II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 588

Liebelei
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Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„„OBSERTER“
Nr. 58
östèrr. behördli conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1,* Türkenstrasse 12.
Filiale in Budapest: „Figyelö“
ertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
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Budweiser Kreisblatt
vom: 27 7 120 7—

Theater und Kunst.
Arthur Schnitzler's Schauspiel „Tiebelei“ ist
wol kein Stück, um die heranwachsende Jugend zu
bilden, aber es ist ein treffliches Sittengemälde,
welches ohne Uebertreibung in strenger Sachlichkeit
die Grisettenliebe uns vorführt, und ohne sich in Re¬
flexionen zu ergehen, deren Banalität zeigt. Die Vor¬
stellung selbst war unter der Leitung des Herrn M.
Werner recht gut, trotzdem das Haus nur wenig
50 Zeitung
Besucher aufwies. Herr Wald verdient wegen seiner jsive
100
10.
guten Leistung an erster Stelle erwähnt zu werden.
200
Er gab den Fritz, der noch zu wenig Blasiertheit be¬
500
raus.
sitzt, um sich ohne Gewissensbisse der Liebelei hinzu¬
1000
geben, mit natürlicher Wärme. Als Theodor, der
Im Gegens
jene Sorte junger Leute vertritt, die mit Sorglosig= st das
es den
onnement dure
keit den Augenblick genießen, war Herr Thomas
onnenten frei
zu wenig munter. Die „süßen Mädeln“ waren durch
Frl. Fischer und Frl. Palme vertreten. Erstere
gab die Mitzi frisch und natürlich, letztere war als hd die
Der „OBS
gen¬
Christine zu lamentabel. Herr und Frau Werner
faltsangabe a
wurden ihren Rollen vollkommen gerecht, doch der tung")
ätter (Tages
durch eine Ueb 9jährigen Lina sah man's allzudeutlich an, dass sie ftliche
ben des In- ui nicht mehr mit halber Fahrkarte auf der Eisenbahn e Mit¬
ilungen werden reisen kann.
Prospecte grats und fnanco.
Alex. Welgl’'s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Dee Ausschnltt
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„OBSERWE
Nr. 5
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
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— Filiale in Budapest: „Figyelö“
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Gbandb
Ausschnitt aus: —
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vom: 4
—RRW.
(Es folgte „Liebelei“, ein hier auch schon (17.
Dej. 1896) aufgeführtes Drama des Wiener Arztes
Arthur Schnitzler. Wir hatten seiner Zeit das
kurze, dreiaktige Stück mit Worten charakterisiert, von
Für
denen wir heute nichts zu nehmen und denen wir nichts
100
beizufügen haben: „Es ist“, sagten wir damals, „ein lusive
200

hochernstes Drama von allertiefster Wirkung. Es greift rto.
500
mitten ins Leben hinein, ins Leben der Großstadt. flbar
1000
Es fängi leicht sitten= oder wenn man will, unsitten= praus.
Im
schildernd an wie ein Feuilleton einer Großstadtzeitung;
es steigert sich dann ohne besondere Verwicklung, aber St das
Abonnemen
doch vollkommen wirkungssicher zu einem Drama und jes den
Abonnenten
endet wuchtig und herzerschütternd wie eine Tragödie“.
Die Heldin dieser Tragödie ist Christine: Fritz hat sich
Der
ihr genähert zur Liebelei; sie aber empfindet tiefer; hd die
Inhaltsang
ihre Liebe „schwebt wie ein lichter Schimmer über die= gen¬
blätter
ser ganzen schlimmen Welt“. Aber an eben dieser Liebe zung“)
wodurch eis
geht das Mädchen zu Grunde. Christine ist also, büh= stliche
Leben des
Mit¬
nensprachlich ausgedrückt, eine „sentimentale“ Rolle.
theilungen
Man darf aber dieses so vieles Gewöhnliche und Sü߬
liche, so vieles Schwächliche und Unrechte bezeichnende
Wort nicht brauchen, wenn man darthun will, wie Frl.
Triesch ihre Rolle auffaßt und durchführt. Das ist
nichts als Wahrheit und tiefes Empfinden, das ist echte
warme Menschlichkeit, was da aus der Künstlerin spricht,
lacht, weint und schluchzt. Christine wächst zu einer
wirklichen Heroine empor; sie wiro Meisterin über jedes
Herz, das ihr sich zuwendet — nicht nur im Stück, son¬
dern auch bei den Zuschauern. Unter diesen ist sicher¬
lich keiner gewesen, der nicht im Innersten bewegt wor¬
den wäre von dieser Kunst, die scheinbar auf alle äuße¬
ren Mittel verzichtet und sie in Wirklichkeit beherrscht,
daß sie zusammenwirken zur großen erschütternden Tra¬
gik. Wir danken Frl. Triesch für diese ihre Christine
aufs beste; sie hat uns damil eine von jenen Stunden
verschafft, aus denen etwas wie Weihe auf Tage und
Wochen des Lebens strömt. — Wenn wir noch die H..
Deusch, Feldhaus und Häcker, sowie die in
der Rolle der Mizi ganz herzige Frl. E. Schwarz
erwähnen, so genügen wir einer Pflicht, die uns sagen
heißt, daß auch das Stück als Ganzes vortrefflich auf¬
geführt gewesen ist.