II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 452

Liebelei
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Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
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Ausschnitt aus: Post (Berlin)
Ausschnitt aus: eluntge Alung
vom 2 1.MAI1808
Oselitr
21 F. 87d
vom
Auch am Himmelfahrtstage hatte b#r
des Frl. Adele Sandrock ein sehr greßen Emoneram
in das Goethe Theater gezogen; be#schandenen
Aber der soll ja gerabe ihre Stärke sein, ihre Christine, ach
Plägze
genügten nicht; trotzdem n#e Anzahl
so! Donnerstag: „Liebelei“. Schauspiel in 3 Akten von Arthur¬
interimistisch eingerichteter Sitze verlanft waren,
mußten sehr diele, ohne Billets erhalten zu können,
SchnitzlesEin recht talentvolles Stück, das hier schon auf einem
pus Theater wieder verlassen. Frl. Sandrock spielte
anderen Theater Eindruck gemacht. Diesmal war er noch stärker, diese
in zwei ganz modernen Stücken, „Liebelei“ uns
Christine erschütterte alle Herzen bis auf den Grund. Statt der
„Abschiedssouper“ von AArthu Schnitzler zwei
hoheitstrahlenden Königin ein einfaches, schlichtes Bürgermädchen, in

einander durchaus entgegengesehte Rocle
jeder Regung und Bewegung ächt und wahr, ein unseliges Ver¬
ist die Tragsdie der sentimentalen Liebhaberin; ein
hängnis bereitet dem bescheidenen, durch die Liebe kaum erst zum
junges Mädchen, die weichmüthige warm
und
Leben erweckten Kinde ein jähes gewaltsames Ende. Auch hier eine
ehrlich empfindende, heiß liebende Tochter eines
gewaltige Tragik, ein
ergreifender Abschluß, und doch
Musikers, liebt einen jungen Lebemann, dem der
wie ganz anders. Anfänglich mag mancher gemeint haben,
Umgang mit ihr nur ein Zeitvertreib, eine kleine
die Künstlerin verhalte sich allzu zurückhaltend, thue
zu
Abwechslung in seinem reichhaltigen sonstige¬
wenig, sehr bald wurden die Zweifler inne, daß sie immer im Mittel¬
Liebesrepertoire ist. Er fällt schließlich im Duell.
=unkt des Interesses stand, daß hier eine arme Dulderin ohne eigene
Es ist mit sehr großem Geschick durchgeführt, wie
Schuld in der Dunkelheit ihrer gemseligen Existenz vom Schicksal ge¬
das sentimentale Mädchen, strotzdem ihr der Ver¬
troffen wird. Diese in ihrer Anspruchslosigkeit so rührende Gestalt
stand ganz genau sagt, daß ihr Liebhaber eine
appellirt nur an das Mitleid, so gehen Unzählige unter, ohne daß
Schien Liebe gar nicht werth ist, sich doch nicht
irgend ein Aufhebens davon gemacht wird, nicht die Geschichte, der
von ihrer Liebesleidenschaft losreißen kann. Frl.
Polizeibericht ist dabei die Quelle des Dichters. Und doch stand
Sandrock spielte auch hier wieder mit sehr be¬
diese Christine der Maria Stuart an Großartigkeit und Voll¬
deutender Künstlerschaft; die ganze Rolle war von
endung vollkommen gleich, war die Erschütterung am Ende ganz
der ersten Scene bis zum letzten Augenblick mit
dieselbe, und erhob sich der stürmische, immer gewaltiger anschwellende
ausgesuchtem Geschick durchgearbeitet. Sie finder
Beifall des dichtgedrängten Publikums bei jeder passenden Gelegenheit.
manche Worte und Sätze einen so einfachen,
Daß er niemals an ungeeigneter Stelle laut wird, ist ein beredtes
lief in die Seele dringenden Ton, der scheinbar un¬
Zeugnis für die Künstlerin, die nicht auf Applaus spielt und nicht
heabsichtigt hingeworfen wird, der aber nur wirklich
vordringlich sich in den Vordergrund zu stellen sucht. Man hört
echten Künstlerinnen wirklich echt gelingt. Im
zweiten Stücke erschien die Gastin, ihrer äußerlichen
wohl hier und da, daß die „neue Kunst“, zu deren Priesterin Adele
Erscheinung #ach wie umgemandelt.
Sandrock durchaus gestempelt werden soll, so alten Sachen, wie der
Wiene 7.50
##Retmäochen; sie kam zu einem Abschiedssouper, das 4.
inclusiv
Maria Stuart, auch ein neues Leben zu derleihen möge. Wirklich?
100
Porto.
der Liebhaber ihr giebt, um das Ende des „Ver 5.—
Gerade sie beweist unwiderleglich, daß es nur eine Kunst giebt, und daß
200
Zahlbal
hältnisses“ gebührend zu jeiern. Man kann sich 5.— im Vora
Fur 50 Zeitt diese echte Kunst zu allen Zeiten eine und dieselbe gewesen ist und,
100
kaum größere Unverschämtheit und Frechheit denken, 0.—
bleiben wird, genau so, wie Natur und Wahrheit unabänderlich.
200
als die, welche der Verfasser dieser „Annie unn'#
In diesem Stück wurde sie von allen Uebrigen (Ludwig
Ballet“ auf ihrer Reise über die Bretter mit ####### isschnitte ist
500
Stahl, Marg. Rupricht, Wilh. Hellmuth=Bräm, Clara
auch steht es
hat. Frl. Sandrock bewies auch in dieser Dars¬
" 1000
Wenck und Arthur Wehrlin) auf das Vortrefflichste unterstützt.
zu ändern.
ihre Meisterschaft; sie trägt nur genau so st
Im Ge
Zu guterletzt noch eine kleine freundliche Zugabe: „Abschieds¬
als es die Rolle erlaubt; trotz der Anwen
Abonnement
souper“. Eine Szene aus Anatolocyklus von Arthur Schnitzler.
schärfsten Charakteriüirungsmittel wirkt in
Abonnenten
Dieser „Anatolcyklus“ ist des begabten Verfassers erstes Buch, eine
nicht unglaubhaft.
Reihe lose zusammenhängender dialogisirter Genrebilder à la Gyp.
Die Stücke Schnitzlers sind übrigens
Die Skizze ist sehr nett, äußerst pikant und gab der Künstlerin
ringer Bedeutung; sie bestechen allerdings de d
Gelegenheit, als fesche, schwatzende, schmatzende, trunkfeste und über¬
schickte Malerei im Kleinen und Auwendung alter
mütige, gänzlich zweiselsfreie Balleteuse uns einmal recht lustig zu
Theatersigaren und Theuiereffekte auf modern: Ver¬
kommen. Sie war entzückend. Das läßt sich von den beiden Mit¬
hitnisse. Die Zuhörer zeichneten die gastiunde
essern nicht gerahe sagen.
Kunstlerin wieder durch sehr anhaltenden und starken
Beifall aus.