Liebelei
9. Tnenenenenen
box 10/3
Die Berliner Theatersaison 1895/96.
Von
Paul Schlenther.
Das Jahrbuch der deutschen Bühnengenossenschaft zählt für
den Stadtkreis Berlin nahezu dreißig Theaterunternehmungen auf.
Die Reihe beginnt am Opernplatz und endigt weit hinten in der
Perlebergerstraße. Für das gesprochne Drama kommen künstlerisch
nur sieben Bühnen in Betracht, auf denen zuweilen der Versuch
unternommen und noch öfter der Anspruch erhoben wird, die
deutsche Schauspielkunst ihrer möglichsten Höhe entgegenzuführen.
Vom künstlerischen Standpunkt scheiden unter diesen sieben wiederum
zwei Bühnen sofort aus: Die eine ist das Schillertheater, weil es
auch diesmal nur zwei wenig bedeutende Novitäten (Jacobowskis
„Dyab den Narren“ und Langenscheids „Haller und
Sohn“) gebracht hat und sich im Uebrigen damit begnügte, neben
älteren Klassikern jüngere Spaßmacher billig an den Mann
und an das Mädchen aus dem Volke zu bringen. Die andre
Bühne, die für uns ausscheidet, ist das dem Schillertheater gegen¬
über gelegne, allerdings gründlich ande# artete Residenztheater,
das seine Aufgabe darin sieht, mit zum Theil glänzenden komischen
Kräften (Alexander, Pagay), die neusten Pariser Boulevardzoten
und ihre zahmern deutschen Nachbildungen, von denen Fischer¬
Jarnos „Rabenvater“ nicht übel gelungen war, in polizeilich
angeordneter Verdünnung bekannt zu machen.
Unter den fünf verbleibenden Schaubühnen stand während
der abgelaufenen Saison künstlerisch und literarisch das Deutsche
9. Tnenenenenen
box 10/3
Die Berliner Theatersaison 1895/96.
Von
Paul Schlenther.
Das Jahrbuch der deutschen Bühnengenossenschaft zählt für
den Stadtkreis Berlin nahezu dreißig Theaterunternehmungen auf.
Die Reihe beginnt am Opernplatz und endigt weit hinten in der
Perlebergerstraße. Für das gesprochne Drama kommen künstlerisch
nur sieben Bühnen in Betracht, auf denen zuweilen der Versuch
unternommen und noch öfter der Anspruch erhoben wird, die
deutsche Schauspielkunst ihrer möglichsten Höhe entgegenzuführen.
Vom künstlerischen Standpunkt scheiden unter diesen sieben wiederum
zwei Bühnen sofort aus: Die eine ist das Schillertheater, weil es
auch diesmal nur zwei wenig bedeutende Novitäten (Jacobowskis
„Dyab den Narren“ und Langenscheids „Haller und
Sohn“) gebracht hat und sich im Uebrigen damit begnügte, neben
älteren Klassikern jüngere Spaßmacher billig an den Mann
und an das Mädchen aus dem Volke zu bringen. Die andre
Bühne, die für uns ausscheidet, ist das dem Schillertheater gegen¬
über gelegne, allerdings gründlich ande# artete Residenztheater,
das seine Aufgabe darin sieht, mit zum Theil glänzenden komischen
Kräften (Alexander, Pagay), die neusten Pariser Boulevardzoten
und ihre zahmern deutschen Nachbildungen, von denen Fischer¬
Jarnos „Rabenvater“ nicht übel gelungen war, in polizeilich
angeordneter Verdünnung bekannt zu machen.
Unter den fünf verbleibenden Schaubühnen stand während
der abgelaufenen Saison künstlerisch und literarisch das Deutsche