II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 270

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Liebel
5. Sssei box 10/3
atersaison 1895/96.
sches irdisch erscheinen kann. Im
hen aber ist diese Gesellschaft, die
heaterjahr zusammenhalten soll,
nur noch selbst übertreffen, wenn
Schauspieler des Lessingtheaters,
die Nachbarbühne übertreten. Zur
sitztruppe für modern=realistische
ktern Berlins höchstens noch ein
schendarsteller zu haben. Wenn
wäre ein einseitiges Ideal deutscher
Weichbildes der Reichshauptstadt
dem Wege zu diesem Ideal lagen
Rosmers „Tedeum“, Schnitzlers
Heimanns „Weiberschreck“, und,
lungen von Hirschfelds „Müttern“
tudie „Zu Hause“.
n in der Bahn dessen, was man
bezeichnen pflegt. Diese Dichter
des Lebens ungemischte Freude
Aber sie suchen auch nicht das
die Mischung kommt es ihnen an.
antum der Ingredienzen, sind sie,
Schnitzler läßt ein lebenslustig
st enden, bei Hirschfeld und Halbe
die Resignation des Andern er¬
letzt ein heller Sonnenschein die
diese Art Dichtung hört der Gegen¬
uf, was freilich keine Erfindung
le echten Humoristen, von Homer
hr Fontane, dichteten jenseits jenes
Drama der letzten hundert Jahre,
hwurde, quälte sich, durch Schillers
stise der Bretterfabrikanten andrer¬
isatz ab. Reine Trauerspiele und
vie vor, wird es geben, so lang'
Stunden die Brust des Menschen
voller Lust. Aber noch gewöhn¬
d demselben Auge die bittre wie
werden sich nicht an jenen Gegen¬
vornehmlich solche Dichter halten,
Die Berliner Theatersaison 1895/96.
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deren Aufgabe die Darstellung des gewöhnlichen Lebens ist. Alle
diese modernen Tragikomödien bewegen sich hic et nunc in der
Sphäre der Durchschnittsmenschheit. Georg Hirschfeld führt uns
in die Berliner Judenschaft, noch bevor diese den „Zug nach dem
Westen“ unternommen hat. Frau Elsa Bernstein, die ihr Pseudo¬
nym Ernst Rosmer dem Genius Ibsens dankt, führt uns in eine
Münchner Musikerfamilie. Max Halbe führt uns in eine Berliner
Chambregarniewirthschaft. Arthur Schnitzler führt uns in den
Verkehr kleiner wienerischer Bürgermädchen mit der dortigen jungen
Lebewelt. Berlin, Wien, München, so verschieden die Luft ihrer
Gassen ist, so verschieden weht sie durch diese Lebensstücke; aber
diese Berliner, Wiener, Münchner gehören doch im Wesentlichen
einer Menschheitsgruppe an, der Mittelschicht zwischen Hoch und
Niedrig: geistiges Proletariat und vermögenslose Bourgeoisie,
kleine Existenzen; in ihrem täglichen Thun und Treiben, in ihrem
Inwendig und Ringsumher treu nach der Natur, aber mit einem
Blick der Liebe dargestellt. Auf allgewaltige Konflikte, auf ein
riesengroßes Schicksal, das den Menschen erhebt, wenn es ihn zer¬
malmt, konnten die Dichter in diesen Kreisen nicht stoßen. Aber
sie begnügten sich doch nicht mit der bloßen Wiedergabe des
„Milieus“; voller Mitleid entdeckten sie, wie gerade in diesen engen
Milieus und an ihnen Herzen brechen und sich verbluten; wie ein
Wille gelähmt wird, wie Talente verkommen. Auf manche Frage,
die das kleine Leben an uns stellt, geben diese Dichter die Ant¬
wort. Wenn die Antwort nicht immer befriedigt, woran liegts?
Die vier Stücke hatten am Deutschen Theater ein sehr ver¬
schiednes Bühnenschicksal. „Die Mütter" „Liebelei" und „Zu
Hause“ erhielten sich ein gutgesinntes Publikum durch die ganze
Saison. „Lebenswende“ und „Der Weiberschreck“ fielen schon bei
der ersten Vorstellung ab. „Tedeum“ wurde sehr freundlich auf¬
genommen, übte aber doch keine Anziehungskraft aus, obwohl es
nicht nur das reinste, sondern auch das fröhlichste von allen vier
Stücken ist; auch hier fließen Thränen, aber sie werden getrocknet.
Ernst Rosmers Gefühlskomödie heißt „Tedeum“, weil der
gute Peter Kron mit seinem ausgeborgten Chor das Berliozsche
Tedeum aufführen will und erst nach Ueberwindung großer Schwie¬
rigkeiten dazu kommt. Diese Schwierigkeiten liegen in ihm selbst und
werden von Andern überwunden. Er könnte schon Großvater sein
und ist Kind geblieben. Seine Musik ist seine Welt. In der
wirklichen Welt kennt er sich nicht aus. Nur mühsam wird er von
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