II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 338

5. Liebelei
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tungen. Ich glaubte Grund zu der Annahme zu haben, daß „obe¬
man in den Kreisen unserer Darsteller dem modernen gebur
Drama ablehnend gegenüberstehe, und ich freue mich, daß ich wand
ruf.
mich getäuscht habe. Herr Körner, der den alten Violin¬
spieler Weiring mit seiner Zukunftsmoral ganz vortrefflich
verkörperte, gab damit einen erfreulichen Beweis dafür, daß! Dien
er die gute Rolle zu schätzen und zu vielen weiß, gleichviel Biqu¬
Refer
aus welcher Kunstrichtung sie ihm zukommt. Die beiden
sagen
Mädchengestalten, Christine und Mizi, fanden in Frau Franck
den
und Fräulein Dalldorf ausgezeichnete Vertreterinnen, die
wie 7
erstere gemüthvoll und hingebend, die andere lustig, fesch und
hafen
oberflächlich. Der Schwerpunkt von Mizi's Rolle liegt im
hat „
ersten Akt; hier erntete Fräulein Dalldorf unbestrittenes
das 2
Lob und freudige Anerkennung ihres schönen Talents. Bei
300 g
Christinen's Rolle liegt der Schwerpunkt im dritten Akt; hier
der h
gelang es der Kunst unserer schönen Frau Franck, beim
Dame
Publikum einen tiefen, nachhaltigen Eindruck hervorzurufen.
die H.
Zwei weitere Musterleistungen waren die der H##en Hän¬
Remb
seler und Otto, welche die beiden „jungen Le#e“ spielten.
Aben)
Der erstere, als Fritz Lobheimer, war ein echte lebensfroher
von
Wie er, der andere, Theodor Kaiser, eine nicht u inder lebens¬
Quad
froht, aber nachdenkliche und energielose Natur. Herr Otte
verkörperte den Theodor in durchaus angemessener Weise und
„Ultir
ve lieh dem Wesen des unstäten jungen Mannes ein recht
den R
sympathisches Gepräge. In kleineren Rollen waren noch Herr
haben¬
Taeger und Fräulein Lauterbach gut am Platze.
Lustsp
Es darf schließlich nicht vergessen werden, die hervor¬
Roller
ragenden Verdienste der Regie (Oberregisseur Grünberger)
die A
anerkennend zu erwähnen. Die sorgfältige Vorbereitung machte
nannt
sich an vielen Stellen der Aufführung deutlich bemerkbar.
Stück
Im Interesse des guten Geschmacks wünsche ich dem
daher
Drama „Liebelei“ auf unserem Repertoire eine recht lange
akte
Dauer. Ist auch der Sommer für den Besuch des schlecht
ist all
ventilirten Theaters wenig geeignet, so verdient doch ein
auf d.
solches Bühnenwerk, daß man ihm ein paar Stunden lang
fessore
die wonnige Abendkühle eines Gartens zum Opfer bringt.
umges
Constzutin Bulla.
Schaft
Eine neue Operette von Meisier Johann Strauß,
über.
„Walldmeister“, wurde am Sonntag Abend im Neuen Thea¬
führt
ter zum ersten Male in Leipzig aufgeführt und fand, um das
rath L
vorweg zu sagen, mit ihren ersten beiden Akten lebhaften
dankbe
Erfolg, während sie mit ihrem dritten Akte so gut wie völlig
köpfen
abfiel. Ja, diese dritten Aktel sie waren schon oft genug
Sicher!
das frühzeitige Grab so mancher Bühnenwerke. Meister
Jooial.
Strauß, der Schöpfer der fröhlich=frische Lebenslust sprühen¬
stempel
den „Fledermaus“, hat das Greisenalter errei#t, er hat,
so daß
1825 geboren, die „70 überschritten und dieses aktum zeigt
hypern
sich an seinem „Waldmeister“. Er nahm noch einmal seine
zum B.
ganze Walzer= und Liederkraft, den einstigen „Strauß“ zu¬
Den li,
sammen, schuf damit glücklich auch zwei prächtige Akte, aber
der mit
beim dritten war die Kraft erschöpft, erlahmt, das Greisen¬
dauer 4
alter machte sich geltend. Wohl versucht er darüber hinweg¬
raths?
zutäuschen, wie er es mittels Farbe und Pomade als Mensch
mann
ja auch mit Erfolg vollzieht, aber hier gelang ihm die Täu¬
und n
schung nicht. In den ersten beiden Akten noch hoch und
thuend
gerade, im dritten schlaffes Hängen der Arme. In den
Paul
ersten beiden Akten fröhliche Märsche, prickelnde Walzer und
wie e:
sinnige Lieder, im dritten — Kehraus: das ist der 71jährige
Kapital
Johann Strauß im „Waldmeister“. Vielleicht würde er
stine v.
auch noch für den dritten Akt Sangeskraft genug gehabt
naives
haben — wenn ihm der Librettist auch nur ein wenig
wünsch
unter die Arme gegriffen hätte, aber auch dieser hat sein
werden
überdies noch herzlich geringes Können in den ersten beiden
zinger
Akten verpufft und so hatte auch er für den dritten Akt nichts
Richard
mehr übrig. Von dramatischer Handlung ist indeß in der
als Ka
ganzen Operette keine Spur zu finden, von Charakter=Zeich¬
berücke:
nung noch weniger und die paar komischen Einfälle, die der
schmach
Autor, ich möchte sagen als „Possenreißer“ zu Tage fördert,
und F
hat er nicht fortzuführen und auszunutzen verstanden. Ein
geduld
paar hübsche Scenen, das ist alles, was der Librettist ge¬
füllung
geben hat.
Rollen
Die sogenannte „Handlung“ spielt in einer sächsischen
Provinzialstadt; wahrscheinlich, weil der Autor einen komi¬
schen, natürlich sächselnden Professor der Botanik gebraucht
hat. Wo er aber das Vorbild zu diesem koupletsingenden
Professor gefunden hat, das zu sagen, sollte dem Autor,
Donne.
Gusten Davis, schwer fallen. Indeß, dieser Figur ver¬
Abende
dankt die ganze Operette ihre komische Wirkung und darum
Palaste
seitit dem Autor wegen ihrer Unmöglichkeit nicht weiter
statt,
gerechtet. Dasselbe gilt von der flotten Sängerin „Pauline“,
lebensf
die der Autor der Dresdener Oper imputirt. Auch sie ist
wird.
im Leben ebenso unmöglich, wie alle übrigen Figuren der
Inserat