II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 264

belei
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stiruiren, daß Herr Colbus und seine Freunde sich mit dem
bürgerlichen Gesetzbuch überhaupt nicht beschäftigen wollen, so
lange die Ausnahmegesetze in den Reichslanden nicht aufgehoben] Mi
sind. Wahrscheinlich würde dann der Standpunkt der Elsaß= Rei
Wien geworden, so kalt, so klein, und so schablonenhaft erschienen:
uns die Wiener Bühnenwerke, daß Schnitzlers Schauspiel eine er¬
Sti
quickliche Ueberreschung bedeutete. Freudig Ueberraschte pflegen
sehr dankbar zu sein; und so wird an mancher Stelle heute schon
die kommende Dichtergröße Schnitzler's verkündigt. Das ist zu
viel der Verheißung, wenn es mir erlaubt ist, meiner subjektiven
Empfindung Ausdruck zu geben. Uns hier kann es gewiß freuen,
W
wenn begabte Kräfte in Wien nicht feiern, wo anderwärts am Fort¬
der
schreiten intimer, moderner Kunst gearbeitet wird. So reizvolle
Studien und Stimmungen aus dem Wiener Leben, wie in der
Nat
„Liebelei", konnten nur von einem fein poetischen Kopf ersonnen
üb
werden. Aber die wienerische, weiche, kosende Anmuth, in die
sich leichtblütiges Grisettenthum und selbst innerlich brutaleNo
Gewissenlosigkeit der Lebemannwelt kleidet, spricht da eben¬
falls mit. Im Norden tritt Beides in rauheren Formen stei
auf. Der junge Wiener Student, der in süßer Gedankenlosigkeit
frevelt wie im kindischen Spiel sündigt und zerstört, #frei
ist immer noch von einem Hauch von Liebenswürdigkeit beseelt. AnI im
seiner Stelle erscheint bei uns leicht der trotzig begehrliche Genu߬
mensch. Sein rauheres Kraftbewußtsein enthüllt tiefer greifende und
weiter klaffende soziale Gegensätze. Vor stärkere Aufgaben, vor hef¬
tigere Lebensäußerungen, vor rauhere Euergie ist der Dichter ge¬
stellt, und der Dichter von größerer Weltauffassung wird da leichter
sich der Gefahr aussetzen, befehdet zu werden, als der zartere Geist,
der tragische Bitterkeiten weniger herb vorzutragen, sie zu versüßen
versteht. Dem Reiz des melancholiebewegten Idylls der „Liebe
verschließe ich mich nicht; aber große erschütternde tragis
erkenne ich nicht darin. Die sorgsam gefeilte dichteris
im Deutschen Theater eine ebenso sor
Trefflich gelungen war der Charakter der wien
durch Frau Schneider (Mizzi) und Herrn
Kaiser), und Agnes Sorma schuf als
von ergreifender Lebendigkeit, wiewohl zu Aufe
Unbefangenheit durch den Zwang, in Wiener Mi
gelitten hatte. — Neben der Novität wurde gest
„Zerbrochener Krug“ im Deutschen Thec
tigen, humorbeseelten Dorfrichter gal
Neben ihm erschienen die anderen Da¬
m Jubiläum der Main=Ne
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uns aus Darmstadt vom 5. d. M.
Augli
man hier den Jubiläumstag der Betrieb
ffnung
Strecke der Main=Neckar=Eisenbahn festli
Am 16. Avril 1846 hatte die erste Probefahrt zwischen De
und Langen stattgefunden. Auf den 22. Juni fällt der Beginn
des Befahrens der hessischen Strecke von Darmstadt bis Heppen=]G
heim mit den Zwischenstationen Eberstadt, Zwingenberg und
Bensheim und von Darmstadt bis Langen, ohne Zwischenstation
Seitens der Großherzoglich Hessischen Eisenbahn=Baudirektion.
Der Zusammentritt der gemeinschaftlichen Direktion erfolgt am
11. Juli. Am 16. Juli kommt es zur Eröffnung der Strecke A