II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 259

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5. Laszelei box 10/3
K. Minderheit befindlichen Regierungen von
Mersieht. Da über ging es dem Fürsten Bismarck, wie es spater anfung an bis zu Ende das Referet in der Angelegenheit hatte.
lund den Phrasen= der konservativen Partei gegangen ist. Stöcker wollte nicht lediglich] Es heißt ferner, daß es in materieller Hinsicht an Versuchen nicht
weder ein großer Werkzeug sein. Er wollte dem Fürsten Bismarck nicht nur dienen, fehlte, zu einem einheitlichen Votum zu gelangen. Die Opposition
Iständigkeit (die doch nie ganz vollständig ist) die künstlerisch feinere heirgtheten Frau. Wer sie ist, erfährt man nie; auch nicht, wie sie
ist: — wie es denn ein Merkmal unsres Dichters ist, alles Unwesent¬
Andeutung. Und die zarten, halben Gefühle, die feinen Vorstöße
liche in Dunkel zu hüllen. Holz und (Schlaf würden noch die ver¬
und leisen Regungen statt der brutal=kompakten Ganzgefühle — die
stachdruck in verbeten.
storbenen Großeltern dieser Dame genau## beleuchtet haben. Man
ja auch innerhalb des Naturalismus jenen weichen müssen.
Aber was will so viel theoretisches Gerede bei einem solchen Buch! hört nur, daß sie ein schwarzes Kleid anhatt, daß sie mit ihm und
Das Buch führte den dreißigjährigen Anatol durch mancherlei zarte, dem Gatten am vorigen Abend in einer Loge im Theater saß, und
jur Schnitzler insankte, verlogene, witzige, süße und lyrisch=weiche Situationen. Immer daß nachher die Drei gemeinjam soupirten; das sagt immerhin genug.
k mittlerer Gestalt, dreht es sich um Weibliches. Bald um die holde Cora, die Anatole Und nun erfährt man das einzig Wesentliche: Fritz glaubt, daß man
sen Vollbart: Arzt in der Hypnose befragen könnte, ob sie ihm treu ist, — und die ers ihm und ihr auflauert, daß irgend ein Verdacht geweckt ist; sie selbst
hat es befürchtet; es handelt sich nur um Ahnungen, aber diese
serufes ein Dichter. lieber nicht befragt. Bald um eine verheirathete Frau, die nicht den
Schiller'sch zu reden — „finistren Aspekten“ erzeugen eine eigen¬
Schaar, die nachMuth zur Liebe hat; die dem „süßen Mädl“ aus der Wiener Vor¬
thümliche Stimmung.
Ritarbeiter und die stadt kontrastirt wird die ihn hat. Bald um ein ausgehendes Ver¬
Sie wird verscheucht durch das Eintreffen der zwei „süßen
hie und da auf=hältniß mit einer Verheiratheten, bald um ein Circusgeschöpf, bald
Mäd'ln.“ Die zwei süßen Mäd'ln sind die Verhältnisse von Fritz
lschau“ auf deutsch: um ein Theatermädel, das beim Abschied brutal offen wird, bald um
lerben“, dann auch eine Dirne, die einen Augenblick versuchte, ein liebendes Weib zu und seinem Freund. Der Freund ging mit Mizi, einer hübschen
veröffentlichte, und sein, bald um eine zur Disposition gestellte Ilona, die an Anatols lleichtsinnig=wurstigen Kreatur; und um Fritz aus jener gefährlichen
Endlich kannten Hochzeitsmorgen das Gemach verläßt mit den Worten: „Auf Wieder=ldreieckigen Sphäre loszueisen, hat er ihn mit Mizi's Freunoin bekannt
1 die Hand gefallensehen! . .“ Der Inhalt ist nichts. Die Art der Darstellung wunder= gemacht. Die heißt Christine und ist die Tochter eines Violinspielers
im Titel das Wortl fein, ohne schlimme Schärfe, — sodaß diese anscheinend „gewagten“sam Josefstädter Theater. Aber dieses schlichte blasse Mädel, das
Märchen“, von der Szenen auch ein keusches Oberlehrergemüth ohne wesentliche Entrüstung noch nie geliebt hat, wächst in eine tiefe, unüberwindbar
tiefe Neigung zu Friz hinein. Und auch
er liebt sie,
genießen würde. Und eine Stimmung schwebt über dem Ganzen,
hwittert, ging von
in seiner Art: neben der Andern; halb hingebend und
jas Anatol=Buch ge=sso zart und leicht, — soviel Grazie und ironische Melancholie, daß
doch in jeder besten Stunde wie immer zweifelnd, ob diese Stunde
mner im Banne des nur ein kennzeichnendes Wort dafür am Platz ist: entzückend.
Jetzt hat dieser bald schalkhafte, bald träumende, bald skeptisch ihm nicht lögt. Die beiden Paare, das oberflächlich=lustige und das
fer bewundert.
een kleine Dramen kopfschältelnde und bald innig anbetungsvolle Poet ein Drama ge=tiefer=innige, verbringen einen Frühlingsabend in Fritzens Wohnung;
n die Aufführungs=Ischaffen — im Deutschen Theater wurde es gespielt — das in seiner sie lachen selig und viel, und als sich nach dem Essen Fritz ans
e Dramchen spielt schlichten Tragik den Hörern ans Herz griff, und das seinen Dichter Klavier setzt, klingelt es. Ein Herr tritt ein, die Mädel werden ins
Nebenzimmer entfernt. Es ist der Gatte. Ein Mann von fünfund¬
mehrere Gassen mit einem Schlage in den Kreis der Besten rückte, die wir besitzen.
wwelchem die Dame Wir freilich, wir Wenigen, haben längst gewußt, was er war: jetzt dreißig Jahren; sein Name ist auf dem Theaierzettel nicht einmal ge¬
nannt; es heißt: „Ein Herr“,
Holz und Schlaf würden den Re¬
Aufführung stärker weiß es auch das berlinisch=westliche Theaterpublikum. Er hatte einen
Inwebzart, so luftig, tiefen und freudigen Erfolg. Und doch ist er im Grunde auch hier gierungsbezirk genannt haben, in dem er seine Konfirmandenjahre
mit dem jetzt noch nicht ein Dramatiker im üblichen Sinne. Es handelt sich um eine verlebte. Die Scene ist kurz: der Mann weiß alles; er erhebt die
Faust, aber er bezwingt sich; es wird ein Zweikampf stattfinden. Als
iimsten Wirkungen seltsame Erscheinung: er hat weit mehr Stimmungselemente als
der Herr weg ist, kommen die Mädln und der Freund wieder ins
dramatische Elemente — und er ist trotzdem bühnenwirksam auch im
Zimmer. Der Freund ist unterrichtet. Eine entfernte Todesahnung
Hoesieen? Schnitzler Sinne der Masse! Es giebt keine Längen: alles fesselt auch den
jen geblieben, und Alltagsbesucher. Das liegt wohl an dem tiefmenschlichen einfachen dämmert vorübergehend herauf. Dann wieder etwas Lustigkeit —
äußerliche — die Mädel wissen ja nichts; nur Christine ist seltsam
nncthal, welcher sich Inhalt seiner Tragödie.
unruhig. Der Freund begleitet schließlich die Mädel nach Haus, Fritz
Eine Tragödie ist es, wenn er „Liebelei“ auch Schauspiel nennt.
zum „Anatol“ ihr
„also spielen wir Eine Tragödie ist es, wenn auch manches lustige und halb=lustigel bleibt allein im Zimmer. Die Lichter sind ausgelöscht. „Gute Nack“
ruft Christine noch von der Straße herauf; Mizi ruft übermüthig:
ab zart und traurig, Wort herzliches Lachen weckt. Ja, eben darum eine wahre Lebens¬
„Gute Nacht, Du mein herziges Kind“; der Freund pfeift im Davon¬
und gestern, böser tragödie, weil beide Elemente, das leichtsinnige und das schmerzenvolle,
kr. halbes, heim=dicht beieinander wohnen. In einer halb leichten, halb dunkel= gehen die Melodie des „Doppeladler“, die allmählich verklingt. Fritz
steht noch einen Augenblick am Fenster; dann sinkt er in einen Fauteuil.
Es wird mehr der gefälbten Stimmung setzt alles ein, Jauchzen könt dann dazwischen,
Es ist schwer zu beschreiben, wie wundervoll die Stimmung ist,
die Dinge selbst. Lebensfreude, wienerischer Uebermuth, aber schon hier senkt
Rein. Welt herauf=sich, in einer kurzen schweren Seene, von der nur Zwei wissen, die über diesem ersten Akt ruht. Die Hörer empfanden sie tief; und
Einkes war von Anfang an klar, daß sie innerlich ganz mitgingen; so
ickten Holz'= Schlaf=Ider Schatten hernieder, — der dann zum Tode führt.
Statt der Voll=junger Mensch, Fritz Lobheimer, hat ein Verhältniß mit einer ver=einig diesmal, wie lange nicht. Das menschlich und wienerisch Echte,
erdaes