Liebelei
5. Mescier box 10)7
regend und gefährlich gestaltet hat, daß aus dem I muß, die Furcht vor dem Unabwendbaren (er
entdeckt sie, daß etwas im Haushalt nicht stimmt,
lebensfrohen, jungen Mann ein nervöser Kopf- Lahnt nur zu gut, daß sein Gegner unerbittlich sein
Dr. Kramm beginnt achzurechnen und ein
wird) finden ihren Ausdruck in einer schönen und
hänger geworden ist, der ##e beständiger Angst
schwarzer Verdacht, woher die reichlichen Mittel
ergreifenden Scene zwischen dem Liebespaar. —
vor Entdeckung dieses Verhältnisses seine Tage
fließen könnten, steigt in ihm auf. Im
Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Lobheimer fällt
zubringt. Um ihn aus den Banden der „inter¬
geeigneten Moment, inmitten einer heftigen
im Duell, Christine weiß noch nichts, erräth aber
essanten“ Frau loszumachen, hat sein Freund
ehelichen Auseinandersetzung, erscheint der
sofort alles, als Mizi und Kayser, bleich und ver¬
Theodor Kaiser (Herr Meitzer) mit ein paar feschen
Redacteur (Herr Schieke) des „Familienheims“
stört, bei ihr eintreten. Mit einem Schlage ist sie
Mädeln eine kleine „Liebelei“ in Scene gesetzt,
mit einem neuen Auftrag für Kurt von der Aue,
sehend geworden, der Geliebte war ihr ein Gott,
wobei er selber und die Modistin Mizi Schlager
der alles aufklärt. Entgeistert steht der Kritiker
sie ihm nur eine „Liebelei“, während sie mit
(Frl. Sophie Ertl) sich vortrefflich amüsiren, aber
seinem „Opfer“ gegenüber und muß noch er¬
jeder Herzensfiber an ihm hing, starb er für eine
darin vollkommen einig sind, daß bei ihrer
fahren, daß er ohne es zu wollen, für das
andere! Trotz des vollen Verständnisses, das sie
„Liebelei“ Anfang und Ende nicht zu weit aus¬
„Familienheim“ geschickte Reclame gemacht hat.
bei ihrem Vater findet, kann und will Christine
einanderliegen werden und es sehr verkehrt sei,
Die literarisch-satirische Pointe des kleinen amü¬
nicht mehr leben und mit den Worten des schmerz¬
im Mai bereits an den August zu denken! —
santen Lustspiels ist trefflich herausgearbeitet, alle
gebeugten Vaters: „Sie kommt nicht wieder“
Die ernste und gehaltvolle Christine Weirig
Mitwirkenden, von denen noch Frau König als
fällt der Vorhang.
(Frl. Voigt) findet hingegen in der Liebe
biedere sächsische Köchin und Vertrauensperson zu
Die Darstellung war eine ebenso gute und
zu Lobheimer ihr Schicksal, und es scheint
erwähnen ist, spielten mit Lust und Liebe und
durchdachte wie im vergangenen Jahre. Fräulein
der Einacter wird sicher noch viele Wieder¬
fast, als könnte es ihr gelingen, über die
Voigt war wiederum eine ungemein sympathische,
Im
„interessante“ Frau zu siegen.
holungen erleben. Ueber das Hauptstück des
innige Christine, die sich auch in dem Jammer¬
ersten Acte sind die Vier zu einem kleinen,
Abends „Liebelei“ ist im letzten Winter aus¬
ausbruch des letzten Actes von jeder Uebertreibung
reizenden Souper in Lobheimers Wohnung ver¬
führlich berichtet worden. Das Stück mit seiner
frei zu halten wußte. Die beiden Freunde, der
eint, man ist auf dem Höhepunkt des Vergnügens
ungemein feinen Stimmungsmalerei, seiner poesie¬
leichtlebige und der schwerblütige Wiener, wurden
angelangt, man singt, man tanzt, als das rächende
vollen Genrekunst, seinen echten Schilderungen
durch die Herren Meltzer und Berthold trefflich
Fatum Lobheimer ereilt. Der betrogene Gatte
des Wiener Lebens mit allen Licht- und Schatten¬
verkörpert. Mit der nicht leichten Rolle des
tritt ein, wirft Lobheimer seine Briefe vor die
seiten wurde auch gestern nach den beiden ersten
Vaters fand sich Herr Wallis ebenso gut ab,
Jüße und fordert ihn. Der Contrast zwischen dieser
Acten mit warmem Beifall aufgenommen, wäh¬
wie Frau König mit der dankbaren Nebenrolle
kurzen Scene und den vorhergehenden gehört
rend der krasse und unbefriedigende Schluß,
der Frau Binder. Herr Schieke gab den Ehemann
zu den Höhepunkten des Schauspiels. — Chri¬
ebenso wie bei den früheren Aufführungen,
überlegener und charakteristischer als im Vorjahre.
stinens liebendes Herz ahnt irgend ein kommendes
Trotzdem
einigermaßen verstimmend wirkte.
Als ein neues Mitglied unseres Ensembles lernten
Unglück, wir sehen sie (im zweiten Act) ruhelos
aber wird der Zuschauer, für den das Theater
wir Frl. Ertl in der Rolle der Mizi kennen, sie
und voll Sorge, die kleinbürgerliche Nachbarsfrau
mehr als ein bloßer Zeitvertreib ist, von dem
führte sich vortheilhaft und fesch damit ein und
(Frau König) macht ihr Vorwürfe, der Vater
Schicksal der Heldin im Innersten ergriffen und
entsprach mit der Betonung des Grisettenhaften
(Herr Schieke) läßt sie gewähren, da endlich, am
die feine Kunst des Dichters bewundern, der aus
den Intentionen des Dichters, denn ein Dichter
Abend vor dem verhängnißvollen Duell, sucht
solchem Milieu diese Christine hervorwachsen ließ.
ist Arthur Schnitzler trotz aller Mängel, die die
Der Inhalt des Stückes sei noch einmal kurz
der Geliebte sie zum letzten Male in ihrer ein¬
strenge Kritik an seiner „Liebelei“ finden mag.
wiederholt. Fritz Lobheimer (Herr Berthold), der
fachen aber anheimelnden Häuslichkeit auf. Der¬
Es wäre erfreulich, wenn uns Gelegenheit ge¬
Kampf, der in ihm tobt, die Sehnsucht nach
Wiener jeunesse dorée angehörend, hat ein
friedlichem Glück, die Erkenntniß, was für ein s boten wäre, im Laufe der Saison noch mehr
bedenkliches Liebesverhältniß mit einer ver¬
heiratheten Frau, das sich nachgerade so auf¬ Mädchen er gewonnen hat, und was er aufgeben 4 aus seiner Feder kennen zu lernen.
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regend und gefährlich gestaltet hat, daß aus dem I muß, die Furcht vor dem Unabwendbaren (er
entdeckt sie, daß etwas im Haushalt nicht stimmt,
lebensfrohen, jungen Mann ein nervöser Kopf- Lahnt nur zu gut, daß sein Gegner unerbittlich sein
Dr. Kramm beginnt achzurechnen und ein
wird) finden ihren Ausdruck in einer schönen und
hänger geworden ist, der ##e beständiger Angst
schwarzer Verdacht, woher die reichlichen Mittel
ergreifenden Scene zwischen dem Liebespaar. —
vor Entdeckung dieses Verhältnisses seine Tage
fließen könnten, steigt in ihm auf. Im
Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Lobheimer fällt
zubringt. Um ihn aus den Banden der „inter¬
geeigneten Moment, inmitten einer heftigen
im Duell, Christine weiß noch nichts, erräth aber
essanten“ Frau loszumachen, hat sein Freund
ehelichen Auseinandersetzung, erscheint der
sofort alles, als Mizi und Kayser, bleich und ver¬
Theodor Kaiser (Herr Meitzer) mit ein paar feschen
Redacteur (Herr Schieke) des „Familienheims“
stört, bei ihr eintreten. Mit einem Schlage ist sie
Mädeln eine kleine „Liebelei“ in Scene gesetzt,
mit einem neuen Auftrag für Kurt von der Aue,
sehend geworden, der Geliebte war ihr ein Gott,
wobei er selber und die Modistin Mizi Schlager
der alles aufklärt. Entgeistert steht der Kritiker
sie ihm nur eine „Liebelei“, während sie mit
(Frl. Sophie Ertl) sich vortrefflich amüsiren, aber
seinem „Opfer“ gegenüber und muß noch er¬
jeder Herzensfiber an ihm hing, starb er für eine
darin vollkommen einig sind, daß bei ihrer
fahren, daß er ohne es zu wollen, für das
andere! Trotz des vollen Verständnisses, das sie
„Liebelei“ Anfang und Ende nicht zu weit aus¬
„Familienheim“ geschickte Reclame gemacht hat.
bei ihrem Vater findet, kann und will Christine
einanderliegen werden und es sehr verkehrt sei,
Die literarisch-satirische Pointe des kleinen amü¬
nicht mehr leben und mit den Worten des schmerz¬
im Mai bereits an den August zu denken! —
santen Lustspiels ist trefflich herausgearbeitet, alle
gebeugten Vaters: „Sie kommt nicht wieder“
Die ernste und gehaltvolle Christine Weirig
Mitwirkenden, von denen noch Frau König als
fällt der Vorhang.
(Frl. Voigt) findet hingegen in der Liebe
biedere sächsische Köchin und Vertrauensperson zu
Die Darstellung war eine ebenso gute und
zu Lobheimer ihr Schicksal, und es scheint
erwähnen ist, spielten mit Lust und Liebe und
durchdachte wie im vergangenen Jahre. Fräulein
der Einacter wird sicher noch viele Wieder¬
fast, als könnte es ihr gelingen, über die
Voigt war wiederum eine ungemein sympathische,
Im
„interessante“ Frau zu siegen.
holungen erleben. Ueber das Hauptstück des
innige Christine, die sich auch in dem Jammer¬
ersten Acte sind die Vier zu einem kleinen,
Abends „Liebelei“ ist im letzten Winter aus¬
ausbruch des letzten Actes von jeder Uebertreibung
reizenden Souper in Lobheimers Wohnung ver¬
führlich berichtet worden. Das Stück mit seiner
frei zu halten wußte. Die beiden Freunde, der
eint, man ist auf dem Höhepunkt des Vergnügens
ungemein feinen Stimmungsmalerei, seiner poesie¬
leichtlebige und der schwerblütige Wiener, wurden
angelangt, man singt, man tanzt, als das rächende
vollen Genrekunst, seinen echten Schilderungen
durch die Herren Meltzer und Berthold trefflich
Fatum Lobheimer ereilt. Der betrogene Gatte
des Wiener Lebens mit allen Licht- und Schatten¬
verkörpert. Mit der nicht leichten Rolle des
tritt ein, wirft Lobheimer seine Briefe vor die
seiten wurde auch gestern nach den beiden ersten
Vaters fand sich Herr Wallis ebenso gut ab,
Jüße und fordert ihn. Der Contrast zwischen dieser
Acten mit warmem Beifall aufgenommen, wäh¬
wie Frau König mit der dankbaren Nebenrolle
kurzen Scene und den vorhergehenden gehört
rend der krasse und unbefriedigende Schluß,
der Frau Binder. Herr Schieke gab den Ehemann
zu den Höhepunkten des Schauspiels. — Chri¬
ebenso wie bei den früheren Aufführungen,
überlegener und charakteristischer als im Vorjahre.
stinens liebendes Herz ahnt irgend ein kommendes
Trotzdem
einigermaßen verstimmend wirkte.
Als ein neues Mitglied unseres Ensembles lernten
Unglück, wir sehen sie (im zweiten Act) ruhelos
aber wird der Zuschauer, für den das Theater
wir Frl. Ertl in der Rolle der Mizi kennen, sie
und voll Sorge, die kleinbürgerliche Nachbarsfrau
mehr als ein bloßer Zeitvertreib ist, von dem
führte sich vortheilhaft und fesch damit ein und
(Frau König) macht ihr Vorwürfe, der Vater
Schicksal der Heldin im Innersten ergriffen und
entsprach mit der Betonung des Grisettenhaften
(Herr Schieke) läßt sie gewähren, da endlich, am
die feine Kunst des Dichters bewundern, der aus
den Intentionen des Dichters, denn ein Dichter
Abend vor dem verhängnißvollen Duell, sucht
solchem Milieu diese Christine hervorwachsen ließ.
ist Arthur Schnitzler trotz aller Mängel, die die
Der Inhalt des Stückes sei noch einmal kurz
der Geliebte sie zum letzten Male in ihrer ein¬
strenge Kritik an seiner „Liebelei“ finden mag.
wiederholt. Fritz Lobheimer (Herr Berthold), der
fachen aber anheimelnden Häuslichkeit auf. Der¬
Es wäre erfreulich, wenn uns Gelegenheit ge¬
Kampf, der in ihm tobt, die Sehnsucht nach
Wiener jeunesse dorée angehörend, hat ein
friedlichem Glück, die Erkenntniß, was für ein s boten wäre, im Laufe der Saison noch mehr
bedenkliches Liebesverhältniß mit einer ver¬
heiratheten Frau, das sich nachgerade so auf¬ Mädchen er gewonnen hat, und was er aufgeben 4 aus seiner Feder kennen zu lernen.