II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 530

Liebelei
5.— box 10/7
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Ausschnitt
Nr.
„OBSERVER“
6105
I. österr. behördl. conc. Bareau für Zeitungsberichte u. Personalnach
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyele“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, London, Newyork, Paris, Stockhoh
P-al¬
Ausschnitt aus:puo Huste Serrum Weimn,
vom /7/8 95
Die Bühnen.
Neues Theater. Hansi Niese spielte gestern die
Christine in Schnitzler's „Liebelei“. Als sie im vorigen Jahre
dieses Wiener Mäd'l zum ersten Mal in einer Sonntags=Matinée
gab, war es eine ganz außerordentliche Ueberraschung. Aus einer
tiefen Innerlichkeit heraus, ganz jenseits jeder falschen
Sentimentalität, schlicht wie ihr schwarzes Kleid und einfach wie
ihr Kreuz auf der Brust, bildete sie das traurige Tinerl,
sodann und ergriff zum
interessirte anfangs, fesselte
Schlusse. Erstaunlich war, wie frei sie die Figur von jedem Vor¬
bild hielt, wie ihre künstlerische Intelligenz und ihr angeborenes
Gefühl für das Volksthümliche in dem Wiener Kind sie einen
Typus treffen ließ, wie ihn Schnitzler gut aufgriff, aber
mit ein wenig Süßlichem vorsetzte. Die Niese korrigirt
die rundliche Linie mit einem herben Zug, der die kraft¬
volle Wirkung am Schlusse vorbereitet. Ihre Sentimentalität
will dann dennoch mitunter in Veinerlichkeit umschlagen, aber es
ist immer, als ob sie sich rechtzeitig des rechten Weges bewußt
würde, ihr Naturgefühl empfindet alles Larmoyante als etwas
Fremdes und damit findet sie sich schnell ab. Wie sie dann in
ihrem prächtigen letzten Akt die Herzensbangniß, die beklemmende
Ahnung, das instinktive Errathen des Unglücks durchlebt und
dann im Schmerz gekränkter Weiblichkeit, von Thränen erstickt,
zitternd an allen Gliedern davonstürzt, ist ein Stück Kunst, das
zum Besten gehört, was wir heute auf der deutschen Schau¬
im vorigen Jahre an
bühne haben. Doch das ist
dieser Stelle des Weiteren erörtert worden. Gestern war die
Für
Wirkung der Niese vielleicht noch kräftiger als damals, doch im
Wesentlichen hat sich nichts geändert. Jarno's Theoder ist als
äußerst flotte, schneidige Leistung bekannt, Herr Walden als
Fritz hat sich sehr vervollkommnet. Den jungen Schauspieler mußt,
man im Auge behalten. Die Mizzi der Stesanie Kriß ist sehr nett
angelegt, sehr lustig, aber sie vermag nicht das Harmlose, das
Aboy Naiv=Leichtsiunige in dem lustigen Wiener Mädel zu geben. Es
Abob fehlt ihr ein wenig an Liebenswürdigkeit. Herr Link gab den
Weiring. Gar sa huttermeich ist der alte Josephstädter Musikant
nicht. Theatralisch, aber wirksam war „der Herr“ des Herrn Kühle
Das Zusammenspiel war vorzüglich gekönt, man merkte eine kluge,
feinfühlige Regie, Schließlich amüsirte Hansi Niese's famosel
Tänzerin Annie im „Abschiedssouper“ glänzend. Sie war gro߬
artig in Laune, außerordentlich drollig und sprudelnd vor Lustigkeit.“
F.
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I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“
Vertretungen in Berlin, Chicago, London, Newyork, Paris, Stockholm.
Ausschnitt aus:pus Meate Seernal einm)
vom 77/897
Die Bühnen.
Neues Theater. Hausi Niese spielte gestern die
Christine in Schnitzler's „Liebelei“. Als sie im vorigen Jahre
dieses Wiener Mäd'l zum ersten Mal in einer Sonntags=Matinée
gab, war es eine ganz außerordentliche Ueberraschung. Aus einer
rtiefen Innerlichkeit heraus, ganz jenseits jeder falschen
Sentimentalität, schlicht wie ihr schwarzes Kleid und einfach wie
ihr Kreuz auf der Brust, bildete sie das traurige Tinerl,
zum
interessirte anfangs, fesselte sodann und ergriff
Schlusse. Erstaunlich war, wie frei sie die Figur von jedem Vor¬
bild hielt, wie ihre künstlerische Intelligenz und ihr angeborenes
Gefühl für das Volksthümliche in dem Wiener Kind sie einen
Typus treffen ließ, wie ihn Schnitzler gut aufgriff, aber
mit ein wenig Süßlichem vorsetzte. Die Niese korrigirt
die rundliche Linie mit einem herben Zug, der die kraft¬
volle Wirkung am Schlusse vorbereitet. Ihre Sentimentalität
will dann dennoch mitunter in Weinerlichkeit umschlagen, aber es
ist immer, als ob sie sich rechtzeitig des rechten Weges bewußt
würde, ihr Naturgefühl empfindet alles Larmoyante als etwas
Fremdes und damit findet sie sich schnell ab. Wie sie dann in
ihrem prächtigen letzten Akt die Herzensbangniß, die beklemmende
Ahnung, das instinktive Errathen des Unglücks durchlebt und
dann im Schmerz gekränkter Weiblichkeit, von Thränen erstickt,
zitternd an allen Gliedern davonstürzt, ist ein Stück Kunst, das
zum Besten gehört, was wir heute auf der deutschen Schau¬
im vorigen Jahre an
ist
bühne haben. Doch das
dieser Stelle des Weiteren erörtert worden. Gestern war die
Für
Wirkung der Niese vielleicht noch kräftiger als damals, doch im isire
Wesentlichen hat sich nichts geändert. Jarno's Theoder ist als cto.
5 äußerst flotte, schneidige Leistung bekannt, Hert Walden als lbar
100 Fritz hat sich sehr vervollkommnet. Den jungen Schauspieler muß oraus.
man im Auge behalten. Die Mizzi der Stefanie Kriß ist sehr nett
Abonn angelegt, sehr lustig, aber sie vermag nicht das Harmlose, das ist das
Abonn Naiv=Leichtsiunige in dem lustigen Wiener Mädel zu geben. Ezt es den
fehlt ihr ein wenig an Liebenswürdigkeit. Herr Link gab den
Weiring. Gar so butterweich ist der alte Josephstädter Musikant
nicht. Theatralisch, aber wirksam war „der Herr“ des Herrn Kühle.
Das Zusammenspiel war vorzüglich getönt, man merkte eine kluge,
feinfühlige Regie. Schließlic, amüsirte Hansi Niese's famoe
Tänzerin Annie im „Abschiedssouper“ glänzend. Sie war gro߬
artig in Laune, außerordentlich drollig und sprudelnd vor Lustigkeit.