II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 352

Liebelei
5. L box 10/4

K keun vorige Woche in Berlin an. deren Umgebung is
Hagelschlag heimges
platzes verwandelte
Residenztheater.
Alle Fensterscheiben
Die Leitung des Residenztheaters hat uns in den letzten
Wochen mit einer schon recht stattlichen Reihe von Neuheiten be¬
am Amtsgericht alle

Vögel, die vom Un
kannt gemacht, die in der Hauptsache einer hier sonst vernachlässigten
tot zu Boden. Es
Richtung angehören, und sich dadurch den Dank aller derer ver¬
weitem Umkreise der
dient, für welche die Kommenden in der Litteratur auch ein Daseins¬
vernichtet.
recht besitzen. Wir haben schon des öfteren darauf hingewiesen,
Idaß das Residenztheater hierin eine künstlerische und litterarische Mission
Königsberg
zin Dresden zu erfüllen hat, der sie gut und gerne die kostspielige und
der in der Nähe von
trotz allen Aufwandes absterbende Operette zum Opfer bringen dürfte.
Forst; tausend Mor
* Herr Rotter hat sich schon so oft, gerade im modernen Schauspiel,
ein Stück Wald de
Dals ein feinfühliger und gewandter Regisseur bewiesen, dessen Kunst
königlichen Forsten si
mit der stimmungsvollen Inscenirung noch lange nicht erschöpft ist,
Darmstadt, 2
daß man ihm die Möglichkeit, mit einem entsprechenden ständigen
Staatsvertrages mit
Personal und mit überhaupt reicheren Mitteln zu arbeiten, nur
Hessischen Ludwigsba
Laubach namens de¬
wünschen kann. Ein Stück, wie Arthur Schnitzlers Schauspiel:
Liebelei, unter seiner Leitung mit geschmeidigen Kräften in der Winter¬
zunehmen. Michel b
spielzeit in Scene gehend, müßte mit den Erfolgen der gefeiertsten
stimmungen über d
Sudermannschen Stücke leichte Konkurrenz haben. Nach dem durch¬
Interessen Hessens I
schlagenden Erfolge der Première dieses Stückes am Sonnabend,
Ministerium seine Al
die sich vor sehr gut besetztem Hause vollzog, ist an einer großen
der Lage der Bahr
Anziehungskraft dieser Aufführung auch in dem theaterfeindlichen
Regierung um Bildu
Sommer nicht zu zweifeln. Die Darstellung steht durchweg auf
schüssen. Ministerpri
Anerkennung. Finan
ansehnlicher Höhe, ja, sie
st in einzelnen Rollen geradezu
vorzüglich. Frau Margarethe Körner hat das sympathische Inter¬
das Ersuchen des Fr
esse, das sie mit ihrer Magda zu erwecken wußte, gestern nur bestärkt,
wird die Vorlage, w
indem sie sich als eine Künstlerin von großer Anpassungsfähigkeit
Heyl wird gegen 6 0
und von temperamentvoller Wärme bewies. Ihre Christine war
Stuttgart, 2.
in dieser Beziehung ließen bis auf
zwar keine Wienerin —
Kultusministerium, 2
Fräulein Fürst alle Darsteller zu wünschen — aber sie war, was
nach kurzem Leiden,
mehr ist, ganz die dem Zuge des Herzens hingegebene Mädchen=ssonders als Referent
Staatssammlungen v#
natur, die im Banne ihrer tiefinnerlichen Leidenschaft dem Er¬
Karlsruhe, 2
wählten ihr Alles, Denken und Fühlen weiht und in dieser Größe
ihrer elementaren Natur, ihres ganz nur Weib seins zur Heldin
Zeitung“ verlassen d
emporwächst. Die innigen und schlichten Herzenstöne dieser das
früh nach dreiwöchig
ganze Wesen wie selbstverständlich ausfüllenden und durchaus
und begeben sich über
keuschen Leidenschaft, in der alle Keime zu dem Größesten
Wiesbaden, 2
ruhen, was eine Frau dem Manne, der Familie, der Gesellschaft
Frankfurt gestern
zu geben vermag, kamen aus dem Munde von Frau Körner, die
Schnellzuges nach Wi
auch das Aeußere der Figur überraschend glücklich darstellte, mit
Wie der „Rheinische
so rührender Wahrheit, mit so lauterer Unverfälschtheit, daß man
getötet, der Heizer schwi
ihnen mit wachsender Theilnahme folgen und von der Tragik des
Von den Passagieren?
Schicksals dieses Mädchens auf das tiefste ergriffen werden mußte.130 Minuten traf de
baden ein.
Den Kontrast zu vieser ernsten Gestalt brachte der zweite Gast
München, 26.
des Abends, Frl. Fürst, in ihrer Mizzi zur besten Wirkung.
Leicht, lebenslustig, dem Wandel der Dinge nie gram, nie himmel¬
v. Crailsheim dat sie
hoch jauchzend, aber erst recht nie zu Tode betrübt, allweil fesch
bayrischen Staatseiser
und munter, so recht das frische Wiener Blut, das leben will und
dem fünfzigjährigen;
leben läßt, so war diese Mizzi des Frl. Fürst, bei aller Beweglichkeit und
verwaltungen nach Be
ausgelassener Laune stets graziös, ganz das, was der Dichter in ihr
Nürnberg, 25.
schildern wollte. Ihr mannliches Gegenspiel, der Herr Theodor,
Tarrasch, Janowski i
Eichstätt (Baye
der junge Lebemann mit der bequemen Moral des gutmüthigen
Genußmenschen, fand in Herrn Witt einen sehr liebenswürdigen
wurde nach dreijährig
Vertreter, der mit Fräulein Fürst die Hauptkosten des mit reizender
aus Dresden zum Pr.
Vater Prinz Georg,
Munterkeit gespielten ersten Aktes trug. Auch Herr Burmester
Eichstätt, die Spitzen
wußte den schwerblütigeren Fritz, dessen Lebenslust ein Tropfen
Papst sandte ein Schr
Schwermuth verbittert, ohne ihn gewissenhafter zu machen, recht an¬
Schloßkirche die Prim
sprechend zu charakterisiren. Den Vater Christinens den
alten Musiker Weiring, spielte Herr Janda, sympathisch be¬
Wien, 25. Jul
Blätter, wonach die V
rührend, und in kleineren Rollen entsprachen Frau Mestl und Herr
Zeitz ihren Aufgaben. So wäre alles trefflich, oder doch
mit dem Herzoge von
wenigstens gut, nur das Wiener Colorit war etwas blaß und ver¬
lirchlichen die bürgerli
schwamm oft ins Norddeutsche.
lautbart in der Wiene
Vermählung im Nover
Mit Arthur Schnitzler betritt ein moderner Dichter die Bühne,
ein Dichter; das ist der wesentlichste Eindruck des Abends und der
folgt. Damit würde,
die bürgerliche Eheschli
erfreulichste. Er will keine Moral predigen, er läßt seine
Stavanger, 26
Personen nicht miteinander diskutiren, er braucht keinen Grasen
Nachmittag incognito
Trast, um die Feguren zu schieben und mit demonstrativem
durch die Stadt und besi
Fingerzeig durch ihn das Facit des Geschehens ziehen
wird sich derselbe nach
zu lassen, er spricht nicht vom Recht der Persönlichkeit, er
haßt alle graue Theorie. Wir sind von modernen und unmodernen
Brüssel, 25. In
Dichtern nur zu sehr gewöhnt, dramatisirte Leitartikel als Dramen
Ortschaft Montegué be
vorgesetzt zu bekommen. Der spricht über die Arbeiterfrage, der
schwere Unruhen statt.
Daubrebaude und mel
über Wahrheit, der über Zweispaltung des Ichs, der über Ehe¬
stichen. Die Gendarmer
rechte; kurz alle Fragen unserer Zeit der großen Fragezeichen werden
zahlreiche Ruhestörer.
aus mit einem Beiguß von mehr oder weniger stereotyper Hand¬
Brüssel, 26. Ju
lung aufgetischt. Schnitzler dichtet, d. h. er gestaltet das Leben,
neuerung der Hälfte de
wie er es sieht, und da er ein starkes und gesundes Herz besitzt —
Nach den bisher bekant
denn alle wahre Kunst ist persönlich — sieht er in den Dingen mehr,
liche liberalen Kandide
als der, der ihnen mit vorgefaßten Problemen gegenübertritt und daher
Socialisten erhielten 15
befangen ist. Er sieht das Leben und die es bewegenden Kräfte
sich nicht. In Antwerp
in seiner Liebelei in einem engen Ausschnitt, aber innerhalb des¬
kalen 23 433, die Soci
selben in seiner ganzen Fülle von Widersprüchen, Parallelen und
Durchquerungen. Dabei ist er von großer Objektivität. Es ge=zwischen Liberalen und:
nügt, die Personen, wie sie sind, sich ausleben zu lassen, und die Klerikalen und Socialist
Paris, 25. Juli.
Konflikte wachsen von selbst empor, ohne jede Künstelei und
erschien gestern bei der
Schiebung. Wo tiefe Empfindung und leichtlebige Liebelei einander