II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 661

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Dr. Max Goldschmidt
„ Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Berlin N. 24.
Telephon: III, 3051.


Ausschnitt aus
Würzburger General-Anzeiger
27 00R 1903
Stadttheater.
Jephtas Tochter.
Lustspiel von Felice Cavalotti.
Liebelei.
Schauspiel von Arthur Schnitzler.
Vielleicht würde die überschrift über dem
heutigen Theaterbericht besser und treffender lauten:
1. Gastspiel der Sorma, denn sowohl das
ite italienische Lustspiel, als auch das stim¬
svolle Schnitzlersche Drama bildeten gestern
hlich nur den Rahmen für die einzigartigen
ungen der wirklich genialen Frau. Der Künst¬
lerin Stärke liegt vielleicht darin, daß ihr erstes Auf¬
treten, ihre ersten Worten bereits die Stimmung des
Werkes mit unzweiselhafter Sicherheit angeben;
neben dieser eigenartigen Kraft verschwindet fast die¬
Virtuosität, mit der sie die Mittel ihrer Kunst hand
habt. So hatte man schon bei ihrem Eintritt i
„Fritz Lobheimer's“ Salon das Gefühl des nahes¬
den tragischen Geschickes, das sich im Lauf der Hand¬
lung immer schwerer, lastender auf die Seelen legt,
bis es zuletzt mit zermalmender Wucht hereinbraßh.
Was die Künstlerin hier geleistet hat, war höch
Kunst und höchste Natur zugleich, erschütternder st
diese Szene nicht zu denken. In dem Lustspiel d
gegen entfaltete Frau Sorma eine solch' spielerisch
Grazie und Anmut, sie gab die Rolle der „kleine
einfältigen Frau“, die ihre stolze Rivalin so gründe
lich besiegt, mit so vollendeter, leichter Eleganz, daß
auch diese Aufgabe nicht glänzender gelöst werden
kann. Die Grenzen, die Frau Sorma's Begabung
gesteckt sind, scheinen nach diesen beiden Proben
weit zu sein, daß von einer „Begrenzung“ eigentlich
kaum gerede werden darf.
Es war als ob der Einfluß der Gastin auf unser
Ensemble sehr stark und tiefgehend gewesen wäre,
Partner in beiden Stücken, Herr Keller, zeigte
wenigstens sein schönes Können im hellsten
Lichte, und auch die übrigen Mitwirkenden, von
denen die Damen Maltana, Milde und die
Herren Großmann, Landory und Engel¬
hardt zu nennen wären, bemühten sich nach Kräften
und boten auch sämilich sehr Anerkennenswertes.
Auch Frau Heyne dämpfte gestern ihre lante Art,
sehr zum Vorteil ihrer Leistung. Übrigens ist es
sehr zu empfehlen — dies gilt für die Herren Keller
und Landory — einen Dialekt, den man nicht richtig
beherrscht, lieber gar nicht anzuwenden, als nuß
bruchstückweise.
Das Haus war gut besucht; Frau Sorma wurde
nach jedem Aufzug wiederholt gerufen.