II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 299

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5. K. Sn
Lu. Deutsches Gesammt=Gastspiel im Alex¬
sandra=Theater. Der Komödie „Untreu“ ging heute
Abend das dreiactige Schauspiel „Liebelei“ von Arthur
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Schnitzler voran. Wie so häufig, brachte die „Liebelei“
eine Enttäuschung. In unserer Erinnerung verblieb,
wenn wir das Theater auch erst vor kaum einer halben
Stunde verlassen haben, nur der dritte Act. Mit diesem
beginnen wir auch. Christine (Frl. Witt), die Tochter
eines Orchestermitglieds, liebt mit der ganzen Kraft
der ersten Liede den Studirenden Fritz Lotheimer
sich an der
(Herr Stockhausen). Dieser sonnt
Liebe des sentimentalen Mägdleins, hat aber ein
etwas dunkles Verhältniß mit einer verheiratheten
Dame, deren Bekanntschaft wir nicht machen, daher wir
auch nicht beurtheilen können, warum die Liebe den
quält. Klar ist uns nur, daß die
Bruder Studio so
Dame die Entdeckung fürchtet, die in der That erfolgt
und ein Duell zwischen dem betrogenen Ehegatten und
Fritz nach sich zieht. Fritz fällt im Duell, Christine sucht,
als sie havon erfährt, den Tod. Wenigstens glauben wir
es, da ihr Vater (Herr Klein), als sie ungestüm forteilt,
und der Vorhang fällt, mit dem Ausruf zusammen¬
bricht: „Ich sehe sie nie mehr wieder!" Es war sehr
traurig, wäre es aber sicherlich weniger gewesen,
wenn Frl. Witt nicht so vortrefflich gespielt hätte. Um
ihres Spieles willen sei ihr auch die Wahl des Stückes
verziehen. Der ihr gezollte Beifall war ein wohlver¬
dienter, ihr Erfolg ein wirklich künstlerischer. Fein abge¬
tönt, ohne Effecthascherei spielte sie das ahnungsvolle
Mägdlein, die von brennendem Schmerz erfaßte Jungfrau.
Ein hübsche Leistung, doch zu werthvoll für den Raymen,
in welchem sie geboten wurde. Herr Stockhausen
hatte heute abermals die traurige Pflicht, nicht so zu
können, wie er wollte. Sein Antheil waren während des
Gastspiels vorzugsweise haltlose Charaktere. Herr Stahl
svielte den praktischeren Freund Theovor leicht, wie die
Rolle verlangt, pfiff — nebenbei bemerkt — sehr hübsch und
fand in der traurigen Schlußscene den Theodors Charakter
fern liegenden ernsten Ton. Herr Klein als Christinas
Vater und Frl. Timling als deren leichtfertige
Freundin halten mit Geschick mit, den Rahmen für die
Rolle der Christina zu schaffen.
Uns dünkt, die „Liebelei“ verdarb die Stimmung für
„Untreu“, wenigstens für den ersten Act, nach welchem
wir das Theater verließen.
Mittwoch, den 13#ten März¬
Zum lesten Mal:
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Schauspiel in 3 Akten von Arthur Schnitzler.
In Scene gesetzt von Philipp Bock.
Personen:
Hans Weiring, Violinspieler am Josesssädter“
Theater
Adolf Klein.
Christine, seine Tochter
Lotte Witt.
Mizi Schlager, Modistin.
Ida Timling.
Katharine=Binder, Frau eines Strumfwirkers Autonie Schindler¬
Heuser.
Fritz Lotheimer
(Eman. Stockhausen,
Theodor Kaiser jungen Leute.... Ludwig Stahl.
Ein Herr.
... Albert Patry.
Ort: Wien, Zeit: Gegenwart.
Ant
reu.
Komödie in drei Akten nach Roberto Bracco von Otto Eisen¬
In Scene gesetzt von Philipp Bock.
Personen:
Graf Silvio Sangiorgi
Albert Patry.
Gräfin Clara Sangiorgi
Jenny Groß.
Gino Riccardi
Ludwig Stahl.
Ein Diener
Paul Arndt.
Lorenzo, Diener
Emil Seyfarth.
Ein Kammermädchen.
Martha Alberti.
Ort der Handlung: Neapel.—Zeit: Gegenwart.
Reihenfolge der Vorstellung: 1) Liebelei, 2) Untreu.