II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 567

Liebele
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dessen frischem, natürlichem Spiel, liebenswürdigem Humor und hervor¬
ragender Charakterisirungskunst sich wieder einmal herzlich zu erfreuen der
dringende Wunsch aller breslauer Theaterfreunde gewesen war. Wir sind
Telefon 12801.
Herrn Director Halm aufrichtig dankbar dafür, daß er uns den trefflichen
Künstler, dessen Abgang für unsere vereinigten Bühnen einen sehr
schmerzlichen, bisher noch nicht ausgeglichenen Verlust bedeutete, aus
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Aussehl Hamburg, wohin ihn Baron Berger an das neue Deutsche Schauspielhaus
Ausschaltt entführt hatte, wenigstens für eine kurze Frist wiedergebracht hat. Herr Höfer,
der gleich bei seinem ersten Erscheinen mit lebhaftem Klatschen begrüßt wurde
„OBSERVER“ Nr.
und nach jedem Actschlusse den deutlichen Beweis empfing, daß er ein
Liebling der Breslauer geblieben ist, verkörperte den stets vergnügten
I. Esterr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnaf Lebemann und treuen Freund Theodor Kaiser mit der gleichen Meisterschaft,
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
die uns bereits früher entzückt hat. Das war in Mundart, Haltung,
Benehmen und jeder Wesensäußerung eine echt wienerische Gestalt, die so
Filiale in Budapest: „Figyelé“
bis ins Kleinste wirtlichkeitsgetreu zu bilden nur einem Darsteller möglich
ist, der, wie gerade Höfer, das harmlos leichtlebige, nichts tragisch nehmende
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom,
* Wienerthum von Grund aus kennt und dem zugleich die seltene Gabe ver¬
liehen ist, Kunst in Natur verwandelnd, echte, warmblütige Menschen
über die Bretter gehen zu lassen. Diesem schauspielerischen Cabinet¬
Ausschnitt aus:
stück am nächsten kam Fräulein Marie Mayer mit ihrer Christine.
Die stets ihrer Aufgabe mit feinstem Verständnisse gerecht werdende
Searsische Zeitung Kah
* Künstlerin verkörperte das sympathische, seiner Liebe bis in den Tod treu
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bleibende Mädchen in ergreifender Weise, besonders im letzten Acte, wor
die Ausbrüche des herzzerreißenden Schmerzes und der Verzweiflung der
schnöde Hintergangenen erschütternd wirkten. Auch im Dialect und in der
schlichten äußeren Erscheinung traf Frl. Mayer durchaus das Richtige,
was von Frl. Trude Lobe als Mizi Schlager leider nicht gesagt werden.
kann. Die drollige Mizi, der ausgezeichnet geschilderte Typus der
bei der Befriedigung ihrer jugendlichen Lebenslust nicht grade
Neues Sommertheater.
wählerischen „Confectioneuse“, darf nicht in so auffällig eleganten
Toiletten auftreten, wie sie Fräulein Lobe gewählt hatte. Man#
„ Erstes Gastspiel des Herrn Emil Höfer.
wird sich erinnern, mit wie einfachen Mitteln das unvergeßliche
„Liebelei.“
Frl. Jurberg, zu deren glänzendsten Leistungen die Mizi gehörte,
AAm Dinstage war der Liebichsche Saal trotz der in ihm herrschenden
einen feschen, reizvollen Eindruck hervorzurufen verstand. Im übrigen aber
drückend heißen Temperatur außerordentlich gut besetzt; Parkett und Logen
bot Frl. Lobe Befriedigendes. Dagegen war die Katharine Binder des
waren beinahe ausverkauft, und auch die anderen Plätze erfreuten sich eines
Frls. Mila Krause in Sprache und Benehmen recht wenig natürlich.
zahlreichen Besuches. Diese starke Anziehungskraft hatte wohl kaum das zur
Auch Herr Alexander Wierth als Lobheimer wollte uns nicht recht ge¬
Aufführung gewählte Stück, Schnitzler's dreiactiges Schauspiel „Liebelei“,
fallen. Daß er den wiener Dialect, den er nicht beherrscht, ganz fallen
ausgeübt, wenn man auch nicht in Abrede stellen kann, daß die menschlich
ließ, sei ihm nicht so schwer angerechnet wie der Mangel an Wärme im
wahren, ohne naturalistische Uebertreibung mit sicherer Hand nach dem Leben
Spiel und an plastischer Herausarbeitung der von ihm dargestellten Figur.
gezeichneten Charaktere des alten, schwergeprüften Eligers, seiner tief
Allerdings ist es eine recht undankbare Aufgabe, diesen Lobheimer zus
empfindenden, hingebungsvollen Tochter, des ungetreuen Liebhabers und
spielen, der zwar gute Manieren und einen wohlgefüllten Beutel, aber nichte
des lustigen, für den Lebens= und Liebesgenuß ohne moralische Bedenken
den geringsten moralischen Halt besitzt, und für dessen trauriges Ende
schwärmenden Freundes immer aufs neue lebhaftes Interesse erwecken,
uns kaum ein Mitgefühl abzuringen vermögen. Die redliche Mühe,
ebenso wie die goldigen Lichtfunken eines erquicklichen Humors, die
sich Herr Rameau als Christinens Vater gab, wurde wenigstens thall¬
die Unerquicklichkeit des ganzen Vorwurfs wohlthätig mildern. Auch
weise mit schönem Erfolge belohnt. Als Regisseur that Herr Walden
wird niemand der vortrefflich gelungenen wiener Localfärbung, der flotten
vollauf seine Schuldigkeit. In der nächsten Gastrolle, als Kammerdiener
Scenenführung und dem raschen Flusse des Dialoges, durch die der that¬
Leopold in Gandillot's höchst ergötzlichem Schwanke „Der Unterpräfect“.
sächlich vorhandene stoffliche Mangel geschickt verdeckt wird, seine Aner¬
wird Herr Höfer die ausgiebigste Gelegenheit zur Entfaltung seines köst¬
kennung versagen können. Diese hohen Vorzüge des Stückes hätten jedoch
lichen Humors haben, und so darf man sich von der Donnerstagvorstellung
nicht hingereicht, um so große Schaaren von Besuchern in das Sommer¬
einen besonderen Genuß versprechen.
v. R.
theater zu locken, denn das Werk ist hier schon sehr oft und auch recht
gut aufgeführt worden. Der starke Magnet war Herr Emil Höfer, an
de
wensesiche über das gesammte polltische und wirthschaftliche Leben
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
Prospecte gratis und franco.