Liebelei
5.— box 10/5
G M
„Christine
Agnes Sorma in dem Volksstücke
„Liebelei“.
Eine Meisterleistung.
Ein äußerst fesselndes modernes Büh¬
nenwerk mit einer Agnes Sorma in der
Hauptrolle — das war ein Doppelgenuß,
der auch doppelt zugkräftig wirken mußte:
das Irving Place Theater war gestern
Abend thatsächlich beinahe zu klein, um
dem Andrange des Publikums Genüge zu
leisten. Aber es war auch der Mühe werth:
das Adam Schnitzler'sche Schauspiel „Lie¬
belei“ bedeutet einen Schuß in's Schwarze,
und Agnes Sorma als „Christine“, dieses
Wiener Musikantenkind in seinem jubeln¬
den Liebesglück und in seinem herzzer¬
reißendem Leide zu sehen und zu hören,
das sind Eindrücke, welche festhaften für
lange, lange Zeit.
Doch ehe wir auf die geniale Leistung
der großen Künstlerin eingehen, ein paar
Worte über das Schnitzler'sche Schauspiel.
Es ist eigentlich eine ungemein einfache
Geschichte, welche der noch junge Autor
uns da in drei Akten erzählt. Aber er ist
ein Dichter, der zu uns spricht, und uns
im tiefsten Innern zu erfassen weiß.
Denn, was er uns zeigt, sind lebendige
Menschen, wie wir alle sie kennen mit ih¬
ren bösen und guten Eigenschaften, ihren
Fehlern und Vorzügen. Diese jungen
Lebemänner, welche gelegentlich vielleicht
lieben, stets jedoch ohne viel Skrupel lie¬
beln, giebt es überall
und die ver¬
trauensseligen jungen Mädel, die den
zärtlichen Worten jener Leichtsinnigen
glauben, leider auch. Um sich von einem
sehr ernsthaften Verhältniß mit der Frau
eines Ande
: etwas „abzulenken,“ knüpft
ri
nRath seines
er kleinen
stine!
dem tie
lerin emp
fach, entz
er¬
schütternd in il
chmerze.
Sie findet Töne in
r
ig der
Liebe, welche dem Herzen entquellen und
9
deßhalb auch zum Herzen gehen. Und wie
dann in ihr aus der Freude der Schmerz
geboren wird, wie er zu herzzerreißender
Kraft emporwächst, um sich am Schlusse in
einem einzigen furchtbaren Aufschrei Luft
zu machen, — das ist so erschütternd, daß
wohl nur wenige Augen in dem Zuschauer¬
raume dabei trocken bleiben konnten. Wenn
Agnes Sorma keine Rolle als die „Chri¬
stine“ auf ihrem Repertoire hätte,
— die
allein würde sie unter die Größten ihrer
Kunst stellen.
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G M
„Christine
Agnes Sorma in dem Volksstücke
„Liebelei“.
Eine Meisterleistung.
Ein äußerst fesselndes modernes Büh¬
nenwerk mit einer Agnes Sorma in der
Hauptrolle — das war ein Doppelgenuß,
der auch doppelt zugkräftig wirken mußte:
das Irving Place Theater war gestern
Abend thatsächlich beinahe zu klein, um
dem Andrange des Publikums Genüge zu
leisten. Aber es war auch der Mühe werth:
das Adam Schnitzler'sche Schauspiel „Lie¬
belei“ bedeutet einen Schuß in's Schwarze,
und Agnes Sorma als „Christine“, dieses
Wiener Musikantenkind in seinem jubeln¬
den Liebesglück und in seinem herzzer¬
reißendem Leide zu sehen und zu hören,
das sind Eindrücke, welche festhaften für
lange, lange Zeit.
Doch ehe wir auf die geniale Leistung
der großen Künstlerin eingehen, ein paar
Worte über das Schnitzler'sche Schauspiel.
Es ist eigentlich eine ungemein einfache
Geschichte, welche der noch junge Autor
uns da in drei Akten erzählt. Aber er ist
ein Dichter, der zu uns spricht, und uns
im tiefsten Innern zu erfassen weiß.
Denn, was er uns zeigt, sind lebendige
Menschen, wie wir alle sie kennen mit ih¬
ren bösen und guten Eigenschaften, ihren
Fehlern und Vorzügen. Diese jungen
Lebemänner, welche gelegentlich vielleicht
lieben, stets jedoch ohne viel Skrupel lie¬
beln, giebt es überall
und die ver¬
trauensseligen jungen Mädel, die den
zärtlichen Worten jener Leichtsinnigen
glauben, leider auch. Um sich von einem
sehr ernsthaften Verhältniß mit der Frau
eines Ande
: etwas „abzulenken,“ knüpft
ri
nRath seines
er kleinen
stine!
dem tie
lerin emp
fach, entz
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schütternd in il
chmerze.
Sie findet Töne in
r
ig der
Liebe, welche dem Herzen entquellen und
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deßhalb auch zum Herzen gehen. Und wie
dann in ihr aus der Freude der Schmerz
geboren wird, wie er zu herzzerreißender
Kraft emporwächst, um sich am Schlusse in
einem einzigen furchtbaren Aufschrei Luft
zu machen, — das ist so erschütternd, daß
wohl nur wenige Augen in dem Zuschauer¬
raume dabei trocken bleiben konnten. Wenn
Agnes Sorma keine Rolle als die „Chri¬
stine“ auf ihrem Repertoire hätte,
— die
allein würde sie unter die Größten ihrer
Kunst stellen.