederträchtig trivialen Todesausgang ##
pa#ser le temps. Die zeitweilige Muße, die solch ein
titelt. beigegeben. Das Shakespeare'sche Wort zu paro¬
führen. Ein Mädel, gesund, ja geistesstark in all
Verhältniß auferlegt, läßt ihn eine Spielerei mit einer
diren, „lachte Brahm mit dem einen Auge Schnitzler und
Anschauungen, empfindet bei der Todesnachricht ihres
armen Musikantentochter Namens Louise Millerin,
weinte mit dem anderen Kleist.“ Mit dem Krug wurde
liebten, daß „sie ihm nichts“ war, daß er
pardon Christine Weiring beginnen. Das Mädel,
eine Art Libation dem „alten Modernen“, mit der
ihr sprach, wie von seinem Zimmer, seinen Frem
ein jungblütiges Hausmütterchen, nimmt die Sache ernst.
„Liebelei“ ein — Hochachtungsschluck dem „neuen Moder¬
seinen Cigarren u. s. w. und im Schmachgefühl dieser
Gerade zur Zeit, wo der Luxusstudent dem Gatten tödtliche
nen“ gebracht. Der Vorläufer, gewissermaßen der Johannes
achteten Stellung zu ihrem Ideal, will sie zu#f
Rechenschaft geben soll, überkommt auch ihn etwas wie
der Täufer der Modernen, Kleist, erhielt seinen Einakter
Grabe; man verweigert ihr dieses billige Bitten, austa
Liebe zu dem armen Ding — doch er geht und
mit dem Vermerk „gut“ zurück, und als Prämie wurde
dahin zu geleiten, eine Austobung ihres #
fällt dem Pistolenschützen Hymens zum Opfer. Das Mädel
ihm eine Besetzung zweiter Klasse zu Theil. Herr
schmerzes zu gestatten!! Warum weiß ich nicht; i
oder besser „die Kleine“, erfährt davon erst, als alles vor¬
Müller=Hanno hatte als Dorfrichter Adam eine
scheinlich nur darum, um ihren Sprung in's Wasse
bei, ihr „Fritz“ begraben ist, und stürzt sich aus dem Bache
eigene Auffassung; ohne der Komik Dörings, noch der
„dramatische Nothwendigkeit“ erscheinen zu lassen!
ihrer Thräuen in die in der Nähefließende Donan. Dieses ernste
Charakteristik Krauses ganz ebenbürtig zu sein, bot er doch
ist meines Erachtens eine Schwäche der Dichtung,
Liebespärchen aus Zeitvertreib hat der Verfasser mit einem
eine achtungswerthe Leistung. Nach meinem Geschmack
sie kein Mittel weiß, ihre bis dahin gesunde, wenn
andern, lockren Liebelei=Duo kontrastirt. Die Sceuen dieser
„vergeistigte“ er den Adam zu sehr. Pfiffig und dick¬
schwärmerische Heldin von dem „Wasser“ fern zuh
beiden Paare sind kunstgerecht gemischt. Späßchen folgt
schädelig ist ein Bauer vom Schlage Adams; das Müller¬
Das ist eine Schwäche, ja ein Bruch im Empfinde
auf Ernst und umgekehrt. Der erste Akt zeigt ein Jung¬
sche Kolorit deckt diesen Rembrandt=Buren nicht ganz
die bedeutende Arbeit, daß dieser „Klage des gekrä
gesellenheim mit obligatem, unvorbereitetem Souper und
Von den übrigen Kleist=thätigen Darstellern lebt in meiner
Herzens“ kein Trost zu finden, nicht einmal der B
den beiden süß und bitter girrenden Pärchen. Sie fliegen
Erinnerung noch die Frieb, ist mir die Schramm
des Grabes als eine äußere Ablenkung zu ermög
auf, als der „Gatte“ eintritt und seine Hörner an seinem
noch gegenwärtig. Friede deshalb mit den Herrschaften,
war! Christine war bisher nicht als „vom Stamm
Gegner wetzt. Die Scene zwischen dem Betrogenen und
die ihr Bestes gaben und mit Anstand die schwere Prüfung
Asra“ gezeichnet; trotz aller tiefen und wahrende
dem Ehebanditen war von fast unheimlicher Wirkung.
„den zerbrochenen Krug“ gauz zu halten, bestanden. Ar¬
schaft schmeckt „diese Limonade matt“ liebe
Hier habe ich gleich Herrn Nissen den Preis des Er¬
thur Schnitzler hatte es dagegen besser, ihm strahlte
Die Darstellung hat des Erfolges besten Theil für
folges des ersten Aktes in Hochachtung zu überreichen.
das lachende Auge des Direktors in huldvollst gewährter
Anspruch zu nehmen! Frau Agnes Sorma
Die Rolle ist nur episodisch, aber sie ließ den Prometheus¬
erster Besetzung! Oder hatte Direktor Brahm die woh
diese Christine. Selten wirkte das große, reiche
funken des echten Talents Nissens hell erstrahlen!
begründete Befürchtung, daß eine laue Darstellung das
der schönen Frau so einheitlich, wie in dieser
Schon im ersten Akt erzählt der Verfasser Feuilletons,
Werk gefährden könne, da es viel, viel mimischen Rück¬
grats bedarf? Von ganzem Herzen gestehe ich Herrn und das größte Wohlwollen wird nicht leugnen können, Diese rührende Einfachheit und dieser sich allmähli
Das „Veriner Prendenbiant is durch Vertrag mit den „Verein Vierliner Gastbofsbesitzer“ in einer den Zinmern de Heleis ensprecheih
Hotels jedem Gast auf's Zimmer gelegt. — Das „Berliner Fremdenblatt“ ist das einzige Blatt, das in den Hotels an die Fremden vertheilt werden
den Hotels erhält. Auch ist das „Berliner Fremdenblatt“ das officielle Organ der „Centralstelle für den Berli
Oledt Fusé(
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