seine literarischen Neigungen neben dem Stu¬
dium der Medizin, auf welchem sein Vater g
behärrlich bestand, immer tiefer Wurzel bei is
ihm schlugen.
K
Sein Vater, der Universitätsprofessor Dr.]
Jöhann Schnitzler, als Spezialist für Krank=u
heiten der Hals= und Athmungsorgane eine
europäische Celebrität, gehörte als medizi=
nischer Schriftsteller und als praktischer Arzt (
zu den Zierden der berühmten Wiener=Schule.
Dés Vaters Schnitzler großer Ruf als Arzt,
der ihm die Clientel von Mitgliedern des Wie¬
ner Kaiserhauses wie auch auswärtiger re¬
gierender Familien und des höchsten Adels
verschafft hatte, machte auch eine Reihe der
vornehmsten Geister Oesterreichs im Hause
Schnitzler verkehren, um so mehr als spe¬
ziell die Wiener Kunstgrößen, namentlich!
aber auch die Helden und Heldinnen der bei¬
den Wiener Hofbühnen, in ärztlicher Be¬
ziehung den Vater Schnitzler fast als Schutz¬
patron verehrten.
Kurz, wenn Arthur Schnitzler mit einer
poetischen Ader geboren wurde, so wirkten!
äußere Umstände auf das Günstigste zusam¬
men, um sein Talent zur Entfallung zu
bringen, und schon nach seinem ersten dia¬
matischen Versuche anläßlich eines Haus¬
theaters (Arthur S. war damals 16 Jahre
alt) prophezeite Mosenthal, der Dichter der
„Deborah“, dem jungen Musensohne eine
glänzende Zukunft.
A. S., derzeit im Anfange der Dreißiger
stehend, hat nun, sobald er seine medizini¬
schen Studien glänzend absolvirt hatte, ne¬
ben seiner ärztlichen Thätigkeit zunachst durch
eine stattliche Reihe von Beiträgen für her¬
vorragend schöngeistige Zeitschriften die Auf¬
merksamkeit weiterer Kreise auf sich gelenkt,
und da man in literarischer Beziehung ganz
so wie von einem jungen Deutschland auch
von einem jungen Oesterreich sprechen barf,
ist es nicht zu viel gesagt, wenn wir Schnitz¬
ler als einen Führer der „Jungen“ in Oester¬
reich bezeichnen.
Sein erster zur Aufführung gelangier dra¬
matischer Versuch „Das Märchen“ erregte
ebenso viel Beifall als Widerspruch. Die
Tendenz des Stückes, für ein durch fremde
Schuld gefallenes Mädchen die Wiederauf¬
nähme in der guten Gesellschaft als ein gutes
Recht in Anspruch zu nehmen, hatte aller¬
dings von vornherein dem Autor die erste
Wiener Bühne, das kaiserliche Hofburg¬
Theater, für dieses Schauspiel verschlossen.
Aber auch der nur theilweise Erfolg, oder,
wenn man sagen will, der Mißenfolg des
„Märchen“ im Wiener Volkstheater hatte
die Erwartungen auf Schnitzler's Zukunft
als Dramatiker gesteigert, während zugleich
seine novellistischen Leistungen (namentlich
die Geschichte „Sterben“) seinen Ruf in im¬
mer weitere Kreise trugen.
So kam die Erstaufführung von der
„Liebelei“ im Wiener Burgtheater heran.
Man sah ihr mit größter Gespanntheit ent¬
gegen, weil bekannt geworden war, daß so¬
wohl der Burgtheater=Director Dr. Burk¬
hardt, als auch der bekanntlich sehr Kritisch
veranlagte Kunstreferent speziell der Wiener
Neuen Freien Presse, Speidel, sich mit Wor¬
ten der höchsten Anerkennung über die „Lie¬
belei“ ausgesprochen hatten. Der Erfolg war
durchschlagend und bleibend. Schnitzler's
„Liebelei“ wurde in jener Saison einer der
größten Kassenerfolge des Wiener Burg¬
Theaters und bald darauf ein oft gegebenes
dium der Medizin, auf welchem sein Vater g
behärrlich bestand, immer tiefer Wurzel bei is
ihm schlugen.
K
Sein Vater, der Universitätsprofessor Dr.]
Jöhann Schnitzler, als Spezialist für Krank=u
heiten der Hals= und Athmungsorgane eine
europäische Celebrität, gehörte als medizi=
nischer Schriftsteller und als praktischer Arzt (
zu den Zierden der berühmten Wiener=Schule.
Dés Vaters Schnitzler großer Ruf als Arzt,
der ihm die Clientel von Mitgliedern des Wie¬
ner Kaiserhauses wie auch auswärtiger re¬
gierender Familien und des höchsten Adels
verschafft hatte, machte auch eine Reihe der
vornehmsten Geister Oesterreichs im Hause
Schnitzler verkehren, um so mehr als spe¬
ziell die Wiener Kunstgrößen, namentlich!
aber auch die Helden und Heldinnen der bei¬
den Wiener Hofbühnen, in ärztlicher Be¬
ziehung den Vater Schnitzler fast als Schutz¬
patron verehrten.
Kurz, wenn Arthur Schnitzler mit einer
poetischen Ader geboren wurde, so wirkten!
äußere Umstände auf das Günstigste zusam¬
men, um sein Talent zur Entfallung zu
bringen, und schon nach seinem ersten dia¬
matischen Versuche anläßlich eines Haus¬
theaters (Arthur S. war damals 16 Jahre
alt) prophezeite Mosenthal, der Dichter der
„Deborah“, dem jungen Musensohne eine
glänzende Zukunft.
A. S., derzeit im Anfange der Dreißiger
stehend, hat nun, sobald er seine medizini¬
schen Studien glänzend absolvirt hatte, ne¬
ben seiner ärztlichen Thätigkeit zunachst durch
eine stattliche Reihe von Beiträgen für her¬
vorragend schöngeistige Zeitschriften die Auf¬
merksamkeit weiterer Kreise auf sich gelenkt,
und da man in literarischer Beziehung ganz
so wie von einem jungen Deutschland auch
von einem jungen Oesterreich sprechen barf,
ist es nicht zu viel gesagt, wenn wir Schnitz¬
ler als einen Führer der „Jungen“ in Oester¬
reich bezeichnen.
Sein erster zur Aufführung gelangier dra¬
matischer Versuch „Das Märchen“ erregte
ebenso viel Beifall als Widerspruch. Die
Tendenz des Stückes, für ein durch fremde
Schuld gefallenes Mädchen die Wiederauf¬
nähme in der guten Gesellschaft als ein gutes
Recht in Anspruch zu nehmen, hatte aller¬
dings von vornherein dem Autor die erste
Wiener Bühne, das kaiserliche Hofburg¬
Theater, für dieses Schauspiel verschlossen.
Aber auch der nur theilweise Erfolg, oder,
wenn man sagen will, der Mißenfolg des
„Märchen“ im Wiener Volkstheater hatte
die Erwartungen auf Schnitzler's Zukunft
als Dramatiker gesteigert, während zugleich
seine novellistischen Leistungen (namentlich
die Geschichte „Sterben“) seinen Ruf in im¬
mer weitere Kreise trugen.
So kam die Erstaufführung von der
„Liebelei“ im Wiener Burgtheater heran.
Man sah ihr mit größter Gespanntheit ent¬
gegen, weil bekannt geworden war, daß so¬
wohl der Burgtheater=Director Dr. Burk¬
hardt, als auch der bekanntlich sehr Kritisch
veranlagte Kunstreferent speziell der Wiener
Neuen Freien Presse, Speidel, sich mit Wor¬
ten der höchsten Anerkennung über die „Lie¬
belei“ ausgesprochen hatten. Der Erfolg war
durchschlagend und bleibend. Schnitzler's
„Liebelei“ wurde in jener Saison einer der
größten Kassenerfolge des Wiener Burg¬
Theaters und bald darauf ein oft gegebenes