II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 688

Liebelei
5.— box 11/2
Telephon 12801.
„OBSERVER“
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest. Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand Minneapolis,
New-York, Paris, Rom. San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
18.011=
Wernowit er Zeftunn
vom:
Montag wurde Arthur Schnitzlers aus dem Stile
Goethescher Großmenschtichtert auf dns Ridenn des-Klein¬
menschlichen hinabgeschraubte, ins Wienerische übersetzte
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Gretchen=Tragödie „Liebelei“, die in dem ersten Akte


ein mit leichten und sicheren Strichen gezeichnetes Wiener c
Sittenbild bringt, gegeben. Das Stück ist ja von früheren
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Spielzeiten hier bekannt und können wir uns daher auf
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einige die Aufführung betreffenden Worte beschränken.
Den Vogel in derselben hat Frl. Tranner in der Rolle
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der „Schlager=Mizzi“ abgeschossen, sie war die richtige
Repräsentantin des Wiener „süßen Mädls“, das für den
Augenblick lebt, im Mai nicht denken will, was im
August geschehen wird; Fräulein Tranner hat den
leichten Humor, das lebhafte Temperament, die gut¬
mütige Gemütlichkeit für diese Rolle und spricht
urwüchsig den Wiener Dialekt. Obwohl die Schlagermizi
nicht die eigentliche Heldin des Stückes, interessierte sie
weisten und hielt die Komödie. Ihr Widerspiel
wurde Frl. Halpern zugeteilt und d
as Fräulein ist bei aller:
Fleiße und
Telephon 12.801.
„OBSERUER“
I. österr. behördl. konz. Unternehmung für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschmitt aus:
17.0KT.1906 Csernowitzer Allgemaie
vom:
ZEITUNC
heater, Kanst und Vileruiar.
Czernowitz, 16. Oktober.
„Liebelei.“ (Schauspiel in drei Akten von Arthur
Schnitzler.) Es war unvorsichtig, Schnitzlers brillantes
Wiener Milieuschauspiel als „Repertoirstück des Wiener
Burgtheaters“ anzukündigen. Man soll nicht Erinnerungen
an die deutsche Muster= und Meisterbühne wecken, wenn man
alle Ursache hat, Vergleiche zu scheuen .... Damit soll nicht
gesagt sein, daß die gestrige Vorstellung geradezu schlecht ge¬
wesen wäre; aber um vorbehaltlos als gut bezeichnet werden
zu können, dazu sehlte die Grundbedingung: eine gleichmäßige
und gleichwertige Besetzung der Hauptrollen. Zwischen den¬
beiden Paaren, die das Spiel tragen, gähnte eine weite Kluft,
und gerade die schönsten Szenen des Stückes scheiterten an
der teilweise gänzlich verfehlten Besetzung. So war die Vor¬
stellung gar zu ungleich, die flotte, schwungvolle Frische, mit
der sie einsetzte, erblaßte, verflachte sich immer mehr bis zu
dem matten, farblosen Schluß. Leben und Bewegung brachte
nur Frl. Trauner als Mizi in das Spiel. Ja, das war
das echte Wiener Mädel, wie es leibt und lebt, fesch, kreuz¬
fidel und sorglos durchs Leben tänzelt. Die unbewußte Fri¬
volität des „süßen Mädels“, das vom Baume der Erkenntnis
gepflückt hat, ohne seine köstliche Naivität einzubüßen, das am
Rande des Sumpfes einhertrippelt, ohne im Sumpfe zu ver¬
sinken und ihre Seele zu beschmutzen, den ganzen eigenartigen
Reiz dieser anmutigen Großstadtblume brachte Frl. Trauner
vorzüglich zum Ausdruck. Eine Leistung, die nichts zu wün¬
schen übrig ließ. Herr Reißner war in der Rolle des ehr¬
lich frivolen, liebenswürdigen Schwerenöters Theodor bemüht,
es seiner Partnerin gleich zu tun, und wenn er auch im
Großen und Ganzen seiner schweren Aufgabe gerecht wurde,
so mußte man doch teilweise den guten Willen für die Tat
nehmen. Dieser Figur fehlte das lokale Kolorit, die Liebens¬
würdigkeit des Wiener Früchtels kam neben der lebemännischen
Frivolität zu wenig zum Ausdruck. Frl. Halpern war als
Christine nicht an ihrem Platze. Diese Kombination von
Gretchen, Käthchen und Klärchen, diese Mädchengestalt in ihrer
schlichten, von Sentimentalität ungetrübten Würde stellt an
die Darstellung Anforderungen, denen Frl. Halpern nicht zu
genügen vermochte. Ihr fehlte in diesem Falle dazu die Gestaltungs¬
kraft,nicht zum mindesten auch die Routine, und so bot sie eine unbe¬
friedigende, schablonenhafte Leistung, die stark ins Dilletantische
hiuüberspielte. In dem Fritz des Herrn Stengel begrüßten
wir einen alten Bekannten, seinen Ulrich Hauser aus der
„Filia hospitalis“ Uebrigens paßt auf diesen Schauspieler
das Wort, mit dem Hauser sich selbst charakterisiert: „Ein
Vogel mit bleiernen Schwingen“. Eine schöne Gestalt war
der Hans Weiring des Herrn von Pindo. Die Güte, die
Milde, die Liebe selbst. Er fand warme, zu Herzen gehende
Töne und bot im engen Rahmen seiner kleinen Rolle eine
musterhafte Leistung. Frl. Kühnau führte ihre aus früheren
Vorstellungen wohlbekannte nachgerade schon stereotype Klatsch¬
base spazieren. Herr Stärk holte diesmal aus seinem kleinen,
aber wirkungsvollen Part nicht alles heraus, was heraus¬
zuholen ist, seine Regie jedoch bewährte sich in der fröhlichen,
timmungsvollen Souperszene des ersten Aktes aufs beste.“
W. A.