5. Liebele
box 10/6
unten,Willh Grunward verdienen Anrleinn
C. A.
be der
er
,
Auch am Himmelfahrtstage hatte das Gastspiel
##des Frl. Adele Sandrock ein sehr großes Publikum
2
ichtn das Goethe Theater gezogen; die vorhandenen
Kl
kle
einstenäite genügten nicht; trotzdem noch eine Anzahl
rimistisch eingerichteter Sitze verkauft waren,
wi
n
#ten sehr viele, ohne Billets erhalten zu können,
7
##das Theater wieder verlassen. Frl. Sandrock spielte Fl.
in zwei ganz modernen Stücken, „Liebelei“ und zu
„Abschiedssouper“ von Arthur Schritzler, zwei
Einander durchaus entgegengesetzte Roll . „Liebelei“
An
st die Tragödie der sentimentalen Lielhaberin; ein
Mir
junges Mädchen, die weichmüthige, warm und
lic.
ehrlich empfindende, heiß liebende Tochter eines
rbs
Musikers, lieht einen jungen L#ann, dem der 1 dis
Umgang mit ihr nur ein Zeitve eine kleine geh
Abwechslung in seinem reichhantigen sonstigen
son
Liebesrepertoire ist. Er fällt schließlich im Duell.
stin
Es ist mit sehr großem Geschick durchgeführt, wie
von
das sentimentale Mädchen, trotzdem ihr der Ver¬
färt
stand ganz genau sagt, daß ihr Liebhaber einer
sun
echten Liebe gar nicht werth ist, sich doch nicht
wer
von ihrer Liebesleidenschaft losreißen kann. Frl.
qu
Sandrock spielte auch hier wieder mit sehr be¬
Kl.
deutender Künstlerschaft; die ganze Rolle war von
ret
der ersten Scene bis zum letzten Augenblick mit
die
ausgesuchsem Geschick durchgearbeitet. Sie findet in
für manche Worte und Sätze einen so einfachen, nin
ief in die Seele dringenden Ton. der scheinbar un=Ga
beabsichtigt hingeworfen wird, der aber nur wirklich
wir
echten Künstlerinnen wirklich echt gelingt. Im
her
tücke erschien die Gastin, ihrer äußerlichen
ug nach wie umgewandelt, als Wiener
hen; sie kam zu einem Abschiedssouper, das
ber ihr giebt, um das Ende des „Ver¬
sp
gebührend zu feiern. Man kani sich
54
aum größere Unverschämtheit und Frechheit denken,
ca
ls die, welche der Verfasser dieser „Annie von's 1 P
Ballet“ auf ihrer Reise über die Bretter mit gegeben
hat. Frl. Sandrock bewies auch in dieser Darstellung
hre Meisierschaft; sie trägt nur genau so stark auf,
s es die Rolle erlaubt; trotz der Anwendung der
schärfsten Charakterisirungsmittel wirkt ihr Spiel
h
icht unglaubhaft.
Die Stücke Schnitzkers sind übrigens von ge¬
ringer Bedeutung; sie bestechen allerdings durch ge¬
chickte Malerei im Kleinen und Anwendung alter
heaterfiguren und Theatereffekte auf moderne Ver¬
ältnisse. Die Zuhörer zeichneten die gastirende
9
Rünstlerin wieder durch sehr anhaltenden und starken! S
Jed##efall aus.
Sine A. St.
A
1
ückliche .
0
Meprnicchallhnnschulschenenchernstsehten
Ge= der von ihm mißhaudelte Aufseher Stenbhardt habe
ute
ihm etwas in das Mitlagessen gethan, um ihn zu ver¬
giften, was sich sofort als falsch erweisen ließ. Der
4
Angeklagte wußte sein Verhalten heute gar nicht zu
olt
entschuidigen. Der verletzte Aufseher hat zwei Monate
in der Charilé zugebracht, ist aber noch jetzt nicht
völlig geheilt. Der Gerichtshof erkannts auf eine
Strafe von drei Jahren und zwei Monaten Gefäng¬
niß. Der Angellagte hatte nur die eine Bitte an den
Gerichtshof, die Gefängnißstrafe in Zuchthaus umzu¬
wandeln, diese Bitte blieb jedoch unerfüllt.
zer
— Gegen 7000 Mk. hat der Handlungsgehilfe
Heinrich Kulknick innerhalb eines Jahres durch¬
ten
gebracht. Er hatte das Glück, trotz seines noch jugend¬
11
lichen Alters von 23 Jahren als Leiter einer Fliale
eines großen hiesigen Geschäfts angestellt zu werden.
Dieses Vertrauenspostens erwies en sich höchst un¬
6n
würdig. Er wirthschaftete in der unverantwortlichsten
Weise, verkaufte Waaren vom Lager, ohne den
Erlös zu buchen, unterschlug eingegangene Beträge
und entnahm der Kasse wiederholt größere Summen.
Nach Schluß des Geschäftes und an Sonntagen
verkehrte Kullnick in den feinsten Logalen, wo er sich
das beste austischen ließ, was Küche und Keller bot.
Sein Gehalt von 1500 Mark konnte hierzu natürlich
nicht reichen und so wurde er das Opfer seines Feichte
sinns und seiner Genußsucht. Im gestrigen Termin
vor der dritten Strafkammer des Landgerichts 1 Scan¬
tragte der Staatsanwalt gegen Kullnick ein Ge¬
2
fängnißstrafe von 9 Monaten, der Gerichtshof verur¬
theilte aber den Angeklagten, dem nicht ein einziger
bl i Milderungsgrund zur Seite stehe, zu einer Gefängtu߬
strafe von einem Jahre sechs Monaten und ordnete
seine sofortige Verhaftung an.
. Eine verhängnißvolle Liebhaberei für
Draschkenfahrten besitzt die sich „Instrumental¬
künstlerin“ neunende unverehelichte Adelheid Florus,
welche gestern der ersten Strafkamnmner des Land¬
gerichts! aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurde.
Die Angeklagte reist i Deutschen Reiche mit einem
Xylophon umher. Aber in den meisten Städten, die
sie besucht hat, mußte sie die Gefängnisse kennen lernen.
Ihre Vorstrafen bewegen sich auf den verschiedensten.
Gebieten, zumeist verürte sie Betrügercien dadurch, daß
sie sich in Droschken umherfahren ließ, ohne im Besitze
von Mitteln zu sein. Lm 3. April wurde sie nach einer
viermonatigen Haft aus dem Gefängnisse zu Leipzig ent¬
lassen. Sie wandte sich nach Berlin. Hier verübte
sie sofort wieder den alten Betrug. Nach allerlei
Kreuz= und Querfahrten erklärte die Angeklagte einfach
dem Droschkenkutscher, daß sie kein Geld besitze, sie
müsse ihm anbeimstellen, sie zur Polizei zu fahren.
Der Staatsanwalt war der Ansicht, daß dem gemein¬
gefährlichen Treiben der unverbesserlichen Angeklagten
nunmehr energisch gesteuert werden müsse, er beantragte
gegen dieselbe 2 Jahre Zuchthaus. Der Gerichtshof
billigte der Angeklagten, die hoch und heilig Besserung
gelobte, noch einmal mildernde Umstände zu und er¬
kannte auf ein Jahr Gefängniß.
Kunst und Wissenschaft.
Im Goethe=Theater setzte Adele Sandrock,
nachdem sie ihrer Francillon am Mittwoch die Maria
Stuart hatte folgen lassen, ihr Gastspiel am Himmels=1
fahrtstage in einer durch und durch modernen Rolle,
als Christine in Schnitzlers „Liebelei“ fort.
In dem Stück, das dem Berliner Publicum vom
Deutschen Theater der längst bekannt ist, spielt der
Wiener Dialekt eine sehr wichtige Rolle; man war da¬
Her nicht wenig befremdet, die Wiener Künstlerin
hauf dieses gewichtige Hilfsmittel zur Kennzeichnung
edes Milieu verzichten zu sehen. Es ist sehr begreiflich,
zaß eine universell veranlagte Schauspielerin, die sich
kan der eigentlichen Stätte ihrer Wirksamkeit von der
SDarstellung derartiger dankbarer Rollen ausgeschlossen
Zweiß, diese Rollen in ihr Gastspiel=Repertoire aufnimmt,
faber dann sollte sie auch das nicht vermissen lassen,
was der Rolle den heimathlichen Erdgeruch giebt: den
Dialekt. Mit dem Aufgeben des Dialekts begiebt sie
ka, Berlin. — Rotationsdruck der „Druckerei der Ber
n der Berliner Börsen=Zeitung (L. Metzoldt)“, Berlin
ve Pu
Mdde
sich in der ganzen Haltung
das, tief erschüttert, sich erst
hangs zu einem einmüthigen, d
guraffen vermochte.
Nach der Tragödie das Sa
„Liebelei“ desselben Autors „Abs
pifante Chamhre séparée-Se
ven seiner „Freundin“ den A
lich er ihr hatte geben wollen.
hier ein von sprühendem Hun
anmuthiger Salonkunst, d
nach den großen seelischen
Stückes nicht recht behaglich.
zu grell und das Ganze ers
placirt.
Uebrigens wurde der Wien
von Frl. Rupricht und Hrn.
von den Herren Lion und
unterstützt.
box 10/6
unten,Willh Grunward verdienen Anrleinn
C. A.
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einstenäite genügten nicht; trotzdem noch eine Anzahl
rimistisch eingerichteter Sitze verkauft waren,
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#ten sehr viele, ohne Billets erhalten zu können,
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##das Theater wieder verlassen. Frl. Sandrock spielte Fl.
in zwei ganz modernen Stücken, „Liebelei“ und zu
„Abschiedssouper“ von Arthur Schritzler, zwei
Einander durchaus entgegengesetzte Roll . „Liebelei“
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st die Tragödie der sentimentalen Lielhaberin; ein
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junges Mädchen, die weichmüthige, warm und
lic.
ehrlich empfindende, heiß liebende Tochter eines
rbs
Musikers, lieht einen jungen L#ann, dem der 1 dis
Umgang mit ihr nur ein Zeitve eine kleine geh
Abwechslung in seinem reichhantigen sonstigen
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Liebesrepertoire ist. Er fällt schließlich im Duell.
stin
Es ist mit sehr großem Geschick durchgeführt, wie
von
das sentimentale Mädchen, trotzdem ihr der Ver¬
färt
stand ganz genau sagt, daß ihr Liebhaber einer
sun
echten Liebe gar nicht werth ist, sich doch nicht
wer
von ihrer Liebesleidenschaft losreißen kann. Frl.
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Sandrock spielte auch hier wieder mit sehr be¬
Kl.
deutender Künstlerschaft; die ganze Rolle war von
ret
der ersten Scene bis zum letzten Augenblick mit
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für manche Worte und Sätze einen so einfachen, nin
ief in die Seele dringenden Ton. der scheinbar un=Ga
beabsichtigt hingeworfen wird, der aber nur wirklich
wir
echten Künstlerinnen wirklich echt gelingt. Im
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ug nach wie umgewandelt, als Wiener
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sp
gebührend zu feiern. Man kani sich
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aum größere Unverschämtheit und Frechheit denken,
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ls die, welche der Verfasser dieser „Annie von's 1 P
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hat. Frl. Sandrock bewies auch in dieser Darstellung
hre Meisierschaft; sie trägt nur genau so stark auf,
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schärfsten Charakterisirungsmittel wirkt ihr Spiel
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icht unglaubhaft.
Die Stücke Schnitzkers sind übrigens von ge¬
ringer Bedeutung; sie bestechen allerdings durch ge¬
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heaterfiguren und Theatereffekte auf moderne Ver¬
ältnisse. Die Zuhörer zeichneten die gastirende
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Rünstlerin wieder durch sehr anhaltenden und starken! S
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giften, was sich sofort als falsch erweisen ließ. Der
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olt
entschuidigen. Der verletzte Aufseher hat zwei Monate
in der Charilé zugebracht, ist aber noch jetzt nicht
völlig geheilt. Der Gerichtshof erkannts auf eine
Strafe von drei Jahren und zwei Monaten Gefäng¬
niß. Der Angellagte hatte nur die eine Bitte an den
Gerichtshof, die Gefängnißstrafe in Zuchthaus umzu¬
wandeln, diese Bitte blieb jedoch unerfüllt.
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— Gegen 7000 Mk. hat der Handlungsgehilfe
Heinrich Kulknick innerhalb eines Jahres durch¬
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11
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Dieses Vertrauenspostens erwies en sich höchst un¬
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Nach Schluß des Geschäftes und an Sonntagen
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das beste austischen ließ, was Küche und Keller bot.
Sein Gehalt von 1500 Mark konnte hierzu natürlich
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fängnißstrafe von 9 Monaten, der Gerichtshof verur¬
theilte aber den Angeklagten, dem nicht ein einziger
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Ihre Vorstrafen bewegen sich auf den verschiedensten.
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sie sofort wieder den alten Betrug. Nach allerlei
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müsse ihm anbeimstellen, sie zur Polizei zu fahren.
Der Staatsanwalt war der Ansicht, daß dem gemein¬
gefährlichen Treiben der unverbesserlichen Angeklagten
nunmehr energisch gesteuert werden müsse, er beantragte
gegen dieselbe 2 Jahre Zuchthaus. Der Gerichtshof
billigte der Angeklagten, die hoch und heilig Besserung
gelobte, noch einmal mildernde Umstände zu und er¬
kannte auf ein Jahr Gefängniß.
Kunst und Wissenschaft.
Im Goethe=Theater setzte Adele Sandrock,
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als Christine in Schnitzlers „Liebelei“ fort.
In dem Stück, das dem Berliner Publicum vom
Deutschen Theater der längst bekannt ist, spielt der
Wiener Dialekt eine sehr wichtige Rolle; man war da¬
Her nicht wenig befremdet, die Wiener Künstlerin
hauf dieses gewichtige Hilfsmittel zur Kennzeichnung
edes Milieu verzichten zu sehen. Es ist sehr begreiflich,
zaß eine universell veranlagte Schauspielerin, die sich
kan der eigentlichen Stätte ihrer Wirksamkeit von der
SDarstellung derartiger dankbarer Rollen ausgeschlossen
Zweiß, diese Rollen in ihr Gastspiel=Repertoire aufnimmt,
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was der Rolle den heimathlichen Erdgeruch giebt: den
Dialekt. Mit dem Aufgeben des Dialekts begiebt sie
ka, Berlin. — Rotationsdruck der „Druckerei der Ber
n der Berliner Börsen=Zeitung (L. Metzoldt)“, Berlin
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guraffen vermochte.
Nach der Tragödie das Sa
„Liebelei“ desselben Autors „Abs
pifante Chamhre séparée-Se
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lich er ihr hatte geben wollen.
hier ein von sprühendem Hun
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nach den großen seelischen
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Uebrigens wurde der Wien
von Frl. Rupricht und Hrn.
von den Herren Lion und
unterstützt.