Liebele
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gefährliches Verhältnis ist nicht nach dem Geschmacke Theodors
und er versucht, seinen Freund von demselben abzubringen.
Er führt ihm mit Hilfe eines leichtsinnigen Mädchens, der
Schlager Mizi (Fräulein Wally), Christine, die Tochter eines
Violinspielers am Josefstädter Theater, zu, in der Hoffnung,
Fritz werde um der neuen, wie er meit, ungefährlichen Liebelei
mit Christine das bedenkliche Verhältnis zur verheirateten Frau
lösen. Fritz verliebt sich auch thatsächlich in Christine (Fräulein
Ernst). Aber auch da zeigt sich seinerseits die schwerere Auf¬
fassung und sein tief angelegtes Gemüth. Auch diese Leiden¬
schaft ergreift ihn mächtiger, als es Theodor gewünscht. Dabei
vermag er sich aber von seiner früheren Liebe noch immer nicht
ganz loszureißen. Christine ist nicht der richtige Gegenstand
für eine momentane Laune und vorübergehende Unterhaltung;
sie ist sich zwar dessen bewusst, dass das Verhältnis zu Fritz
nicht von Dauer sein und zu keinem gedeihlichen Ende führen
könne, aber sie gibt sich ihm hin mit der ganzen Inbrunst der
ersten und einzigen Liebe eines ernst veranlagten Mädchens.
Die Katastrophe bricht bald herein. Der von Fritz betrogene
Ehemann kommt auf die Untreue seiner Frau und fordert Fritz
zum Duell. In demselben wird Fritz erschossen. Entsetzt ver¬
nimmt Christine, was geschehen. Es wird ihr klar, dass sie für
Fritz nichts war als ein Spielzeug, eine Unterhaltung, während
sie ihm doch ihre ganze und volle Liebe gab. Sie hat ihn geliebt
aus voller Seele und er hat sich für eine andre umbringen
lassen. Verzweif.it reißt sich Christine aus den Armen des Vaters
los und eilt hinweg. „Sie kommt nicht wieder“
##, schluchzt
zusammenbrechend der alte Vater. Der Vorhang fallt. Es ist
dem Publicum überlassen, sich auszumalen, wie Christine den Tor¬
sucht und an der Enttäuschung ihrer ersten Liebe zu Grunde geht.
Man sieht, eine sehr einfache Geschichte. Eine, von denen
Heine sagt: „Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie ewig neu,
und wem sie just passieret, dem brichts das Herz entzwei.“ Auch
keine besondere Ausschmückung derselben hat der Dichter beliebt. Es
ist ihm auch nicht eingefallen, eine besondere Moral daraus zu
ziehen. Er hat einfach gezeigt, dass die Charaktere und Temperamente
sehr verschieden sind, und was der eine als vorübergehende Laune
betrachtet, wird für den andern zur Lebenskatastrophe. Wenn
also das Stück trotzdem einen nicht wegzuleugnenden Eindruck
machte, und wenn es in Wien einen wirklichen Erfolg errang,
so lag dies vornehmlich in der Art und Weise. wie es gemacht
ist, in der gesunden Art, den Dialog zu führen, und in der
glücklichen Zeichnung der einzelnen Charaktere, die wieder nur
durch den Dialog hervorgebracht wird. Ein einzigesmal im
Stücke versucht Schnitzler zu philosophieren; es ist die Scene
zwischen dem alten Weiring (Herr Kobler) und der Frau Binder
(Frl. Huemer), worin der alte Mann den Gebanken entwickelt,
es sei besser, im Alter Erinnerungen zu haben, die man bereut,
als gar keine Erinnerung. Sonst haben wir immer nur den
sogenannten Illustrationsdialog, der dazu dient, die Situation
zu beleuchten, die einzelnen Personen zu charakterisieren. Und das
versteht Schnitzler meisterhaft, mit vollendeter Natürlichkeit. Jus¬
besondere der erste Act, das Souper der beiden Freunde mit den
zwei Mädchen, ist außerordentlich flott durchgeführt, und die vier
Personen stehen damit ganz klar vor uns in ihrem ganzen Denken
und Fühlen. Am allerbesten vielleicht ist hiebei die Mizi getroffen.
In den beiden späteren Acten gibt es allerdings einige Momente,
die sich etwas schleppernder anlassen, im allgemeinen geht es
aber doch rasch und geschickt vorwärts. Von den einzelnen Typen
ist im Grunde genommen die Christine am schlechtesten davon
gekommen. Ihr Charakterbild wird am langsamsten aufgerollt
und bleibt anfänglich vielleicht am wenigsten klar.
Das Stück erfreute sich einer sehr guten Aufführung. Es
hat nur eine kleine Anzahl Rollen, aber die waren sehr gut be¬
setzt. Herr Malcher hat ein ausgesprochenes Talent, schwankende
Charaktere, wie der Fritz, uns sympathisch zu machen, und Fräu¬
lein Wally kann Gestalten in der Art der Schlager Mizi ganz
vorzüglich verkörpern, insbesondere trifft sie den gewissen Ton,
den der Wiener „g'schnappig“ nennt, ausgezeichnet. Die schwerste
Aufgabe war Fräulein Ernst mit der Christine zugefallen, aber
auch diese wurde, besonders im zweiten Theile, vollkommen be¬
friedigend gelöst. Im ersten Acte zeigten sich einige Schwan¬
kungen in der Anlage der Rolle. Wie wir übrigens hören, hat
Fräulein Ernst diese Rolle schon wiederholt dargestellt, und
zwar in bester Umgebung. Sie gastierte nämlich in diesem Stücke
mit einem Burgtheater=Ensemble in Triest. Auch Herr Varn¬
dal und Herr Kobler verdienen alles Lob, wie auch Herr
Albin und Fräulein Huemer ihre kleinen Rollen bestens
durchführten. Zweierlei fiel an diesem Abende besonders ange¬
nehm auf, erstens, dass sich die Darsteller auch mit dem
stummen Spiele Mühe gaben und in dieser Beziehung ins¬
besondere im ersten Acte ein äußerst lebendiges Bild zustande
brachten und zweitens, dass auch die Regie (Herr Großmann)
eine sehr sorgfältige war.
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gefährliches Verhältnis ist nicht nach dem Geschmacke Theodors
und er versucht, seinen Freund von demselben abzubringen.
Er führt ihm mit Hilfe eines leichtsinnigen Mädchens, der
Schlager Mizi (Fräulein Wally), Christine, die Tochter eines
Violinspielers am Josefstädter Theater, zu, in der Hoffnung,
Fritz werde um der neuen, wie er meit, ungefährlichen Liebelei
mit Christine das bedenkliche Verhältnis zur verheirateten Frau
lösen. Fritz verliebt sich auch thatsächlich in Christine (Fräulein
Ernst). Aber auch da zeigt sich seinerseits die schwerere Auf¬
fassung und sein tief angelegtes Gemüth. Auch diese Leiden¬
schaft ergreift ihn mächtiger, als es Theodor gewünscht. Dabei
vermag er sich aber von seiner früheren Liebe noch immer nicht
ganz loszureißen. Christine ist nicht der richtige Gegenstand
für eine momentane Laune und vorübergehende Unterhaltung;
sie ist sich zwar dessen bewusst, dass das Verhältnis zu Fritz
nicht von Dauer sein und zu keinem gedeihlichen Ende führen
könne, aber sie gibt sich ihm hin mit der ganzen Inbrunst der
ersten und einzigen Liebe eines ernst veranlagten Mädchens.
Die Katastrophe bricht bald herein. Der von Fritz betrogene
Ehemann kommt auf die Untreue seiner Frau und fordert Fritz
zum Duell. In demselben wird Fritz erschossen. Entsetzt ver¬
nimmt Christine, was geschehen. Es wird ihr klar, dass sie für
Fritz nichts war als ein Spielzeug, eine Unterhaltung, während
sie ihm doch ihre ganze und volle Liebe gab. Sie hat ihn geliebt
aus voller Seele und er hat sich für eine andre umbringen
lassen. Verzweif.it reißt sich Christine aus den Armen des Vaters
los und eilt hinweg. „Sie kommt nicht wieder“
##, schluchzt
zusammenbrechend der alte Vater. Der Vorhang fallt. Es ist
dem Publicum überlassen, sich auszumalen, wie Christine den Tor¬
sucht und an der Enttäuschung ihrer ersten Liebe zu Grunde geht.
Man sieht, eine sehr einfache Geschichte. Eine, von denen
Heine sagt: „Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie ewig neu,
und wem sie just passieret, dem brichts das Herz entzwei.“ Auch
keine besondere Ausschmückung derselben hat der Dichter beliebt. Es
ist ihm auch nicht eingefallen, eine besondere Moral daraus zu
ziehen. Er hat einfach gezeigt, dass die Charaktere und Temperamente
sehr verschieden sind, und was der eine als vorübergehende Laune
betrachtet, wird für den andern zur Lebenskatastrophe. Wenn
also das Stück trotzdem einen nicht wegzuleugnenden Eindruck
machte, und wenn es in Wien einen wirklichen Erfolg errang,
so lag dies vornehmlich in der Art und Weise. wie es gemacht
ist, in der gesunden Art, den Dialog zu führen, und in der
glücklichen Zeichnung der einzelnen Charaktere, die wieder nur
durch den Dialog hervorgebracht wird. Ein einzigesmal im
Stücke versucht Schnitzler zu philosophieren; es ist die Scene
zwischen dem alten Weiring (Herr Kobler) und der Frau Binder
(Frl. Huemer), worin der alte Mann den Gebanken entwickelt,
es sei besser, im Alter Erinnerungen zu haben, die man bereut,
als gar keine Erinnerung. Sonst haben wir immer nur den
sogenannten Illustrationsdialog, der dazu dient, die Situation
zu beleuchten, die einzelnen Personen zu charakterisieren. Und das
versteht Schnitzler meisterhaft, mit vollendeter Natürlichkeit. Jus¬
besondere der erste Act, das Souper der beiden Freunde mit den
zwei Mädchen, ist außerordentlich flott durchgeführt, und die vier
Personen stehen damit ganz klar vor uns in ihrem ganzen Denken
und Fühlen. Am allerbesten vielleicht ist hiebei die Mizi getroffen.
In den beiden späteren Acten gibt es allerdings einige Momente,
die sich etwas schleppernder anlassen, im allgemeinen geht es
aber doch rasch und geschickt vorwärts. Von den einzelnen Typen
ist im Grunde genommen die Christine am schlechtesten davon
gekommen. Ihr Charakterbild wird am langsamsten aufgerollt
und bleibt anfänglich vielleicht am wenigsten klar.
Das Stück erfreute sich einer sehr guten Aufführung. Es
hat nur eine kleine Anzahl Rollen, aber die waren sehr gut be¬
setzt. Herr Malcher hat ein ausgesprochenes Talent, schwankende
Charaktere, wie der Fritz, uns sympathisch zu machen, und Fräu¬
lein Wally kann Gestalten in der Art der Schlager Mizi ganz
vorzüglich verkörpern, insbesondere trifft sie den gewissen Ton,
den der Wiener „g'schnappig“ nennt, ausgezeichnet. Die schwerste
Aufgabe war Fräulein Ernst mit der Christine zugefallen, aber
auch diese wurde, besonders im zweiten Theile, vollkommen be¬
friedigend gelöst. Im ersten Acte zeigten sich einige Schwan¬
kungen in der Anlage der Rolle. Wie wir übrigens hören, hat
Fräulein Ernst diese Rolle schon wiederholt dargestellt, und
zwar in bester Umgebung. Sie gastierte nämlich in diesem Stücke
mit einem Burgtheater=Ensemble in Triest. Auch Herr Varn¬
dal und Herr Kobler verdienen alles Lob, wie auch Herr
Albin und Fräulein Huemer ihre kleinen Rollen bestens
durchführten. Zweierlei fiel an diesem Abende besonders ange¬
nehm auf, erstens, dass sich die Darsteller auch mit dem
stummen Spiele Mühe gaben und in dieser Beziehung ins¬
besondere im ersten Acte ein äußerst lebendiges Bild zustande
brachten und zweitens, dass auch die Regie (Herr Großmann)
eine sehr sorgfältige war.