iebelei
5. Llessie, box 10/6
i Dächer der Häuser blickt, aber auch zum dunkel auftauchenden Kahlen¬
berg, das Geräusch der Welt da draußen versinkt und der Liebelei
Jeuilleton.
des feschen Fritz die starke, verzehrende Liebe des schlichten Mädchens
entgegentritt und der alte Musiker das herzensgute Wort ge¬
Goethe Theater.
sprochen hat von den Erinnerungen an eine glückliche Stunde, die Al
Nachdem Adele Sandrock am Mittwoch als „Maria
zu
schöner seien als das Bewußtsein eines reuelosen, aber glücksleeren
Stuart“ starke Triumphe ihrer Kunst gefeiert, versuchte sie sich gestern
der
Daseins — da trat uns in Frl. Sandrock zum ersten Male über¬
mit dem gleichen starken Erfolge in modernen Aufgaben Sie spielte
zeugend die große Künstlerin entgegen. Und sie wuchs von Scene
die Christine in Schnitzlers vom „Deutschen Theuter“ her be¬
zu Scene bis zu ihrem erschütternden Hinausstürmen. Wohl ver¬ Lu
kanntem, wundervollen Schauspiel Liebelei“ und die Tänzerin
Se
liert das Organ im Affekt mitunter an Wohllaut, aber hier wirkte
im „Abschiedssoupee“. Es ist dies eine lustige Scene aus
dies nur noch mit, den Eindruck der starken Innerlichkeit ihres
dem originellen Anatol=Cyklus, durch den Schnitzler sich zuerst
Schmerzes zu verstärken. Bei der Christine der Agnes Sorma war] Vil
hervorgethan. Es ist überraschend, daß man nicht schon längst ein
das Alles elementarer, eruptiver, sie bezwingt aus einem starken] rick
paar dieser seinen Studien, zu einem Einakteraben', vereinigt, auf die
Temperament beraus. Bei Adele Sandrock findet man die stufen= ge
Bühne gebracht hat. Sie sind alle von eige. Reiz und was
weise Entwickelung, und erst aus Leid und Schmerz wird
von seinem Vorsiadtmädchen
Anatol im „Abschiedssouver“
endlich das Temverament seiner Fesseln ledig und stürmt Liel
das kann auch von diesen kleinen Anatol¬
sagt,
von
nun rückhaltlos vorwärts. Es sind eben zwei grundverschiedene
Dichtungen gelten: sie erinnern an einen getragenen Wiener Walzer,
Yoc
Künstlerindividualitäten. Zudem ist bei Frl. Sandrock jedesmal
sind sentimentale Heiterkeit, lächelnde schalkhafte Wehmuth .
zogt
immer noch ein starker Rest Sonnenthalscher Schulung, der immer
Die Tänzerin im Abschiedssouver svielte Adele Sandrock
Yoe
wieder überwunden werden muß. Was sie aber als Christine
sehr wirksam, mit drastischer Komik und manch guten Einzelzügen.
grür
in den letzten zwei Akten geschaffen hat, war wirklich grandios und
Das Publikum kam aus dem Lachen gar nicht heraus, aber die Auf¬
Lieb
das Werk einer Künstlerin.
fassung der Rolle war verfehlt. Die Tänzerin, mit der Anatol seit
Frai
Der Abend war der vielleicht glücklichste des Goethe=Theaters.
acht Tagen zu brechen versucht, ohne es doch zu können, und die er selbst
vern
Das weite Haus war überfüllt. Und gespielt ist wohl noch niemals
bei diesem Abschiedssouver nicht losgeworden wäre, wenn nicht zufällig
spiel.
dort so gut wie diesmal. Die Herren Stahl und Wehrlin
sie mit ihm brechen wollte, muß doch viel graziöser und kapriziöser auf¬
das
und Frl. Rupprecht vereinten sich mit dem Gast zu einem lebens¬
gefaßt werden als es in der Komik der Darstellerin geschah — es muß
Gatt.
vollen, vortrefflichen Ensemble, das auch der Stimmung der seinen
etwas prickeln)) Reizvolles von ihr ausgehen, um den Bann, von
Gab
Dichtung gerecht ward. Im „Abschiedssouper“ trafen die Herren
dem Anatol ich noch immer nicht losmachen kann, zu erklären.
Sehr
Bira und Grunewald sehr glücklich den selbstironisirenden und
Fräulein Sandrock ersetzte diesen Theil ihrer Aufgabe durch eine
Wi
Ph. St.
pointirten Anatolstil.
Fülle wirksamer Komik; so kam alles ein paar Nüancen ungraziöser
und handgreiflicher zur Geltung.
Schu
Neues Theater.
Auch in „Liebelei“ deckte sich die Gestalt der Christine nicht
ABr. Wenn geistreiche Köpfe den Beweis erbringen wollen, daß
ganz mit der Darstellung. Fräulein Sandrock faßt die Rolle zu wenig
hatte
sie auch langweilig sein können, so wird ihnen das häufig recht sauer,
wienerisch auf und auch zu wenig modern; sie svielte etwa aus dem
Der
denn hier und da kommt ihr Geist und ihr Witz ja trotzdem zum
bürgerlich=romantischen Milieu der Freytagschen Dramen heraus, etwa
Witze
Durchbruch und läßt sich so leicht nicht unterdrücken. So ging es
wie das Gärtnermädchen in „Graf Waldemar“ zu spielen ist. So kam es.
genüg
auch Gandillot, ihm, der uns manch einen überlustigen Schwank schon
daß diese Christine in dem herzig fröhlichen ersten Akt ziemlich fremd
#
beschert hat, mit seinem neuesten Bühnenwerke, der „Villa Gabriele“, schien,
erschien und der Gegensatz zwischen ihr und ihrer lustigen Freundin
einem „Lustspiele“, das mit den verbrauchtesten Mitteln arbeitet, die Tinge¬
so unüberbrückbar groß war, daß an die Kameradschaft der beiden
ältesten Situationen ausnutzt, und Personen auf die Beine stellt, „aares
Mädchen schwer zu glauben war. Aber mit Beginn des 2. Aktes,
sobald sich die ersten Schatte wehmuthsvoller Sehnsucht auf die auf die der Staub des Theaterarchivs schon eine daumenstarke genügt
Scene senken, sobald in dem Stübchen, von dem man über die Schicht gelegt zu haben scheint. Hie und da aber thut das Stück I zollt m.
5. Llessie, box 10/6
i Dächer der Häuser blickt, aber auch zum dunkel auftauchenden Kahlen¬
berg, das Geräusch der Welt da draußen versinkt und der Liebelei
Jeuilleton.
des feschen Fritz die starke, verzehrende Liebe des schlichten Mädchens
entgegentritt und der alte Musiker das herzensgute Wort ge¬
Goethe Theater.
sprochen hat von den Erinnerungen an eine glückliche Stunde, die Al
Nachdem Adele Sandrock am Mittwoch als „Maria
zu
schöner seien als das Bewußtsein eines reuelosen, aber glücksleeren
Stuart“ starke Triumphe ihrer Kunst gefeiert, versuchte sie sich gestern
der
Daseins — da trat uns in Frl. Sandrock zum ersten Male über¬
mit dem gleichen starken Erfolge in modernen Aufgaben Sie spielte
zeugend die große Künstlerin entgegen. Und sie wuchs von Scene
die Christine in Schnitzlers vom „Deutschen Theuter“ her be¬
zu Scene bis zu ihrem erschütternden Hinausstürmen. Wohl ver¬ Lu
kanntem, wundervollen Schauspiel Liebelei“ und die Tänzerin
Se
liert das Organ im Affekt mitunter an Wohllaut, aber hier wirkte
im „Abschiedssoupee“. Es ist dies eine lustige Scene aus
dies nur noch mit, den Eindruck der starken Innerlichkeit ihres
dem originellen Anatol=Cyklus, durch den Schnitzler sich zuerst
Schmerzes zu verstärken. Bei der Christine der Agnes Sorma war] Vil
hervorgethan. Es ist überraschend, daß man nicht schon längst ein
das Alles elementarer, eruptiver, sie bezwingt aus einem starken] rick
paar dieser seinen Studien, zu einem Einakteraben', vereinigt, auf die
Temperament beraus. Bei Adele Sandrock findet man die stufen= ge
Bühne gebracht hat. Sie sind alle von eige. Reiz und was
weise Entwickelung, und erst aus Leid und Schmerz wird
von seinem Vorsiadtmädchen
Anatol im „Abschiedssouver“
endlich das Temverament seiner Fesseln ledig und stürmt Liel
das kann auch von diesen kleinen Anatol¬
sagt,
von
nun rückhaltlos vorwärts. Es sind eben zwei grundverschiedene
Dichtungen gelten: sie erinnern an einen getragenen Wiener Walzer,
Yoc
Künstlerindividualitäten. Zudem ist bei Frl. Sandrock jedesmal
sind sentimentale Heiterkeit, lächelnde schalkhafte Wehmuth .
zogt
immer noch ein starker Rest Sonnenthalscher Schulung, der immer
Die Tänzerin im Abschiedssouver svielte Adele Sandrock
Yoe
wieder überwunden werden muß. Was sie aber als Christine
sehr wirksam, mit drastischer Komik und manch guten Einzelzügen.
grür
in den letzten zwei Akten geschaffen hat, war wirklich grandios und
Das Publikum kam aus dem Lachen gar nicht heraus, aber die Auf¬
Lieb
das Werk einer Künstlerin.
fassung der Rolle war verfehlt. Die Tänzerin, mit der Anatol seit
Frai
Der Abend war der vielleicht glücklichste des Goethe=Theaters.
acht Tagen zu brechen versucht, ohne es doch zu können, und die er selbst
vern
Das weite Haus war überfüllt. Und gespielt ist wohl noch niemals
bei diesem Abschiedssouver nicht losgeworden wäre, wenn nicht zufällig
spiel.
dort so gut wie diesmal. Die Herren Stahl und Wehrlin
sie mit ihm brechen wollte, muß doch viel graziöser und kapriziöser auf¬
das
und Frl. Rupprecht vereinten sich mit dem Gast zu einem lebens¬
gefaßt werden als es in der Komik der Darstellerin geschah — es muß
Gatt.
vollen, vortrefflichen Ensemble, das auch der Stimmung der seinen
etwas prickeln)) Reizvolles von ihr ausgehen, um den Bann, von
Gab
Dichtung gerecht ward. Im „Abschiedssouper“ trafen die Herren
dem Anatol ich noch immer nicht losmachen kann, zu erklären.
Sehr
Bira und Grunewald sehr glücklich den selbstironisirenden und
Fräulein Sandrock ersetzte diesen Theil ihrer Aufgabe durch eine
Wi
Ph. St.
pointirten Anatolstil.
Fülle wirksamer Komik; so kam alles ein paar Nüancen ungraziöser
und handgreiflicher zur Geltung.
Schu
Neues Theater.
Auch in „Liebelei“ deckte sich die Gestalt der Christine nicht
ABr. Wenn geistreiche Köpfe den Beweis erbringen wollen, daß
ganz mit der Darstellung. Fräulein Sandrock faßt die Rolle zu wenig
hatte
sie auch langweilig sein können, so wird ihnen das häufig recht sauer,
wienerisch auf und auch zu wenig modern; sie svielte etwa aus dem
Der
denn hier und da kommt ihr Geist und ihr Witz ja trotzdem zum
bürgerlich=romantischen Milieu der Freytagschen Dramen heraus, etwa
Witze
Durchbruch und läßt sich so leicht nicht unterdrücken. So ging es
wie das Gärtnermädchen in „Graf Waldemar“ zu spielen ist. So kam es.
genüg
auch Gandillot, ihm, der uns manch einen überlustigen Schwank schon
daß diese Christine in dem herzig fröhlichen ersten Akt ziemlich fremd
#
beschert hat, mit seinem neuesten Bühnenwerke, der „Villa Gabriele“, schien,
erschien und der Gegensatz zwischen ihr und ihrer lustigen Freundin
einem „Lustspiele“, das mit den verbrauchtesten Mitteln arbeitet, die Tinge¬
so unüberbrückbar groß war, daß an die Kameradschaft der beiden
ältesten Situationen ausnutzt, und Personen auf die Beine stellt, „aares
Mädchen schwer zu glauben war. Aber mit Beginn des 2. Aktes,
sobald sich die ersten Schatte wehmuthsvoller Sehnsucht auf die auf die der Staub des Theaterarchivs schon eine daumenstarke genügt
Scene senken, sobald in dem Stübchen, von dem man über die Schicht gelegt zu haben scheint. Hie und da aber thut das Stück I zollt m.