II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 521

Liebele
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Schriftsteller überzeugt ist, für den Lrlaß eines Reichs=Regent=fnahme auf frühele Kul gebungen in Diganen des Dundes über eptleptischen
Nacht“ Christines zu ihm herauf, ein loses Wort Mizzis und Fräulein Poldi Gersa als Mizzi Schlager brachte eine be= wirkliche Lieh
ein Scherz seines Freundes. Dann klingt die Stille und er wunderungswürdige Leistung — ich glaube nicht, daß ihre Rolle großer Tragis
bricht vom Zwang verlassen auf der Erde zusammen. Der Akt besser gespielt werden kann — kein einziges Mal hat sie vulgär Duell. Leid
ist zu Ende. Die Brutalität der Zwischenaktsmusik kann beginnen. gewirkt und alle Gewagtheiten hat sie in Jugend und Wiener wieder dadur
Dieser erste Akt ist nicht nur der beste des Schnitzler'schen Lebenslust hüllen können, kein einziges Mal hat sie verletzt, das darin gefallen
Und zwar th
Werkes, sondern wie ich glaube einer der allermeisterhaftesten, bedeutet die Erfüllung der Absichten des Dichters.
Der zweite Akt führt uns in das Heim der Christine. Ein Mädchen mu
die wir in der naturalistischen Kunst besitzen und daher habe ich
paar grelle und erschütternde Streiflichter fallen auf ihre Gesell= Daß verdirbt
versucht seine Hauptstimmung und Steigerung hier wiederzugeben.
don Akt.
schaftsklasse, in der Glück und Lebenserfüllung gleichbedeutend
Die Charaktere sind so lebendig und plastisch, wie es selten den
ist mit moralischer Versündigung. Sie bekommt den Besuch metalinen G
Naturalisten gelungen und vor allem sind sie so einheitlich und
selbstverständlich, daß kein moralisches Urtheil das künstlerischel einer Strumpfwirkersfrau, die von ihrem Geheimniß erfahren all ihrer Ku##
Auge trübt. Die Situationen sind mit solcher Kraft und solcher hat und ihr mit unzarten Worten davon spricht! Dieser versucht, es
Wahrheit gegeben, daß wir nicht vor dem Schicksal einiger Charakter ist knapp und glänzend gezeichnet. Was aber diesen ganzen Wer#
Measchen stehen, sondern vor dem Problem der Beziehung des Akt wie ein warmer, lichter Strom durchzieht, daß ist das Wesen allgemein en#
Eine b
Mannes unserer Cultur zu den Frauen an dem so gerne vorbei= von Christinens Vater und ihre Beziehung zu ihm. Dieser
gesehen wird und das vielleicht erst durch jene letzte mit dem häß=gütige, milde, alte Herr, der von der Schuld seiner Tochter weiß, Herr Karl 2#
lichen Wort „Frauenfrage“ bezeichnete culturelle Entwicklung inses ihr verschweigt und aus Gram über eine freudlos dahinge= Janda. Als
Ja, Schnitzler gangene Schwester sprechen kann: Soll mein geliebtes Kind,
Ernst und Streuge betrachtet werden wird. —
schüttet in seinem Werk einen Haufen von Gesellschafts=Problemen von dem ich weiß, daß es gut ist, daß es keiner Schlechtigkeit
vor uns aus die alle ernst und nachdenklich machen, wenn esIfähig ist, soll die ebenso verwelken ohne ein einziges Mal glück¬
ihm gelungen wäre auch nur eines davon über seine gesellschaft=lich gewesen zu sein, ohne ein einziges Mal Freude und Leben
gehabt zu haben? Diese Gestalt ist eine wundervolle Erfindung.
liche Begrenztheit herüber zu bauen, so wäre sein Stück nicht nur
Der Christine ist allmählich die Größe ihrer Liebe ganz ins Hoftheat
ein gutes, zum Theil meisterliches Schauspiel — sondern ein
Bewußtsein getreten und gleichzeitig die schauerliche Angst: Liebt burtstag wir
großes hervorragendes Werk.
er mich, wie ich ihn oder bin ich ihm ein Nebending und ein neu einstudit
Frau Agnes Sorma gab mit der Christine die vollendste
Kleist'sche S
und künstlerisch bedeutenste Leistung, die wir bei ihrem GastspielSpiel! Diese Frage zermartert sie und eine dunkle Stimme
ersten Male
von ihr erleben durften. Mit unsagbarer Feinheit und Kunst fflüstert ihr immer wieder die Wahrheit.
Ihr Geliebter besucht sie. Zum ersten Mal sieht er sie in dem Origina
enthüllt sie uns nur durch ihr Spiel, am wenigsten durch Worte
Di
ihrem Heim, das rings von ihrer Innigkeit erfüllt ist — sie fühlt
das Wesen der Christine. Jedes Lächeln, jede Handbewegung
sich hier freier ihm gegenüber und spricht mit ihm von ihrer Liebe, Führer Her#
und jedes noch so belanglose Wort verrät uns ihre Seele,
wie sie mehr ist als er vermuthen mag und sagt ihm daß er derwerbehause
nicht den underen Menschen, die im Werke um sie sind. Darin
Erste, Einzige, Beschenkte sei. Allmählich dämmert es in ihm besetzt und
liegt die vollendete und geniale Kunst ihrer Darstellung der
##f, was sie für ihn empfivdet, allmählich fühlt auch er, daß scheinen Her
Christine. Wir wir allein wissen, daß sie verzehrend liebt mit
dem innersten Kern ihrer Seele als Mensch liebt, die anderneine Wesensverwandtschaft zwischen ihm und ihr besteht, daß erlenden wollen
zu ihr gehört und sein „Sehr lieb haben“, fängt an sich in hielt er meh
können an ihrer Liebe vorbei gehen.