II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 339

5. Liebelei box 10/4
anene
1
TA

CA 9
S
. Beilage zum Leipziger Lag
Spiel
Neues Theater.
gezeid
Leipzig, 21. Juli. Der Eindruck des gestrigen Theater= das ;
Verar
abends konnte kein befriedigender sein; in dem einactigen
Leiter
Lustspiel „Gewitterschauer“ von Pailleron, bearbeitet
Im &
von Dora Duncker, kann der Schluß nur peinlich berühren
auch:
um 2
und in den Schauspiel „Liebelei“ von Arthur Schnitzler
nicht
halten die zwei letzten Acte nicht entfernt was der erste
verspricht.
Pailleron ist ein geistvoller Autor und hat gute Gedanken; denen
aber sie eignen sich bisweilen nicht für dramatische Aus= gedeck
gestaltung. In seinem Einacter will er uns vorführen, wies sie tre
ihr S
die von der Phantasie ausgemalten Bilder in der Wirklichkeit
Fester
verblassen und wie die schönsten Abenteuer den Schmetterlings¬
war.
staub von ihren bunten Flügeln verlieren, wenn sie an der den i.
nehme
Polizei und den Gerichten vorüberstreifen. Das junge,
in sträflichem Verhältniß stehende Liebespaar hat beim
innige
Gewitter in der Alpenherberge durch die drohende
ihr Ei
Gefahr der Verfolgung so viel Angst auszustehen, daß
nach !
es durchaus nicht zu den Verzückungen der Liebe kommt.
zunehr
Jea#ne von Thiais ist anfangs zu stolz, sich bekehren
Mißst
zu lassen, und bietet der Freundin Trotz, die sie zur
nicht
Einzel
Rückkehr mahnt, so lange es noch Zeit ist. Doch als sie und
ihr Freund eingeschlossen sind und nicht entkommen können, sichtli
walte,
trotz aller wohlerwogenen scenischen Möglichkeiten, da
gelte.
faßt sie doch eine Bestürzung gegenüber den kommenden
Häschern und Rächern, und als nun das Haus von allen
Gendarmen umstellt ist und die Freundin wiederkehrt, dal schloß
wandert Jeanne von Thiais aus Furcht vor den Proceßacten die Ki
Grupt
mit gesenktem Köpfchen heimwärts und überläßt ihren Ent¬ köstlich
führer der siegreichen Frau von Castelli die sich golden
alsbald des nun freigelassenen Liebchens bemächtigt. Dasentroll
a in der Idee ganz schön, aber da uns die Vor= sonste
st
geschichte fehlt, da wir nur die Katastrophe sehen, bei der sie we
die Hauptpersonen noch dazu eine klägliche Rolle spielen, verkehr
so kann das Stück kein Interesse einflößen. Fräulein ist zun
Mancke als Frau von Castelli war eine leichtsinnige Lebe= heit d
dame, ebenso beredtsam wie entschlossen; Frl. Rudolfi Lichter
schlang
nit
spielte die schwankende Jeanne von Thiais recht lebendig in
den Verlegenheitsscenen, in denen auch Herr Stephany] Rakete
als Louis von Nohant eine große Beweglichkeit an den Tag; die sar
legte. Die das Haus umstellenden Gendarmen wollen indeß! da sol
nicht das Liebespaar einfangen, sondern die Schmuggler, dietechnisc
in der verrufenen Herberge hausen, deren schläfriger Wirths gnügen
(Herr Krause) und deren geweckte und kühne Wirthin! Worte
(Irl. Dällbörf) ein sehr ungleiches Paar bilden:— Der von
Schmuggler Battista des Herrn Thiele war ein gutes
dem sie
Genrebild. Einigen matten Beifallsbezeigungen am Schluß
Kleiner
hübsche
folgte sogleich die Opposition.
angetre
„Liebelei“ von Arthur Schnitzler ging nicht so klang¬
verschw
los zum Orkus hinab; nach dem ersten Act war der Beifall
Waldes
recht lebhaft, der aber weiterhin ermattete. Der erste Act
Sterne
ist voll lebendiger Bewegung; Schnitzler hat das Interieur
war, si
einer Wiener Junggesellenwirthschaft mit markigen Strichen
soll ni
gezeichnet; es herrscht hier ein lustiger flotter Ton. Diese
ratur 1
Mizi Schlager mit ihrer gutherzigen und naiven Liederlichkeit
ist ein Charakter von erquicklicher Frische, und Fräulein
flott, daß sie in Gemein¬
sie
Dalldorf spielte
schaft mit dem forschen Theodor Kaiser des Herrn
Vom
Hänseler diesen Scenen, welche die tüchtige Begabung
des Autors für realistische Malerei darlegen, lebhaften Beifall
verschaffte. Herr Hänseler, wenn er den Kellner nachahmt,
in der
Frl. Dalldorf, wenn sie halbberauscht und verschlafen nach
Schachl
girten
der früheren zündenden Munterkeit dasitzt — das waren
ländisch
wohlgelungene Figuren des Wiener Lebens. Doch sie treten,
entgege
obschon Nebenpersonen, in solcher Weise in den Vordergrund,
mit de
daß sie auf die Hauptpersonen und die weitere Entwickelung
berger
des Schauspiels drücken. Es fehlt die Einheit des Tons; der
dadurch
Autor hat den Fehler begangen, nicht von Hause aus die
ohne ste
rechte Stimmung hervorzurufen. Dadurch wird das Schau¬
jährige:
spiel stillos. Denn die eigentliche Heldin, Christine, die
großen.
nahme
ihren Theodor Kaiser schwärmerisch liebt, macht in diesen
Comité
Scenen mehr einen langweiligen Eindruck, und das kann sie
mit allen ihren Thränen in den nächsten Acten nicht! Charak
vesten
wieder aut machen. Der Dichter