II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 276

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der
rkli
5. Liebel
1
atersaison 1895/96.
rschfeld. Das Mädchen ist nicht
Puise Millerin (auch hier kommen
die Tochter eines Geigers. Der
eois, aber Einer, der zur jeunesse
sichtige Bürgerskind zögernd und
der flotten Welt eingeweiht wird,
keit und Wiener Lebenslust um¬
halb andächtig, halb befremdet,
on feiner kundiger Künstlerhand
r Laune dargestellt — ein Akt,
völlig andern Miliens mit dem
etteifernd. Die kleine, bleiche
n ihrem feschen Fritz. Fritz aber
inem Ehegatten, den er betrog,
ksal dieses Rache übenden Mannes
ubruch auch sie betrogen ward,
liebten verloren hat. Nun ist
schluß. Sie überlebt es nicht.
f fand als „Tedeum“ und auch
Erfolg noch übertrifft, so verdankt
intimen Reizen, die im Einzelnen
pfunden sein wollen. Noch mehr
toffe; denn nichts ist auf dem
Thema: „a bisserl Lieb und a
heit is alleweil dabei.“ Freilich
die Falschheit nicht entscheiden.
tscheiden. Darum hat man auch
schön ihn Frau Sorma
elte,
Wäre Fritzerl gesund wie ein
gekehrt, hätte er seinem Mädel
zu thun, hätte sich das
Arme geworsen,
1. Daß ein so lie
empfunden. Chr
re Berliner sagt: „W
und fügsam in den Tod.
re Lage voll zum B
ihr Lebensüberdruß.
wird, so wird diese
ten
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Die Berliner Theatersaison 1895/96.
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Volkskind, als ihm das Herze bricht, der Geist und des Geines
Ausdruck, die Rede, immer klarer und immer freier.
An Erfolgeskraft und an Erfolgesdauer beim ersten Wurf
wurden die drei einzig bei zutenden Neulinge der Saison, Rosmer,
Hirschfeld und Schnitzler, einst von Max Halbe und seiner
„Jugend“ weit übertroffen. Dagegen ist jetzt Max Halbe mit
seiner „Lebenswende“ hintet jenen drei Jüngsten weit zurück¬
geblieben. „Lebenswende“ fiel durch, weil sich das Rückgrat dieses
Stückes für die Bühne als viel zu schwach erwies. Aus fünf
überaus fein, zum Theil meisterhaft und originell porträtirten,
aber nicht entwickelten Menschennaturen wollte sich kein Gesammt¬
bild gestalten. Die Fäden, die zwischen den fünf Porträts das
künstlerisch einigende Band herstellen sollten, glitten theils zu dünn,
theils zu wirr. Man ward müde, weil man nicht recht klug draus
wurde. Jahrzehntelang hat unsre Literatur schmerzlichst die
Charakterkomödie zu vermissen gehabt. Was sich als solche anbot,
war Bretterwerk gewesen, leblos, leiblos und lieblos. Halbe
schuf eine Charakterkomödie; aber er übersah, daß die Bühre doch
auch, wie jeder Kunststoff, ihre Bedingungen stellt, und daß auf
ihr das Wirkliche auch wirken muß. Halbe versäumte es, bei
seinen fünf Leuten, die deshalb nicht unlebendiger zu werden
brauchten, als sie sind, aus der Fülle ihrer Existenz die bezeich¬
nenden Züge stärker herauszugreifen.
Wie Halbe, so scheiterte auch der junge Anfänger Moritz
Heimann mit seinem Schwank: „Der Weiberschreck“. Er war
auf gutem Wege, ein verbrauchtes Lustspielmotiv neu zu beleben.
Er sah seine Gestalten ziemlich klar vor sich, aber als er sie ent¬
wickelt hatte, wußte er nichts mit ihnen anzufangen und gerieth
in ein weitschweifiges Einerlei.
Obwohl auf einer andern Bühne, im Lessingtheater, aufgeführt,
schließt sich an diese jüngsten Erzeugnisse der modernen Realistik
Hermann Sudermanns „Glück im Winkel“ an. Unter allen
neuern Theaterschriftstellern ist Sudermann derjenige, der am be¬
wußtesten auf den Ausgleich von Wirklichkeit und Wirkung hinzielt.
Hierin liegen die Bühnenerfolge, aber auch die dichterischen
Schwächen dieses rebust=zaghaften Talentes, an dem man so gern
seine Freude hätte, wenn man sich nicht immer wieder an ihm
ärgern müßte. Wenn Sudermann naiv den Ausgleich von Wirk¬
lichkeit und Wirkung fände, so wäre es eine That, sogar die
erlösende That. Daß er aber diesen Ausgleich mit Bewußtsein