II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 686

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3. L
Telephon 12801.


„OBSERVER“
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest. Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto,
(Quellenangabe ohne Gewähr).
er Zellung
Ausschnitt aus: Ju Pund
13. 10.1906
vom:
Theater und Musikt.
— Deutsches Theater der „Palme“. Als zweite Abonne¬
entsvorstellung gelangte am Donnerstag
Liebelei“ zur Aufführung und erzietten# g.
urchschlagenden Erfolg. An den mit photographischer Treue] 2.
ezeichneten Szenen aus der Welt, da man sich amüsiert undich
ie Frauen als Spielball seiner Launen, als ein Mittel zu an¬
enehmem Zeitvertreib betrachtet, verdarben die Schauspieler
195
ichts. Flott, im vorgeschriebenen Ton und Tempo folgten die
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ntwirkenden Damen und Herren den Intentionen des Ver¬—
assers und imitierten mit großer Lebenswahrheit eine tolle 2,
ineiperei mit Damen, die reicher an Schönheit als an Tugend
#nd, daß man sich in die Wirklichkeit versetzt glaubte. Theodorg
Passer, den blasierten Vertreter der jennesse dorée, der seine
Beliebten wie Handschuhe wechselt und durch seine zahlreichen
Erfahrungen sich zu der Annahme berechtigt glaubt, daß auch
de Frauen seiner Welt ebenso leicht wie er den Gegenstand
hrer Liebe“ wechseln, gab Herr Dedak, der sich bereits als
er Pfarrer von Kirchfeldt in vorteilhaftestei Weise dem Publi¬
Zum vorgestellt hat. Auch in dieter Rolle zeigte sich Herr Dedak
als vielerfahrener Darsteller. Sicher in seinem Auftreten, ge¬
wandt in seinen Bewegungen, war er ganz und gar der leicht¬
lebige Genußmensch, der blasierte Kavalier, der an eine uneigen¬
nützige Liebe der Frauen nicht glaubt und sein Gewissen und
seine Verpflichtungen für vollständig absolviert hält, wenn er
ein Mädchen für seine Hingabe von Fall zu Fall mit kaltem
Golde lohnt. Ebenso befriedigte Herr Rub. Sein Fritz Lob=
heimer war jenes Gemisch von bravem Muttersöhnchen und
angehendem Lebemann vom Typus seines Freundes und Vor¬
bildes Theo Waiser, wie es Schnitzler geschaffen hatte. Seiner
recht schwierigen Aufgabe, einen Mann darzustellen, in
dem die anerzogenen Moralbegriffe mit den laxen Lebens¬
noch kämpfen und
Freundes
anschauungen seines
bald der gute Junge, bald der werdende Roué den Sieg,
behält, wurde Herr Rub durchaus gerecht. In Frl.
Weinholz lernten wir als Christine eine Künstlerin kennen,
welche, nach ihrer gestrigen Leistung zu urteilen, das Fach der
Sentimentalen auf der „Palmen“=Buhne gut auszusüllen ver¬
spricht. Sie verfügt über ein angenehmes Außere und, was
von weit größerem Weit ist, die Grenzen ihres Talents scheinen
recht weit gezogen zu sein. Es gelang ihr in den ersten beiden.
Alten den Ton keuscher Mädebenhaftigkeit und rührender Un¬
schuld ebenso zu treffen, wie sie es im letzten Akt vermochte, sich
zu Außerungen großer Leidenschaftlichkeit zu erheben. Auch die
tolle, lebenslustige Mizzi, die wie Theo Waiser das Leben auf¬
faßt und die Männer genau so wie die Frauen beurteilt, war
durch Fri. Körner befriedigend verkörpert. Anzuerkennen ist,
daß Frl. Körner diese naheliegende Gefahr, zu übertreiben,
taktvoll vermied und selbst bei der tollen Kneiperei im leichten
Dusel die Grenzen des kunstlerisch Zulässigen nie überschritt.
Füge ich noch hinzu, daß neben diesen vier Hauptrollen auch
die beiden mehr episodischen Rollen (Herr Heuser und Frl.]
Palmié) gut gegeben wurden, so erscheint es begreiflich, daß
die Auffübrung einen durchschlagenden Erfolg erzielte. Hierzu
kommt noch, daß die Regie tadellos ihres Amtes waltete und
das Zusammenspiel nichts zu wünschen übrig ließ. Mit diesem
keine großen szenischen Anforderungen stellenden und keinn
starkes Personalaufgebot verlangenden Stück hat das „Palmen“=
Ensemble gezeigt, daß es dem Publikum innerhalb gewisser
Grenzen durchaus Befriedigendes und Abgerundetes zu bieten
vermag.
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Telephon 12801.

„UBSERGER
I. österr. behördl. konz: Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Connordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest. Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf. Kopenhagen, London, Madrid, Mailand Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus: 8l. Pe#lsburger Herold
3. 10. 10
vom:
Theater, Musik und Kunst.
2.—I. Deutches Thater der „Palme“.(Donners¬
fag, den 28. September, „Liebelei“ von A. Schnitzter.
war nur eine kleine Schar von Zuschen
sdas Schnitzlersche Schauspiel hatte ins Theater locken
lassen. Denn einerseits ist die „Liebelei“
in oft und
gut hier in Petersburg über die Bretter gegangen, und
anderseits gehört zu einer genießbaren Aufführung dieses
Schnitzlerschen Stückes ein hervorragenderes Ensemble, als
es sich die „Palme“ im allgemeinen leisten kann.
So kam es denn auch, daß den Intentionen des Dichters
eigentlich nur Frl. Weinholz (als Christine) so einiger¬
maßen gerecht wurde: Das Hingebende dieses Mädchen¬
charakters fand bei Frl. Weinholz in Ton und Geste
einen treffenden Ausdruck, dagegen blieb sie uns in der
Gestaltung der dramatischen Schlußakzente manches schuldig.
Frl. Körner (als Mizi) zeichnete die im Punkte der Liehe
erfahrene Modistin denn doch mit zu starken Strichen.
Nach der Auffassung des Dichters soll doch Mizi trotz ihrer
Liebesroutine auch noch ein nettes Käferchen sein. Bei
Frl. Körners Auffassung aber wurde aus Mizi ein
Mädchen, dessen Wissenschaft in der Liebe unsympathisch
berührte. Auch Herr Heuser (als Christines Vater) wurde
seiner Rolle nur wenig gerecht; das innige Zartgefühl,
in das der unglückliche Vater seinen Schmerz kleidete,
kam bei Herrn Heusers Spiel fast gar nicht zur Geltung.
Herr Rub (als Christines Liebhaber) schuf eine Gestalt,
bei der sich der Zuschauer verwundert fragen mußte: Ja,
warum jagt die hübsche Christine solch einen uneleganten
Amant denn nicht zum Teufel? Frl. Palmié (als Frau
Binder) spielte ihre Rolle angemessen.
Im allgemeinen muß ich sagen, daß das diesjährige En¬
semble sich redliche Mühe wird geben müssen, um die
Theaterfreudigkeit des Publikums auf den notwendigen
Wärmegrad zu bringen.