II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 400

Liebelei
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5. LlezEIET
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stießen und zertrümmert wurden. Vom Zugspersonal wurde Nie¬
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[Burgschauspieler in Triest.] Aus Triest wird
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uns gemeldet: Dis gestern im hiesigen A.monia=Theater von einem
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Burgtheater =Ensemble gegebene Schauspiel „Liebelei“ von
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Arthur Schnitzler fand im ersten Act einen durchschlagenden,
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im folgenden Act einen freundlichen Erfolg. Der erste Act wurde
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durch das degagirte Spiel des Fräul### Kallina und des
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Herrn Hartmann außerordentlich gekoben; auch die Danen
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Ernst und Röckel, sowie die Herren Kulschera, Gimnig get
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und Sommer fanden lebhaften Beifall.
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[Schloßbrand.] Aus Breslau wird gemeldet: Heute de
##r der Nachis brach im Schlosse der Gräfn Kwilecli bei Fraustadt 11
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so konnte dem Schauspiel der Erfolg, der ein recht nach¬
Paare sind brillant charakterisirt. Die fesche, kecke Schlager=Mizi mit
haltiger sein dürfte, um so weniger ausbleiben. Das Zu¬
ihrem drolligen, leicht oberflächlichen Schatz Theodor sind prächtige, echte
sammenspiel ging glatt
Gewächse des Wiener Bodens, auf dem Harmlosigkeit und heiterer Lebens¬
genuß noch immer — wenn auch weit seltener als früher — gedeihen
„Wiesbadener Presse“:
können. Daneben der tief angelegte, melancholisch=blasirte Frauenliebling
Zu welchen tragischen Konflikten jene Gesetzbestimmung nun führen
Fritz, an dem die stille, zarte Christine in tiefer hingebender Liebe hängt.
kann, das zeigt so recht das neue Schauspiel von Paul Lindau „Die
Die vier sind in der Garconwohnung Fritzens zusammen. Sie soupiren,
Erste“, welches gestern Abend im Residenztheater seine Erstaufführung
schwatzen Blödsinn, amüsiren sich. Ein ohne Sensationsmacherei ge¬
erlebte. (Folgt Inhult.) Das Publikum spendete wiederholl
zeichnetes Bild von prägnantester Lebensschärfe. Mitten hinein in den
lebhaften Beifall.
Trubel schrillt die Klingel, mitten in die Posse greift die Tragödie. Der
weitherzige Fritz hat sein Liebebedürfniß nicht nur zu Mädchen geringeren
Standes, auch zu Damen der sogenannten guten Gesellschaft geführt.
Zu einer verheiratheten Frau hat er zuletzt in unerlaubten Beziehungen
gestanden. Der betrogene Gattee ist es, der mitten in die Lustigkeit des
itimen Soupers hineinplatzt. Er kommt, um Rechenschaft zu fordern.
Drebeten.
Eine kurze, harte, schwüle Scene. Dann geht der Mann und die ver¬
scheuchten Mädchen kehren aus dem Nebenzimmer zurück. Aber die
Drama in drei Akten von Zerthur Schnitzler.
richtige Lustigkeit ist erloschen. Es dräckt auf sie Alle wie Ahnung
kommenden Unheils. Man bricht auf und während sich draußen in der
Nacht die lachenden Stimmen entfernen, bleibt Fritz allein mit den Ge¬
Aufführung im Lobe-Theater zu Breslau, den
danken an das kommende Unheil. Fürwahr ein Akt, wie ihrer nicht
viele geschrieben worden sind Einfach, zwingend logisch, erschütternd.
12. September 1896.
Die beiden Aufzüge, die dann folgen, haben wunderschöne Scenen,
scharf gezeichnete Charaktere, sehr viel des Guten, aber sie reichen in
Ueber die erfolgreiche Aufführung berichteten wir bereits und
ihrer poetischen wie dramatischen Wirksamkeit an ihre Vorgänger nicht
lassen wir heute hier die Referate in Kürze folgen.
heran. Das Schicksal Fritzen's und Christineu's erfüllt sich. Gerade
als Fritz erkennt, daß Christine ihm mehr sein dürfte, als eine bloße
„Breslauer Morgenzeitung":
„Liebelei“, daß sie ihm das Glück bedeuten könnte, fordert ihn die Ver¬
Schnitzler's „Liebelei“ bedient sich der Prosa und ist eine
geltung. Er fällt im Duell von der Hand des Mannes, den er be¬
trogen. Und die arme Christine, die von der Katastrophe nicht eher er¬
Dichtung. Der Dichter ist ein Wiener Kinn und wenn ich nicht irre,
Arzt gewesen, bevor er zur Feder griff. Es verging bereits manches
fährt, als bis ihr Liebstes schon im Grabe ruht, wird nicht länger lben.
Jahr, seit die damals als Beilage zur „Presse“ erscheinende Wochen¬
„Sie kommt nicht wieder,“ ruft die bange Ahnung aus Christinen's
schrift „An der schönen blauen Donau“ zuerst kleine, feine Noveletten
Vater. Dieses Stück, mit seinem knappen, alltäglichen Dialog, zeigt
von Arthur Schnitz##r veröffentlichte. Schon zu jener Zeit nannten
seinen Schöpfer als eine scharfumrissene dichterische Persönlichkeit. Nicht
daß Alles, was Schnitzlerzeigt, neu wäre. Im Gegentheil, die Handlung
Talent. Schnitzler hat noch geraume Weile gebraucht, um sich zu
von „Liebelei“ ist ebenso oft dagewesen, wie etwa das Duell als drama¬
offenbaren, aber nun ist er zum Unterschiede von anderen Literaturcafé¬
tisches Motiv. Aber Schnitzler durchdringt den trivialen Stoff mit der
Talenten wirklich „Wer“ geworden. Ein Novellist, den man kauft, und
Kraft seines eigenen, besonderen Empfindens und erringt so, als wenn
ein Dramatiker, den man aufführt. Schnitzler besitzt die selteue Fähig¬
sie ihm von selber zuflögen, ganz erstaunliche, theatralische Wirkungen.
keit, diese Erscheinungen zu kontrastreichen Bühnenwirkungen zu ver¬
Daß Beide: die Literatur und das Theater, Vortheil haben von Schnitzler's
werthen. Der erste Akt von „Liebelei“ ist davon ein starkes Beispiel.
Erstlinsgschaffen, das ist das desonders Erfreuliche an diesem dichterischen
Ein Quartett junger, verliebter, leichtsinniger Menschenkinder, zwei Lebe¬
Debut. „Liebelei“ gehört zu den Stücken, die sich nicht von selber
männer des Mittelstandes und zwei Mädchen, bessere Grisetten. Beide spielen, die einer starken, schauspielerischen Interpretation bedürfen.
In Perbereitung am Feritaeg Sheater in Pertin:
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