iebelei
5. „21 box 10/5
Adolf Schustermann
Adressen-Verlag u. Zeitungs-Nachrichten-Bureat
Berlin O. 27, Blumen-Strasse 80-81.
Ausschnitt.
Tagespost.
Linz (Donau
2 J4N. 1897
Linz, 11. Jänner.
* Unter den jungen Wiener Autoren hat Arthur Schnitzler
mit seinem Schauspiel „Liebelei“ im Burgtheater vielleicht
den wärmsten Erfolg errungen. Auch das Linzer Publicum
vermochte sich der starken Wirkung, die das Stück ausübt, nicht
zu verschließen. Freilich mag mancher zum Schlufs enttäuscht
gewesen sein, wenn er einen versöhnenden Abschluss erwartet
hatte. Einen versöhnenden Abschluss im Sinne der alten
Theatertradition findet allerdings Schnitzler nicht, denn Schnitzler
wandelt die Pfade der Modernen. An die mufs man sich nun
einmal gewöhnen. Einen Abschluss im höheren Sinne als in
dem der gewohmen Schablone freilich wird man auch diesem
Schausviele nicht absprechen können.
Das Schaupiel „Liebelei“ spielt in Wien und trägt
vollkommen den Wiener Erdgeruch. Den Inhalt zu erzählen,
ist schwer. Er ist an sich sehr einfach. Fritz Lobheimer (Herr
Malcher) und Theodor Kaiser (Herr von Varndal) sind
zwei junge, reiche Leute, die in Wien den Studien obliegen
sollen und dabei sich nach allen Richtungen weidlich amusieren.
Theodor ist der verkörperte Leichtsinn, er nimmt das, was
amusiert, eben auch nur als Amusement und geht allem aus
dem Wege, woraus einmal irgendwie Ernst werden könnte.
Fritz dagegen neigt zu einer schwereren Auffassung aller Dinge.
Während Theodor jedes Liebesverhältnis schon beim Beginne
als einen Zeitvertreib ansieht, mit dem man wieder aufhört,
wenn er einem kein Vergnügen mehr macht, um sich dann einen
anderen zu suchen, wird für Fritz jede Liebelei zur Quelle von
Qualen. Fritz hat sich in ein Verhältnis mit einer verheirateten
Frau eingelassen. Dieselbe, die wir im Stücke nicht zu Gesicht
bekommen, ist augenscheinlich eine leidenschaftlich, romantisch an¬
gelegte Natur, der es einen gewissen Genuss gewährt, sich und
Fritz mit der Möglichkeit einer Entdeckung aufzuregen. So ein
gefährliches Verhältnis ist nicht nach dem Geschmacke Theodors
und er versucht, seinen Freund von demselben abzubringen.
Er führt ihm mit Hilfe eines leichtsinnigen Mädchens, der
Schlager Mizi (Fräulein Wally), Christine, die Tochter eines
Violinspielers am Josefstädter Theater, zu, in der Hoffnung,
Fritz werde um der neuen, wie er meit, ungefährlichen Liebelei
mit Christine das bedenkliche Verhältnis zur verheirateten Frau
lösen. Fritz verliebt sich auch tha.sächlich in Christine (Fräulein
Ernst). Aber auch da zeigt sich seinerseits die schwerere Auf¬
fassung und sein tief angelegtes Gemüth. Auch diese Leiden¬
schaft ergreift ihn mächtiger, als es Theodor gewünscht. Dabei
vermag er sich aber von seiner früheren Liebe noch immer nicht
ganz loszureißen. Christine ist nicht der richtige Gegenstand
für eine momentane Laune und vorübergehende Unterhaltung;
sie ist sich zwar dessen bewufst, dass das Verhältnis zu Fritz
nicht von Dauer sein und zu keinem gedeihlichen Ende führen
fe, äber sie gibt sich ihm hin mit der ganzen Jubrunst der
ersten und einzigen Liebe eines ernst veranlagten Mädchens.
Die Katastrophe bricht bald herein. Der von Fritz betrogene
Ebemann kommt auf die Untreue seiner Frau und fordert Fritz
zum Duell. In demselben wird Fritz erschossen. Entsetzt ver¬
nimmt Christine, was geschehen. Es wird ihr klar, dass sie für
Eritz
1 Sy
gwähren
ine Uiterhattt
5. „21 box 10/5
Adolf Schustermann
Adressen-Verlag u. Zeitungs-Nachrichten-Bureat
Berlin O. 27, Blumen-Strasse 80-81.
Ausschnitt.
Tagespost.
Linz (Donau
2 J4N. 1897
Linz, 11. Jänner.
* Unter den jungen Wiener Autoren hat Arthur Schnitzler
mit seinem Schauspiel „Liebelei“ im Burgtheater vielleicht
den wärmsten Erfolg errungen. Auch das Linzer Publicum
vermochte sich der starken Wirkung, die das Stück ausübt, nicht
zu verschließen. Freilich mag mancher zum Schlufs enttäuscht
gewesen sein, wenn er einen versöhnenden Abschluss erwartet
hatte. Einen versöhnenden Abschluss im Sinne der alten
Theatertradition findet allerdings Schnitzler nicht, denn Schnitzler
wandelt die Pfade der Modernen. An die mufs man sich nun
einmal gewöhnen. Einen Abschluss im höheren Sinne als in
dem der gewohmen Schablone freilich wird man auch diesem
Schausviele nicht absprechen können.
Das Schaupiel „Liebelei“ spielt in Wien und trägt
vollkommen den Wiener Erdgeruch. Den Inhalt zu erzählen,
ist schwer. Er ist an sich sehr einfach. Fritz Lobheimer (Herr
Malcher) und Theodor Kaiser (Herr von Varndal) sind
zwei junge, reiche Leute, die in Wien den Studien obliegen
sollen und dabei sich nach allen Richtungen weidlich amusieren.
Theodor ist der verkörperte Leichtsinn, er nimmt das, was
amusiert, eben auch nur als Amusement und geht allem aus
dem Wege, woraus einmal irgendwie Ernst werden könnte.
Fritz dagegen neigt zu einer schwereren Auffassung aller Dinge.
Während Theodor jedes Liebesverhältnis schon beim Beginne
als einen Zeitvertreib ansieht, mit dem man wieder aufhört,
wenn er einem kein Vergnügen mehr macht, um sich dann einen
anderen zu suchen, wird für Fritz jede Liebelei zur Quelle von
Qualen. Fritz hat sich in ein Verhältnis mit einer verheirateten
Frau eingelassen. Dieselbe, die wir im Stücke nicht zu Gesicht
bekommen, ist augenscheinlich eine leidenschaftlich, romantisch an¬
gelegte Natur, der es einen gewissen Genuss gewährt, sich und
Fritz mit der Möglichkeit einer Entdeckung aufzuregen. So ein
gefährliches Verhältnis ist nicht nach dem Geschmacke Theodors
und er versucht, seinen Freund von demselben abzubringen.
Er führt ihm mit Hilfe eines leichtsinnigen Mädchens, der
Schlager Mizi (Fräulein Wally), Christine, die Tochter eines
Violinspielers am Josefstädter Theater, zu, in der Hoffnung,
Fritz werde um der neuen, wie er meit, ungefährlichen Liebelei
mit Christine das bedenkliche Verhältnis zur verheirateten Frau
lösen. Fritz verliebt sich auch tha.sächlich in Christine (Fräulein
Ernst). Aber auch da zeigt sich seinerseits die schwerere Auf¬
fassung und sein tief angelegtes Gemüth. Auch diese Leiden¬
schaft ergreift ihn mächtiger, als es Theodor gewünscht. Dabei
vermag er sich aber von seiner früheren Liebe noch immer nicht
ganz loszureißen. Christine ist nicht der richtige Gegenstand
für eine momentane Laune und vorübergehende Unterhaltung;
sie ist sich zwar dessen bewufst, dass das Verhältnis zu Fritz
nicht von Dauer sein und zu keinem gedeihlichen Ende führen
fe, äber sie gibt sich ihm hin mit der ganzen Jubrunst der
ersten und einzigen Liebe eines ernst veranlagten Mädchens.
Die Katastrophe bricht bald herein. Der von Fritz betrogene
Ebemann kommt auf die Untreue seiner Frau und fordert Fritz
zum Duell. In demselben wird Fritz erschossen. Entsetzt ver¬
nimmt Christine, was geschehen. Es wird ihr klar, dass sie für
Eritz
1 Sy
gwähren
ine Uiterhattt