II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 626

Liebe
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5. Mce 1
Tachen, Versuche, zu singen; dann wieder Stille. Agathe und Emil
schweigen.)
Agathe: Ausgeträumt?
Emil: Ja.
Agathe: Nun erlauben Sie mir vielleicht, Ihnen zu sagen, daß Sie
mir nicht im geringsten imponiren.
Emil: Ich habe auch niemals den Ehrgeiz gehabt . . . aber trotzdem,
wie meinen Sie das?
Agathe: Warum sind Sie denn nicht bei ihr?
Emil: Gnädige Frau, das ist eben unmöglich, die Verhältnisse liegen
nun einmal so.
Agathe: Und ich sage Ihnen, Sie lieben die Unsichtbare nicht, sonst
wäre es nicht unmöglich.
Emil: Aber gnädige Frau, ich versichere Ihnen .... wenn Sie
ahnten, wo sie jetzt ist —
Agathe: Das ist ganz gleichgültig; keineswegs ist sie in Retten
geschmiedet und Sie sind es auch nicht.
Emil: Aber es giebt auch Retten, die —
Agathe: Nein.
Emil: Wenn Sie wüßten, wo sie ist!
Warum gehen Sie nicht hin?
Agathe: Warum geht sie nicht fort?
Derkleidet, wenn es nicht anders möglich ist — als Kellner — als Irr¬
sinniger. — Warum holen Sie sie nicht?
Emil: Ich weiß gar nicht, was ich Ihnen antworien soll.
Agathe: Allerdings ist es gefahrloser, sich auf dem großen Bären
ein Rendez=vous zu geben.
Emil: Gnädige Frau, es ist eigentlich komisch, daß ich mich bei
Ihnen entschuldigen muß — aber schauen Sie, man kann doch nicht wegen
einer Diertelstunde — wegen eines Augenblicks soviel — alles — riskiren.
Agathe: Das ist eben der Irrthum. Wenn ich Ihnen erzählen
wollte, was einmal eine meiner Freundinnen wegen einer solchen Minute
oder Stunde gewagt hat ....
Emil: Bitte erzählen Sie, vielleicht kann ich was lernen.
Agathe: Ich versichere Ihnen, daß es mir darauf nicht ankommt.
Sie schweigt).
Emil: Ich bitte Sie!
Agathe: Was denn?
Emil: Die Geschichte Ihrer Freundin.
Agathe: Es war offenbar eine Nacht wie heute, es war sogar die
Splvesternacht, das weiß ich. Meine Freundin
Emil: Sie ist längst todt.
Agathe: Selbstverständlich. Aber damals lebte sie und war verheirathet.
Emil: Und hatte sieben Kinder.
Agathe: Was fällt Ihnen ein?