Liebele
box 11/1
5. Jenennn
ecene Korrespondente.
Telephor::
Berlin N. 24.
—
—
Ausschnitt aus
Berliner Börsen-Zenumg
30.10.03
D Schiller=Theater N. hatte gestern seinen
Schsitzler=Abend. Zuerst gab man des Wiener Poeten
dieetiges Schauspiel „Liebelei“, das bereits über ver¬
wiedene hiesige Bühnen gewandert ist. Das Stück
Reht und fällt mit der Rolle der „Cyristine“, die
gin der gestrigen Aufführung von Frl. Wasa ge¬
spielt wurde. Schade, haß die Künstlelin
auf den Dialekt, der als prächtigstes Hilfsmittel zur
Kennzeichnung das Milieu der Rolle erst den heimath¬
lichen Erdgeruch giebt verzihtete (wohl verzichten
mußte), ihre „Christine“ hätte sonst als eine vorbild¬
liche Leistung gelten können. Jedenfalls bot sie ein
Muster maßvoll=realistischer Kunst, einer Kunst, die
mit den einfachsten, discretesten Mitteln die tiefsten,
erschütterndsten Wirkungen zu erzielen vermag.
Im Grunde sind ja die beiden ersten Acte des
Stucks nur ein breit ausgeführter Auftact zu der er¬
greifenden Tragödie des Schlußactes, und doch gaben“
sie Frl. Wasa Gelegenheit, ihrer Darstellung eine Fülle
seiner psychologischer Einzelzüge einzuflechten.
wirklicher tragischer Größe aber wuchs ihre Christine
im dritten Acte empor: Wie hier das arme, zertretene
Geschöpf, das in einigen Minuten den Kelch des
Leidens bis auf die letzte Neige zu leeren
gezwungen war, sich zu dem Entschlusse durchringt,
seinem Dasein ein Ende zu machen, das veranschau¬
lichte die Künstlerin in Miene, Ton und Geberde mit
einer Wahrhaftigkeit des Ausdrucks, die an's innerste
Herz griff. Der erschütternde Eindruck dieser Schlu߬
scene spiegelte sich denn auch in der ganzen Haltung
des Publicums wieder, welches unter dem Banne
dieses Eindrucks erst lange nach dem Fallen des Vor¬
hanges sich zu einem einmüthigen, langanhaltenden
Beifall aufzuschwingen vermochte.
Von den übrigen Darstellern wurde Frl. Wasa recht
wirksam untersützt, ganz besonders von Frl. Gu߬
mayn, die als „Mizi“ mit ihrem, fröhlich=gebanken¬
losem Geplausch den echten Typus eines Wiener
„süßen Mädels“ auf die Bühne stellte, und von Herrn
Herrmann (Theodor), der die gemüthliche Leichtlebigkeit
des modernen Donauphäakenthums mit gutem Humor
zum Ausdruck zu bringen wußte.
Auf die dremetige „Liebelei“ folgte der Einacter
„Litteratur“, auch eine Liebelei, dies Mal zwischen
zwischen zwei litterarischen Leuten, die einander
allerlei vorzuwerfen haben. Das Stück ist vor
etwa 2 Jahren als letztes Glied eines vom Dichter
„Lebendige Stunden“ benannten Einacter=Quartetts
im Deutschen Theater zur Aufführung gekommen, wo
es einen freilich rasch vorübergehenden Erfolg erzielte.
Auf eine Volksbühne paßt der Schnitzlersche Ein¬
acter mit seinen langen Discussionen und seinen
zahlreichen Anspielungen aus dem Gebiet der modernen
Litteratur so wenig als möglich. Das Schillertheater¬
Publicum ist auf dergleichen nicht geaicht und blieb denn
auch gestern all' den mehr oder minder geistreichen Pointen
des Dialogs gegenüber ziemlich kühl, trotzdem Frl. Gu߬
mann (Magarethe) und mit ihr die Herren Ziege
(Gilbert) und Herrmann (Clemens) diese Pointen seh
nett herausbrachten und in ihrem Zusammenspiel aus
der Stimmung des Ganzen recht gut Rechnung #
tragen wußten.
Pelephion
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Beriitzer i. okal-Aitzeiger
30. 10.03
p. Das Schiller =Theater N. veranstaltete
gestern (Donnerstag) einen Schnitzler=Abend. Zur
Aufführung gelangte das dreialtige Schau¬
spiel „Liebelei“ und der Einalter „Literatur“
Beide Stücke sind ja im allgemeinen von den
Aufführungen im Deuschen Theater hinreichend!
bekannt, die Direktion hatte aber dennoch das
Richtige getroffen, sie einzustudieren denn für das
Schiller=Theater=Publiku waren beide neu. Und
wie bei einem wirklichen Premierenerfolge gestaltete
sich auch die gestrige Aufführung; ein neuer Beweis,
weich notwendiger Fakter das Schiller=Theater im
Theaterleben Berlins geworden ist. Regie und
Darstellung waren sichtbar bemübt gewesen, gutes
zu leisten, und mit Vergnügen sei es konstatiert.
daß dies im vollsten Maße gelang. Zuerst
gab man das Schauspiel „Liebesei“, das sicht
abgestimmt auf den rechten Ton. auch an
dieser Stätte als äußerst wirkungsvoll erwies)
Eine Leistung, die in ibter natürlichen Schlichtheit
ergeiff, war der Weiring von Max
ungen
nstler hatte große Momente
Pategg.
anzuschlagen, die im tiefsten
Als Christine
iden schienen.
anfangs etwas farblos,
Elst
lebte sie sich aber immer
gabe hinei, so daß sie im letzten
er Größe wuchs. Von der
bis
n ist im Laufe der Zeit noch viel
Ein Liebespaar voll Humor
utes
Elisabeth Gußmann und Bern¬
und 2
n und auch Herr Päschke wußte
hard Hern
seiner nicht gerade dankbaren Aufgabe die besten
Seiten abzugewinnen. Den Abend beschloß der
Einakter „Literatur“. Der kleine harmlose Scherz
wurde von Fräulein Gußmann und den Herren
Herrmann und Ziegel mit viel Temperament und
Laune gespielt und fand gleich der „Liebelei“ eine
warme Aufnahme.
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5. Jenennn
ecene Korrespondente.
Telephor::
Berlin N. 24.
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Ausschnitt aus
Berliner Börsen-Zenumg
30.10.03
D Schiller=Theater N. hatte gestern seinen
Schsitzler=Abend. Zuerst gab man des Wiener Poeten
dieetiges Schauspiel „Liebelei“, das bereits über ver¬
wiedene hiesige Bühnen gewandert ist. Das Stück
Reht und fällt mit der Rolle der „Cyristine“, die
gin der gestrigen Aufführung von Frl. Wasa ge¬
spielt wurde. Schade, haß die Künstlelin
auf den Dialekt, der als prächtigstes Hilfsmittel zur
Kennzeichnung das Milieu der Rolle erst den heimath¬
lichen Erdgeruch giebt verzihtete (wohl verzichten
mußte), ihre „Christine“ hätte sonst als eine vorbild¬
liche Leistung gelten können. Jedenfalls bot sie ein
Muster maßvoll=realistischer Kunst, einer Kunst, die
mit den einfachsten, discretesten Mitteln die tiefsten,
erschütterndsten Wirkungen zu erzielen vermag.
Im Grunde sind ja die beiden ersten Acte des
Stucks nur ein breit ausgeführter Auftact zu der er¬
greifenden Tragödie des Schlußactes, und doch gaben“
sie Frl. Wasa Gelegenheit, ihrer Darstellung eine Fülle
seiner psychologischer Einzelzüge einzuflechten.
wirklicher tragischer Größe aber wuchs ihre Christine
im dritten Acte empor: Wie hier das arme, zertretene
Geschöpf, das in einigen Minuten den Kelch des
Leidens bis auf die letzte Neige zu leeren
gezwungen war, sich zu dem Entschlusse durchringt,
seinem Dasein ein Ende zu machen, das veranschau¬
lichte die Künstlerin in Miene, Ton und Geberde mit
einer Wahrhaftigkeit des Ausdrucks, die an's innerste
Herz griff. Der erschütternde Eindruck dieser Schlu߬
scene spiegelte sich denn auch in der ganzen Haltung
des Publicums wieder, welches unter dem Banne
dieses Eindrucks erst lange nach dem Fallen des Vor¬
hanges sich zu einem einmüthigen, langanhaltenden
Beifall aufzuschwingen vermochte.
Von den übrigen Darstellern wurde Frl. Wasa recht
wirksam untersützt, ganz besonders von Frl. Gu߬
mayn, die als „Mizi“ mit ihrem, fröhlich=gebanken¬
losem Geplausch den echten Typus eines Wiener
„süßen Mädels“ auf die Bühne stellte, und von Herrn
Herrmann (Theodor), der die gemüthliche Leichtlebigkeit
des modernen Donauphäakenthums mit gutem Humor
zum Ausdruck zu bringen wußte.
Auf die dremetige „Liebelei“ folgte der Einacter
„Litteratur“, auch eine Liebelei, dies Mal zwischen
zwischen zwei litterarischen Leuten, die einander
allerlei vorzuwerfen haben. Das Stück ist vor
etwa 2 Jahren als letztes Glied eines vom Dichter
„Lebendige Stunden“ benannten Einacter=Quartetts
im Deutschen Theater zur Aufführung gekommen, wo
es einen freilich rasch vorübergehenden Erfolg erzielte.
Auf eine Volksbühne paßt der Schnitzlersche Ein¬
acter mit seinen langen Discussionen und seinen
zahlreichen Anspielungen aus dem Gebiet der modernen
Litteratur so wenig als möglich. Das Schillertheater¬
Publicum ist auf dergleichen nicht geaicht und blieb denn
auch gestern all' den mehr oder minder geistreichen Pointen
des Dialogs gegenüber ziemlich kühl, trotzdem Frl. Gu߬
mann (Magarethe) und mit ihr die Herren Ziege
(Gilbert) und Herrmann (Clemens) diese Pointen seh
nett herausbrachten und in ihrem Zusammenspiel aus
der Stimmung des Ganzen recht gut Rechnung #
tragen wußten.
Pelephion
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Beriitzer i. okal-Aitzeiger
30. 10.03
p. Das Schiller =Theater N. veranstaltete
gestern (Donnerstag) einen Schnitzler=Abend. Zur
Aufführung gelangte das dreialtige Schau¬
spiel „Liebelei“ und der Einalter „Literatur“
Beide Stücke sind ja im allgemeinen von den
Aufführungen im Deuschen Theater hinreichend!
bekannt, die Direktion hatte aber dennoch das
Richtige getroffen, sie einzustudieren denn für das
Schiller=Theater=Publiku waren beide neu. Und
wie bei einem wirklichen Premierenerfolge gestaltete
sich auch die gestrige Aufführung; ein neuer Beweis,
weich notwendiger Fakter das Schiller=Theater im
Theaterleben Berlins geworden ist. Regie und
Darstellung waren sichtbar bemübt gewesen, gutes
zu leisten, und mit Vergnügen sei es konstatiert.
daß dies im vollsten Maße gelang. Zuerst
gab man das Schauspiel „Liebesei“, das sicht
abgestimmt auf den rechten Ton. auch an
dieser Stätte als äußerst wirkungsvoll erwies)
Eine Leistung, die in ibter natürlichen Schlichtheit
ergeiff, war der Weiring von Max
ungen
nstler hatte große Momente
Pategg.
anzuschlagen, die im tiefsten
Als Christine
iden schienen.
anfangs etwas farblos,
Elst
lebte sie sich aber immer
gabe hinei, so daß sie im letzten
er Größe wuchs. Von der
bis
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Ein Liebespaar voll Humor
utes
Elisabeth Gußmann und Bern¬
und 2
n und auch Herr Päschke wußte
hard Hern
seiner nicht gerade dankbaren Aufgabe die besten
Seiten abzugewinnen. Den Abend beschloß der
Einakter „Literatur“. Der kleine harmlose Scherz
wurde von Fräulein Gußmann und den Herren
Herrmann und Ziegel mit viel Temperament und
Laune gespielt und fand gleich der „Liebelei“ eine
warme Aufnahme.