II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 322

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5. Lichelei
was sie hätt' mich am liebsten vor ihr auf die Knie nieder- vergällt ihre Lebensfreude. Fritz kommt unter einem stärker ausgeprägt sind, gestattet keinen Schluß auf¬
Felen, ihr geworfen, sie um Verzeihung zu bitten, daß ich sie so Vorwand, Abschied von Christine zu nehmen — das völlige Fehlen des Leichtsinns. Denn ohne diesen
eigungen, gut behütet hab' vor allen Gefahren — und vor allem natürlich nur für einen, höchstens zwei Tage. Mit dem Leichtsinn hätte sie wohl kaum ein so großes Gefallen
Glück!“ So ruft der Alte schmerzbewegt, und mit Jnstinet der echten Liebe wittert jedoch Christine eine gefunden an dem Verkehr mit der über alle Maßen
Liebelei“ einer Wendung zu der anklagenden Frau fügt er Gesahr. Fritz beruhigt sie und scheidet — nicht ohne leichtsinnigen Mizi, und hätte sie es noch viel
der Sache hinzu: „Was hat denn so ein armes Geschöpf schließ= die Ahnung, daß diese Stube und dieses Mädchen weniger dem Studenten Fritz so leicht gemacht, sich
ihm hätten mehr werden können, als sie gewesen. ihrer zu bemächtigen. Von diesem Leichtsinn aber
Eht. Deu lich von dem ganzen großartigen Bewußtsein seiner
Er kehrt nicht wieder. Im dritten Act erfährt hatte Fräulein Witt ihrem Spiel nichts
Tugend.“
eliegende
Schrift¬ Das ist eine gar gefährliche Moral, die da ge= Christine, daß er im Duell gefallen ist, um einer Anderen beigemischt. Sie schlug gleich von voruherein
willen.... „Und ich hab' ihn angebetet. Hat er tragische Accente an, von denen sie sich in der Folge
n konnte, predigt wird, wenn hier von Moral überhaupt noch
denn das nicht gewußt, daß ich ihm Alles hingegeben naturgemäß um so weniger frei zu ringen vermochte,
sogar an die Rede sein kann. Das schmälert jedoch nichts an
rgtheater, dem psychologisch Bemerkenswerthen, das in der hab' was ich ihm hab' geben können, daß ich für ihn als die Situation sich ja thatsächlich, je weiter das
Stück vorschreitet, gewitterhaft verdüstert. Daß es
gestorben wäre; daß er mein Herrgott gewesen und
nmen ist. Thatsache einer offenen Proclamirung des „Rechts
ihrem Spiel gleichwohl nicht an Reiz gebrach, bedarf
meine Seligkeit, hat er denn das gar nicht bemerkt?
en. Der des Mitgenießens“ gelegen ist. Die Reclamirung
bei einer so ausgezeichneten Künstlerin wohl keiner
Er hat von mir fortgehen können mit einem Lächeln,
end, und dieses „Rechtes“ ist ja allgemein in unserer Zeit.
besonderen Versicherung. Am besten, u. z. bis
fortgehen können aus dem Zimmer und sich für eine
Hatte, wie Nur in der Form des Anspruchs besteht einige —
Andere niederschießen lassen. Vater, Vater, verstehst zum Rühren gut war sie, wo sie noch in Zweifeln
Vorbericht meist durch die örtlichen Verhältnisse bedingte —
#litt und bangte. In den gesteigertsten Affecten
Du das?“
riositäts= Verschiedenheit. Hier sehen wir nun die „Liebelei“
So jammert und rast das nun selber todtwund des Schlusses jedoch verlor sie das schöne Gleichmaß.
hlag, die als eine Unterart dieser Forderung ausgespielt,
getroffene Mädchen und stürzt fort, um sich selber zu Hier wurde sie überlaut, klangen ihre Schreie scharf,
n Grund= wobei am charakteristischsten, daß nicht die, schließlich
tödten. Der Vater aber ringt verzweifelt die fast kreischend. Wenn auch im Aussehen
Engl
noch durch die Kritiklosigkeit ihrer Jahre einigermaßen
Fräulein
stand
ie Frage:
frauenhaft
Hände und weiß auf die Frage, ob er das verstehe? zu
entschuldigte Jugend diese Forderung erhebt, son¬
Mizi doch dem Typus des
hlusse des
in der Rolle der
nichts zu sagen.
Anfange dern daß das bedächtige Alter es ist, das die diese For¬
Madels“ bedeutend näher.
richtigen „Wiener
Hier aber hätte der Dichter nach unserem Dafür¬ Dazu gesellte
der
derung vertritt. Das ist ein Sympton, das nicht der
Förderung
sich zur
Dichter erfunden hat sondern das in der Zeit lebt.
halten dem Alten doch die Zunge und das Verständniß Gesammtwirkung bei ihr die Vertrautheit mit
von dem
lösen, er hätte ihn etwa sagen lassen müssen: „Ja
Bebels „Recht der Frau“ geht nicht weiter in der
dem Dialect, der dem Gehör auch des Norddeutschen
es Unter¬
wohl, du armes Kind, ich verstehe ganz gut die
Sache
manches schmeichlerisch beizubringen vermag, was in
uf die be¬
Handlungsweise Deines Geliebten. Denn was Euch
der hochdeutschen Aussprache schroff und selbst hart
Der erste Act des Schnitzler'schen Stückes macht
nwendung
verbunden, war nur „Liebelei“ und keine Liebe. Und
klingen würde. Die Nachbarin Binder spielle
uns zu Zeugen einer kleinen vergnügten Abendgesell¬
wann das
das muß wohl der, die„ Lisbelei“ Abgrundtief von der
Fräulein Stengl im Ganzen gewandt, im Einzelnen
schaft zu Vieren im Hause des Studenten Fritz. Fritz
Engeschicht¬
echten Liebe scheidende Unterschied sein, daß jene kein
nicht frei von der Sucht, sichtbarer hervor zu treten,
icke etwas und Cyrisine, Theodor und Mizi — so gruppiren
Pflichtgefühl kennt und kein Recht, diese aber Pflicht
als die Rolle es rechtfertigt. Für flotte Bursche,
rütteln= sich die Paare. Man lacht, tanzt, ist ausgelassen,
und Recht und Alles, was gut und edel ist, in sich ver¬
die, ohne an das Morgen zu denken, heute fröhlich
da schellt die Glocke. Drei verschwinden in einem
eine
einigt.“ Aber freilich — nach dem was er ihn über das
und vergnügt in den Tag hinein leben und lieben,
Nebenzimrzer, der Vierte, Fritz, erhält Besuch.
diesem
Es ist der Gatte einer Frau, mit der Fritz „Recht des Mitgenießens“ hat sagen lassen, konnte
waren die Herren Nhil — Fritz — und Bozenhardt
nes alten
mit Christine „ge¬ er solche Wocte dem Alten gar nicht in den Mund
als Theodor — zu rund und zu reif. Doch
In Mädchen zur selben Zeit, da er
legen. Denn wenn der je eine Ahnung gehabi von
fanden Beide sich mit dem sprachlichen Theil ihrer Auf¬
dungleich liebelt“, ein ernsteres Liebesverhältniß unterhalten.
dem was Liebe ist, hätte er sich nie und nimmer
gabe zur Zufriedenheit ab. Mit der Rolle des
egefällige Ein Duell ist unvermeidlich. Der durch diesen
zum Anwalt der Liebelei auswerfen können.
Geigers wußte Herr Flashar nichts rechtes anzu¬
ein wach- Ausblick beschworene und nun in die Stimmung
Wie das ganze Stück in seinem Verhältniß zu dem
fangen.
und spinnt voll Lust hereinfallende Todesschatten — das ist
Daß die Vorstellung zum Benefize für Fräulein Witt
hiesigen Publikum, so stand und litt auch die Dar¬
über die eine geschickt benutzte, wirksame Gegenüberstellung,
stellung unter dem Druck des Fremdartigen. Ein stattfand, haben wir schon in unserem Vorbericht
und damit schließt der erste Act. Der zweite Act
baar sei,
mitgetheilt. Wohl zumeist in dieser Veranlassung
bald stärkerer bald schwächerer Zug zur Sentimentalität
aber denkt spielt im Vaterhause Christines, in der Atmosphäre derer,
war das Haus übersüllter, als den auf Eckplätzer
ustehenden die Anspruch erheben auf das „Recht des Mitgenießens“, und verliebten Schwärmerei, der Hund in Hand geht
H. E. W.
Er hat Christine ist zu ihrem Unglück empfindsamer als mit einer gleichfalls verschiedenen Dosis eines Sitzenden lieb sein konnte.
ungfer ge-ihre Gefährtin Mizi. Sie will nicht nur mit-, sie goldigen Leichtsinns, ist eine Charaktereigenschaft des
geopfert, will allein genießen, und die Furcht, daß sie schon „Wiener Madels“ von der hier gezeichneten Art.
„O, ich jetzt nicht mehr allein ist in dem Besitze des Geliebten, Daß bei Christine die beiden ersteren Eigenschaften