Liebelei
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#####ns iesarhallmetenee
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
410
Ausschnitts
Nr. 27
„OBSERVER“
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
Ausschnitt aus: „wichel ungemice Zönunge
24-18
(Burgtheater.) Für das beurlaubte Fräulein Adele
Sandrock spielte Frä##ein Medelsky gestern die Christine
in der „Liebelei“ und es war, als ob sie damit ein ange¬
borenes Recht ansüben würde. Einer höheren Gerechtigkeit
zuliebe sollte man ausnahmsweise über Anciennität hinweg¬
sehen und Fräulein Medelsky für immer im Besitze dieser
Rolle belassen, die ihr gebührt, weil ihre ganze äußere und
innere Art, ihre Herkunft und ihre Mittel, ihre Jugend
und ihre natürliche Sprache dem Wesen der Christine auf's
Innigste verwandt sind. Selten deckt sich die Individualität
einer Schauspielerin so glücklich und vollkommen mit der
einer Rolle. Die Christine und das Fräulein, beinahe hätte
ich gesagt „die Fräul'n“ Medelsky sind die engsten Lands¬
leute, „Nachbarskinder“ sozusagen. Das liebe kleine Vorstadt¬
mädel haftet der Medelsky noch in allen Kleidern
und Verkleidungen; in ihrem Wienerisch klingen alle
ihre Gefühlsaccente ungedämpft von den Vorschriften
der Sprachmeister. Mit dem Mutterdialect kann sie
ihre ganze Urwüchsigkeit entfalten, und so wirkte sie gestern
mit einer Echtheit, wie noch nie vorher. Ihre Gestalt ist so
sehr von junger Liebe und erster, schmerzlicher Zärtlichkeit
umduftet, daß sie dem Stück ein neues Blühen schenken
konnte und durch sie erst die „Liebelei“ in ihren wahren
Frühlingsfarben erschien. Im letzten Ark erhöhte und er¬
wärmte sie die Rührung bis zur glühenden Temperatur des
Tragischen; es war das Beste, was sie seit dem Gretchen
geleistet hat. Die Schlager Mitzi war in Abwesenheit des
50 24 Fräuleins Kallina an Fräulein Littitz gerathen, die sich
Für
nicht ungeschickt anstellte. Ein bischen zu derb, zu wenig¬
100
liebenswürdig und vor Allem ungraziös in ihren Bewe¬,
200
gungen, blieb sie hinter ihrer Vorgängerin zurück. #
500
„ 100.—
" 1000
Im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist das
auch steht es den
Abonnement durch keine bestimmte Zeibdlauer begrenzt:
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen odler zu ändern.
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Telefon 12801.
Ausschnitt
MM 1 0 5 Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Nr. 28
„OBSERVER“
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a.—
Ausschnitt aus: Arbeiter Zeitung
211—73
vom
Theater.
Burgtheater. Freitag den 20. d. wurde Schnitzler's
„Liebelei“ mit zwei Neubesetzungen gegeben. Das Stück ist
ja bekannt, und es genügt, zu bemerken, daß es zu den besten Er¬
zeugnissen des dichtenden Jung=Wien gehört, wie denn Schnitzler
unstreitig unter dieser Jugend das stärkste und echteste Talent ist.
In der „Liebelei“ zeigt er nach mancher Richtung hin seine große
Begabung. Die „Liebelei“ ist ein wirkliches Wiener Stück.
Handlung und Menschen sind bodenständig, die dramatische
Führung knapp und wirksam. Die beiden kleinen süßen Mädeln
(Christine und Mizi) waren bisher von Fräulein Adele Sandrock
und Frau Kallina gegeben worden. Sie wurden diesmal von
den Fräulein Medelsky und Littitz dargestellt. Fräulein
Littitz zog sich im allgemeinen gut aus der Affaire. Sie war
frisch und fesch. Fräulein Medelsky bereicherte ihr Repertoire
mit einer Glanzrolle. Wieder kam die jüngfräuliche Herbigkeit
ihres Wesens zur vollen Geltung. Die Verbindung dieser
Herbigkeit mit fast unbeholfener Schwermüthigkeit gab der
Gestalt Christinens einen besonderen und wohl im Sinne des
Dichters gelegenen Reiz. Auf dem Höhepunkt ihrer Rolle im
dritten Akte durchbrauste, als sie von der Bühne abstürzte, ein
minutenlang währender Beifallssturm das Haus. Es ist geradezu
merkwürdig, wie diese junge Schauspielerin, der alle Routine
fehlt, und die nicht selten noch hie und da das Unfertige ihrer
Kunst umsomehr verräth, als sie es verschmäht, mit ihr fremden
Mitteln zu arbeiten, gerade in den entscheidenden Stellen der
Für 50 Ze
Darstellung inspiratorisch über sich hinauswächst. Beweise dafür
100
200
geben ihr Gretchen und diese ihre Christine. Sie reißt dann das .
500
Publikum im Sturm mit sich. Sie ist heute der kostbarste Besitz
" 1000
lm (des Burgtheaters.
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; — auch stehl es den
Abochenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
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I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
Ausschnitt aus: „wichel ungemice Zönunge
24-18
(Burgtheater.) Für das beurlaubte Fräulein Adele
Sandrock spielte Frä##ein Medelsky gestern die Christine
in der „Liebelei“ und es war, als ob sie damit ein ange¬
borenes Recht ansüben würde. Einer höheren Gerechtigkeit
zuliebe sollte man ausnahmsweise über Anciennität hinweg¬
sehen und Fräulein Medelsky für immer im Besitze dieser
Rolle belassen, die ihr gebührt, weil ihre ganze äußere und
innere Art, ihre Herkunft und ihre Mittel, ihre Jugend
und ihre natürliche Sprache dem Wesen der Christine auf's
Innigste verwandt sind. Selten deckt sich die Individualität
einer Schauspielerin so glücklich und vollkommen mit der
einer Rolle. Die Christine und das Fräulein, beinahe hätte
ich gesagt „die Fräul'n“ Medelsky sind die engsten Lands¬
leute, „Nachbarskinder“ sozusagen. Das liebe kleine Vorstadt¬
mädel haftet der Medelsky noch in allen Kleidern
und Verkleidungen; in ihrem Wienerisch klingen alle
ihre Gefühlsaccente ungedämpft von den Vorschriften
der Sprachmeister. Mit dem Mutterdialect kann sie
ihre ganze Urwüchsigkeit entfalten, und so wirkte sie gestern
mit einer Echtheit, wie noch nie vorher. Ihre Gestalt ist so
sehr von junger Liebe und erster, schmerzlicher Zärtlichkeit
umduftet, daß sie dem Stück ein neues Blühen schenken
konnte und durch sie erst die „Liebelei“ in ihren wahren
Frühlingsfarben erschien. Im letzten Ark erhöhte und er¬
wärmte sie die Rührung bis zur glühenden Temperatur des
Tragischen; es war das Beste, was sie seit dem Gretchen
geleistet hat. Die Schlager Mitzi war in Abwesenheit des
50 24 Fräuleins Kallina an Fräulein Littitz gerathen, die sich
Für
nicht ungeschickt anstellte. Ein bischen zu derb, zu wenig¬
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Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a.—
Ausschnitt aus: Arbeiter Zeitung
211—73
vom
Theater.
Burgtheater. Freitag den 20. d. wurde Schnitzler's
„Liebelei“ mit zwei Neubesetzungen gegeben. Das Stück ist
ja bekannt, und es genügt, zu bemerken, daß es zu den besten Er¬
zeugnissen des dichtenden Jung=Wien gehört, wie denn Schnitzler
unstreitig unter dieser Jugend das stärkste und echteste Talent ist.
In der „Liebelei“ zeigt er nach mancher Richtung hin seine große
Begabung. Die „Liebelei“ ist ein wirkliches Wiener Stück.
Handlung und Menschen sind bodenständig, die dramatische
Führung knapp und wirksam. Die beiden kleinen süßen Mädeln
(Christine und Mizi) waren bisher von Fräulein Adele Sandrock
und Frau Kallina gegeben worden. Sie wurden diesmal von
den Fräulein Medelsky und Littitz dargestellt. Fräulein
Littitz zog sich im allgemeinen gut aus der Affaire. Sie war
frisch und fesch. Fräulein Medelsky bereicherte ihr Repertoire
mit einer Glanzrolle. Wieder kam die jüngfräuliche Herbigkeit
ihres Wesens zur vollen Geltung. Die Verbindung dieser
Herbigkeit mit fast unbeholfener Schwermüthigkeit gab der
Gestalt Christinens einen besonderen und wohl im Sinne des
Dichters gelegenen Reiz. Auf dem Höhepunkt ihrer Rolle im
dritten Akte durchbrauste, als sie von der Bühne abstürzte, ein
minutenlang währender Beifallssturm das Haus. Es ist geradezu
merkwürdig, wie diese junge Schauspielerin, der alle Routine
fehlt, und die nicht selten noch hie und da das Unfertige ihrer
Kunst umsomehr verräth, als sie es verschmäht, mit ihr fremden
Mitteln zu arbeiten, gerade in den entscheidenden Stellen der
Für 50 Ze
Darstellung inspiratorisch über sich hinauswächst. Beweise dafür
100
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