II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 266

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5. K. n ertenenenckh
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emus des Lebens mit der idealen Weltanschauung des Dichters,
e sieht schon in der Schuld für sich, wenn sie der Schuldige
ur ehrlich bekennt, eine Sühne, und vielleicht ist es nur ein
zugeständniß an das moderne Gesellschaftsprinzip, das ihn diese
Sühne zum Tod im Duell sich tragisch zuspitzen läßt. Und das
st es, was an seinem Drama, dem nebenbei bemerkt, ein anderer
Titel vielleicht besser gestanden hätte, packt und rührt — nicht
illein die meisterhafte Charakterschilderung und die Treue des
Lokalkolorits, vor allen Dingen die ernsthaft ethische und prak¬
tische Auffassung und Verarbeitung eines in der That alltäg¬
lichen Stoffes, die Konsequenz der Durchführung und duneben
der Muth der Aufrichtigkeit —
das ächt menschliche Mitempfinden
des Dichters —
ein glücklicher Griff fürwahr und eine achtungs¬
werthe Arbeit!
Und das ist es auch, was uns und unserer Literatur noth thut:
ehrliche Gesinnung und redliches Mühen, auch im Dichtwerk
unser Dasein auf den Grund einer gefestigten Weltanschauung
zu stellen, nicht ein mehr oder weniger leichtfertiges Spiel mit
Schuld und Sühne im sozialen und persönlichen Leben zu
treiben, die Begriffe zu verwirren, und sich zuletzt mit irgend
einer tönenden Phrase der Verantwortlichkeit dafür zu entziehen!
Dazu gehört aber etwas mehr, als das Talent, Witze zu
machen und literarische Phantastereien zu treiben!
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(Farbenphotographien.] Ueber das von uns schon kürz¬
lich geschilderte Dr. Selle'sche Verfahren der photographischen
Aufnahmen in natürlichen Farben wurden beim letzten Projektions¬
abend der Berliner Freien photographischen Vereinigung einige
weitere Angaben gemacht. Das Selle'sche Verfahren gibt keine
Photographie der Farben, sondern gefärbte Photographien. So¬
wohl die drei zu jedem Bilde erfordeklichen Negative, wie auch
die davon gewonnenen drei Positiyé sind, wenn sie aus der
Kamera kommen, einfach von demselben Ton, wie gewöhnliche
Photographien; ihre Farbenpracht wird erst dadurch erzeugt, daß
man sie färbt, d. h. in eine bestimmte Anilinfarbenlösung ein¬
taucht. Das Wesen des Verfahrens und seine hohe Bedeutung
besteht darin daß es dem Dr. Selle gelungen ist, jene drei Farben
in einer Abstufung festzustellen, welche die wunderbare Farben¬
racht erzeugt, und außerdem das Verfahren technisch so auszu¬