Liebele
5. — box 10/4
Berndaro Seuverrich.
derer 10
jußte. —
der elek¬
m. Im Alten Theater ging am Sonntag als Novität Arthur
letzteSchnitzler's Schausviel „Liebelei“ in Scene. Was uns Schnitzler
in dem dreiactigen Drama erzählt, ist die alte und doch immer wieder¬
undld
kehrende Geschichte von einem vornehmen jungen Manne, der mit einem
rühet in
schlichten Mädchen eine „Liebelei“ anknüpft, die von dem Kinde aus dem
erwieder
Volke für wahre Liebe gehalten wird, das Mädchen unglücklich macht und
diener¬
sch#eßlich zum Selbstmord treibt. Gleich im Beginn des Stückes macht
vermißt
uns der Verfasser mit diesem jungen Elegant Fritz Lobheimer und dessen
auch die
Freund Theodor Kaiser bekannt. Beide sind n der Wahl ihter Eltern
ahre alte
sehr vorsichtig gewesen und leben daher als Sudenten an der Wiener
Jäscherin,
Universität in den besten Verhältnissen. Ihre Zeit wenden sie vor Allem
ite, einen
dazu an, das Stuhium der Liebe praktisch zu betreiben. Der Freund
Diebstahl
Lobheimer's, Theodor Kaiser, ist hierin von liebenswürdiger Oberfläch¬
denselben
lichkeit. Ihm geht das Bedürfniß, sich zu amüsiren, über Alles und so
sind für ihn auch die Weiber nur zum Erholen da. Tragische Ver¬
wickelungen und irgendwelche Scenen liebt er nicht. Fritz
eine tiefgehende Natur. Er unterhielt
Lobheimer dagegen ist
bislang ein sträfliches Verhältniß mit der Frau eines Anderen und sucht
Director
nun im Verkehr mit Christine Weiring Beruhigung. Während aber
lage“ von
für deren Freundin Mizi Schlager die Liebelei die beste Unterhaltung
nit seinen
ist, ist es bei Christine wahre und echte Liebe, was sie für den leicht¬
erfreuen.
sinnigen Fritz Lobheimer empfindet. Zwar fließt in ihren Adern auch
und wer
das leichte Wiener Blut, aber sie denkt doch dabei, während die fesche
Das Gros
Mizi lustig in den Tag hineinlebt, ohne Moral und ohne Qual.
iben muß,
Während einer lustigen Kneiperei in der Wohnung Lobheimer's an der
brama¬
die beiden Mädchen theilnehmen, ertönt plötzlich die Flurglocke. Der
bes Wohl¬
lustige Theodor Kaiser eilt mit den beiden Mädchen in ein Nebenzimmer
Tietsch
während der Gemahl der Dame, zu der Fritz Lobheimer in einem sträf¬
kontaglichen Verhältniß steht, das Zimmer betritt und dem Studenten die an
zilien
seine Frau gerichteten Liebesbriefe vor die Füße wirft. Das übliche
2 Theilen,
Duell soll den Schlußeffect in diesem Liebesskandal bilden. Den dunklen
Vereins¬
Schatten des Todes, der nun auf einmal in diese Stimmung voll Lust
ci haben
und Freude hiteinfällt, hat der Dichter vortrefflich zu benutzen verstanden.
Der zweite Act zeigt uns Fritz Lobheimer in der Mansarden=Wohnung
Christinens. Arm in Arm steht er mit ihr am Fenster und läßt seine
Blicke über das Häusermeer Wiens bis zum Kahlenberge schweifen,
dessen Gipfel im Glanze der Abendsonne erglüht. Hier kommt ihm das
ant „Zum
Bewußtsein, was ihm Christine ist, daß er an ihrer Seite das Glück
80 Textil¬
„Ursachen
gefunden haben würde, mit dem er so oft gespielt. Er verabschiedet
n für den
sich von Christine auf einen oder zwei Tage. Letztere aber ahnt die
tsch. Die
Gefahr, die dem Geliebten droht und will ihn nicht von sich lassen.
von einem
Endlich gelingt es ihm, das liebende Mädchen zu beruhigen und er folgt
bei dem
seinem Freunde, dem lebenslustigen Theodor Kaiser, um sich nach dem
imten das
Schauplatze des Duells zu begeben, den er nicht lebend wieder verlassen
soll. Im dritten Act erhält Christine die Kunde von dem Tode ihres Fritz,
tagte am
daß er im Duell gefallen ist, um einer Anderen willen. Das durch diese
nach Ent¬
ie der Ar¬
Nachricht selber zu Tode getroffene Mädchen reißt sich aus den Armen ihres
en. Eine
verzweifelten Vaters, der sie zu trösten versucht und stürzt fort — in den
t und eine
Tod. Die Handlung ist voll Lebenswahrheit, dabei einfach und natürlich,
feststellen,
ohne jede Künstelei. Der Dichter schiebt die moralisirende Logik gänzlich
ultat einer
bei Seite und fordert nur Mitleid für das in den Tod gegangene Mädchen.
Die gestrige Aufführung des literarisch sehr werthvollen Stückes war
1 Personen
eine ganz vorzügliche. Sämmtliche Darsteller gaben ihr Bestes. Die
tenz einen
gehalten
Hauptrolle, die der Christine, lag in den Händen der Fr. Franck und
wurde von derselben vortrefflich wiedergegeben. Ausgezeichnet verstand
es die Dame, die Gemüthlichkeit der echten Wienerin, die kleinbürgerliche
Verlegenheit und die heißeste Zärtlichkeit für den Geliebten zur Darstellung
ist.
zu bringen. Die Schlußscene des letzten Actes, in der Christine den Tod
des Geliebten erfährt, war eine erschütternde Darstellung des feelischen
Acten von
Schmerzes. Frl. Dalldorf wußte die immer lebenslustige Wienerin,
utbesetztem
die nichts tragisch nimmt, bestens zur Geltung zu bringen. Ihre Mizi
Meisters,
Schlager war ein echtes Wiener Kind voll Gutmüthigkeit und Naietät. Mit
talig hier
dem Wiener Dialekt fand sich die Dame ausgezeichnet ab. Herr Hänseler
recht leb¬
war völlig in seinem Elemente. Er wußte den seichten, alles ernste
ßlungenen
Empfinden meidenden Studenten Theodor Kaiser ausgezeichnet zu
ten sich in
charakterisiren. Ebenso wußte der Künstler die Unbehaglichkeit, welche
Handlung
ihn beim Ueberbringen der Todesnachricht in der Wohnung Christine's
er von den
Der alte Vater
erfaßt, vorzüglich zum Ausdruck zu bringen.
instudirten,
Christine's wurde von Herrn Körner sehr gut gespielt, desgleichen die
der an den
Strumpfwirkersfrau Katharina Binder von Frl. Lauterbach.
ind exacter,
Dem Drama voran ging, gleichfalls als Novität. Pailleron's einactiges
vorzüglich
Lustspiel „Gewitterschauer“ in der deutschen Bearbeitung von
schlagender
Dora Duncker. Im Vordergrunde der Handlung steht die Entführung
vergriffen,
der von ihrem Gatten vernachlässigten Frau v. Thiais durch Herrn
rschwendet.
v. Nohant. In einer Gewitternacht langt das Paar in einem einsam
Shte auf
gelegenen Wirthshause unweit der Grenze an und sucht dort Unterkunft
zier¬
vor den Unbilden des Wetters. Der Wagen, in welchem das Paar seine
aber
Flucht unternommen, hat Schaden gelitten und muß reparirt werden.
naus“
Der Wirth übernimmt die Ausführung dieser Reparatur, will sich aber die
Zurigen
Gelegenheit, solch vornehme Gäste gehörig zu rupfen, nicht entgehen
zy annt.
lassen und verschiebt die Reparatur auf den folgenden Tag, statt sie gleich
zn Heist
vorzunehmen. Inzwischen ist die Flucht des Paares von der Freundin
u üiges
Jeanne's v. Thiais, der Frau v. Castelli, bemerkt worden. Sie setzt den
reit viel
Flüchtigen nach und überrascht sie in dem einsamen Alpen=Wirthshause,
Sie sucht Jeanne v. Thiais zur Rückkehr zu bewegen. Doch fallen alle
Fllus¬
ihre Worte auf unfruchtbaren Boden. Nun schließt sie die Flüchtlinge ein
Zuline
und beobachtet dieselben. Der Gewitterregen wird immer stärker, ebenso
dal fast
ichchsen
die Erregung des Herrn v. Unsant und der Frau v. Thiais. Sie wollen
Vohein,
fliehen und sehen vom Fenster aus, daß ihr Wagen verschwunden ist,
nerich losj
10
[here
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Berndaro Seuverrich.
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m. Im Alten Theater ging am Sonntag als Novität Arthur
letzteSchnitzler's Schausviel „Liebelei“ in Scene. Was uns Schnitzler
in dem dreiactigen Drama erzählt, ist die alte und doch immer wieder¬
undld
kehrende Geschichte von einem vornehmen jungen Manne, der mit einem
rühet in
schlichten Mädchen eine „Liebelei“ anknüpft, die von dem Kinde aus dem
erwieder
Volke für wahre Liebe gehalten wird, das Mädchen unglücklich macht und
diener¬
sch#eßlich zum Selbstmord treibt. Gleich im Beginn des Stückes macht
vermißt
uns der Verfasser mit diesem jungen Elegant Fritz Lobheimer und dessen
auch die
Freund Theodor Kaiser bekannt. Beide sind n der Wahl ihter Eltern
ahre alte
sehr vorsichtig gewesen und leben daher als Sudenten an der Wiener
Jäscherin,
Universität in den besten Verhältnissen. Ihre Zeit wenden sie vor Allem
ite, einen
dazu an, das Stuhium der Liebe praktisch zu betreiben. Der Freund
Diebstahl
Lobheimer's, Theodor Kaiser, ist hierin von liebenswürdiger Oberfläch¬
denselben
lichkeit. Ihm geht das Bedürfniß, sich zu amüsiren, über Alles und so
sind für ihn auch die Weiber nur zum Erholen da. Tragische Ver¬
wickelungen und irgendwelche Scenen liebt er nicht. Fritz
eine tiefgehende Natur. Er unterhielt
Lobheimer dagegen ist
bislang ein sträfliches Verhältniß mit der Frau eines Anderen und sucht
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nun im Verkehr mit Christine Weiring Beruhigung. Während aber
lage“ von
für deren Freundin Mizi Schlager die Liebelei die beste Unterhaltung
nit seinen
ist, ist es bei Christine wahre und echte Liebe, was sie für den leicht¬
erfreuen.
sinnigen Fritz Lobheimer empfindet. Zwar fließt in ihren Adern auch
und wer
das leichte Wiener Blut, aber sie denkt doch dabei, während die fesche
Das Gros
Mizi lustig in den Tag hineinlebt, ohne Moral und ohne Qual.
iben muß,
Während einer lustigen Kneiperei in der Wohnung Lobheimer's an der
brama¬
die beiden Mädchen theilnehmen, ertönt plötzlich die Flurglocke. Der
bes Wohl¬
lustige Theodor Kaiser eilt mit den beiden Mädchen in ein Nebenzimmer
Tietsch
während der Gemahl der Dame, zu der Fritz Lobheimer in einem sträf¬
kontaglichen Verhältniß steht, das Zimmer betritt und dem Studenten die an
zilien
seine Frau gerichteten Liebesbriefe vor die Füße wirft. Das übliche
2 Theilen,
Duell soll den Schlußeffect in diesem Liebesskandal bilden. Den dunklen
Vereins¬
Schatten des Todes, der nun auf einmal in diese Stimmung voll Lust
ci haben
und Freude hiteinfällt, hat der Dichter vortrefflich zu benutzen verstanden.
Der zweite Act zeigt uns Fritz Lobheimer in der Mansarden=Wohnung
Christinens. Arm in Arm steht er mit ihr am Fenster und läßt seine
Blicke über das Häusermeer Wiens bis zum Kahlenberge schweifen,
dessen Gipfel im Glanze der Abendsonne erglüht. Hier kommt ihm das
ant „Zum
Bewußtsein, was ihm Christine ist, daß er an ihrer Seite das Glück
80 Textil¬
„Ursachen
gefunden haben würde, mit dem er so oft gespielt. Er verabschiedet
n für den
sich von Christine auf einen oder zwei Tage. Letztere aber ahnt die
tsch. Die
Gefahr, die dem Geliebten droht und will ihn nicht von sich lassen.
von einem
Endlich gelingt es ihm, das liebende Mädchen zu beruhigen und er folgt
bei dem
seinem Freunde, dem lebenslustigen Theodor Kaiser, um sich nach dem
imten das
Schauplatze des Duells zu begeben, den er nicht lebend wieder verlassen
soll. Im dritten Act erhält Christine die Kunde von dem Tode ihres Fritz,
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daß er im Duell gefallen ist, um einer Anderen willen. Das durch diese
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Nachricht selber zu Tode getroffene Mädchen reißt sich aus den Armen ihres
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verzweifelten Vaters, der sie zu trösten versucht und stürzt fort — in den
t und eine
Tod. Die Handlung ist voll Lebenswahrheit, dabei einfach und natürlich,
feststellen,
ohne jede Künstelei. Der Dichter schiebt die moralisirende Logik gänzlich
ultat einer
bei Seite und fordert nur Mitleid für das in den Tod gegangene Mädchen.
Die gestrige Aufführung des literarisch sehr werthvollen Stückes war
1 Personen
eine ganz vorzügliche. Sämmtliche Darsteller gaben ihr Bestes. Die
tenz einen
gehalten
Hauptrolle, die der Christine, lag in den Händen der Fr. Franck und
wurde von derselben vortrefflich wiedergegeben. Ausgezeichnet verstand
es die Dame, die Gemüthlichkeit der echten Wienerin, die kleinbürgerliche
Verlegenheit und die heißeste Zärtlichkeit für den Geliebten zur Darstellung
ist.
zu bringen. Die Schlußscene des letzten Actes, in der Christine den Tod
des Geliebten erfährt, war eine erschütternde Darstellung des feelischen
Acten von
Schmerzes. Frl. Dalldorf wußte die immer lebenslustige Wienerin,
utbesetztem
die nichts tragisch nimmt, bestens zur Geltung zu bringen. Ihre Mizi
Meisters,
Schlager war ein echtes Wiener Kind voll Gutmüthigkeit und Naietät. Mit
talig hier
dem Wiener Dialekt fand sich die Dame ausgezeichnet ab. Herr Hänseler
recht leb¬
war völlig in seinem Elemente. Er wußte den seichten, alles ernste
ßlungenen
Empfinden meidenden Studenten Theodor Kaiser ausgezeichnet zu
ten sich in
charakterisiren. Ebenso wußte der Künstler die Unbehaglichkeit, welche
Handlung
ihn beim Ueberbringen der Todesnachricht in der Wohnung Christine's
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Der alte Vater
erfaßt, vorzüglich zum Ausdruck zu bringen.
instudirten,
Christine's wurde von Herrn Körner sehr gut gespielt, desgleichen die
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Strumpfwirkersfrau Katharina Binder von Frl. Lauterbach.
ind exacter,
Dem Drama voran ging, gleichfalls als Novität. Pailleron's einactiges
vorzüglich
Lustspiel „Gewitterschauer“ in der deutschen Bearbeitung von
schlagender
Dora Duncker. Im Vordergrunde der Handlung steht die Entführung
vergriffen,
der von ihrem Gatten vernachlässigten Frau v. Thiais durch Herrn
rschwendet.
v. Nohant. In einer Gewitternacht langt das Paar in einem einsam
Shte auf
gelegenen Wirthshause unweit der Grenze an und sucht dort Unterkunft
zier¬
vor den Unbilden des Wetters. Der Wagen, in welchem das Paar seine
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Flucht unternommen, hat Schaden gelitten und muß reparirt werden.
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Der Wirth übernimmt die Ausführung dieser Reparatur, will sich aber die
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Gelegenheit, solch vornehme Gäste gehörig zu rupfen, nicht entgehen
zy annt.
lassen und verschiebt die Reparatur auf den folgenden Tag, statt sie gleich
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vorzunehmen. Inzwischen ist die Flucht des Paares von der Freundin
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Jeanne's v. Thiais, der Frau v. Castelli, bemerkt worden. Sie setzt den
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Flüchtigen nach und überrascht sie in dem einsamen Alpen=Wirthshause,
Sie sucht Jeanne v. Thiais zur Rückkehr zu bewegen. Doch fallen alle
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ihre Worte auf unfruchtbaren Boden. Nun schließt sie die Flüchtlinge ein
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