II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 748

Liebelei
5. LassSe1 box 11/2
Bühnentelegraph.
Steinrück an Stelle Hans Waßmanns beden¬
Berlin. In das Repertoire der Kammer¬
tete keine Verbesserung. Die Rudolf Bernauers
spiele sind Strindbergs „Fräulein Julie“.
Regie anvertraute Aufführung von Schnitzlers
und Schnitzlers „Liebelei“ neu aufge¬
Liebesdrama trug nicht in allen Teilen den
nommen werden. Die Wahl des ersteren
Stempel des Gelingens, vor allem kam das
Stückes kann als eine Aufmerksamkeit gegen¬
Wienerische, der leicht beschwingte wienerische
über dem schwedischen Poeten gelten, der in
Konversationston nicht entfernt zu seinem Recht.
seiner beiannten Dorrede die Idealkonstruktion
Lucie Höflich arbeitete in der Rolle des süßen
eines Schauspielraumes, wie er im Kammer¬
Mädels von vornherein mit den Mitteln der
spielhaus seine Verwirklichung gefunden hat,
Tragödin. Auch Pagaps alter Musikus war
entworfen hatte. Aber schon im Kleinen
zu sehr aufs Tragische gestimmt. Bedeutend
Theater ist unter Max Reinhardts Leitung die
wirkte Steinrück in der bekannten Episoden¬
Tragikomödie der Grafentochter und des
Das Lessing¬
#rolle des fremden Herrn. —
Kammerdieners zu ihrer vollen schauspielerischen
theater errang am 21. September mit der
Wirkung gelangt. Dem, was über das Stück
Erstaufführung von Ibsens „Bund der
und die Trägerin der Hauptrolle, Gertrud
Jugend“ einen Erfolg, der an Ehrlichkeit und
Epsoldt, damals in diesen Blättern geschrieben
Stärke dem der „Stützen der Gesellschaft“ im
worden ist,*) haben wir nichts hinzuzusetzen. Die
Dorjahre nicht nachstand. Es wird im nächsten 1
neue Besetzung der Vienerrolle mit Albert
Hefte desren darüber zu reden sein. Die
*) Jahrgang VI, Hest 17, Seite 737.
Bassermann als Rechts¬
Ensemblel.
anwalt Stensgate und Oskar Sauer als Kammer¬
herr an der Spitze war zu restloser Vollkommenheit
3.-19.
ausgeglichen.

S
und der Sklave (Rudolf Christians) weiß die Situation ge=ldauer wird diese Komödie
SHIur
Christians großer Kunst n
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schickt auszunutzen. Er wird ihr Spielzeug, ein gefährliches. Denn
—Rfebelei.
Die beiden Stücke aber
er gib sich mit der Gunst seiner Herrin nicht zufrieden, er will
bringen, zeigt nicht von gute
Artur Schitzler hat in seinem dreiaktigen Schauspiel
Liebelei“, das Direktor Reinhardt in den Spielplan derlherrschen an Seite der Prinzessin, die gar zu schnell vom
(„Kammerspiele des Deutschen Theaters“ aufnahm, einen nicht tändelnden Mädchen zur reifen Frau hinübergleitet. Er glaubt,
9 Bernhard=Rose=Thea
gerade originellen Novellenstoff in dramatische Form ge=er habe sie nun so fest in seinem Banne, daß er sich zum Herrscher
jungen Operette „Die
bracht und damit vielleicht seinen glücklichsten Wurf getan. an ihrer Seite aufschwingen könne. Er will sie in recht schwulstigen
Reden bewegen, den Vater töten zu lassen, der übrigens ein rechter Rose=Theater Direktor A.
Trottel sein muß, weil er die Seitenspringe seines Töchterchens erfolgreich einen Gastspielzt
Denn über eine oberflächliche Behandlung des Themas von
war die Aufführung durch
nicht zu verhindern weiß, da erwacht in der Prinzessin die Salome¬
der Liebelei mit süßen Wiener „Madeln“ und schönen Wiener
waren ganz und gar bei
natur sie ruft Hiolaka den Peitschenmeister, damit der den
Frauen reicht Schnitzlers sehr bescheidenes Talent nicht hin¬
„Lieblingssklaven“ ins Jenseits schlägt. Der gewaltsame Schluß Wollen, sondern auch Kön
aus. Die Darstellung war sehr glücklich auf die wienerische
ist entschieden von dramatischer Kraft, nur besser hätte er heraus=Chor. Gegen die Einsätz
zu zahm war Frl. Wern
Note gestimmt mit Ausnahme des Frl. Lucie Höflich, die
gearbeitet werden müssen, — aber nicht länger. Die Prinzessin
sie getrost mehr aus sich
gänzlich aus dem Rahmen herausfiel. So häßlich kleidet und
so unvorteilhoft für das Gesichtchen frisiert sich kein Wiener] (Jenny Beingruber) war wohl am Ende ihrer Kraft, denn
Mädchen. Frl. Höflich sah ungefähr aus wie eine emanzi= die Längen des Stückes mußten mit einer richtigen Aufwendung gute Leistungen in Gesan
pierte Studentin. Dann faßte sie die Rolle der Christine viel von Lungenkraft überschrien werden. Und darum herum, ein nicht Gertrud Geyersbach als
waren ebenfalls recht hüb
zu schwer, zu tragisch auf und übertrieb demzufolge in der übles Nebenspiel in welchem sich Albert Schindler als Ihibinna, der Adele und Herr Greb
ein Eunuch, durch seine komischen Gesten auszeichnete. Die Hand¬
*Rixdorfer Theater.
lung spielt im Osten heißt es. wahrscheinlich Indien. Die Aus¬
Schlußszene in unerträglichster Weise. Famos war Grete
riesigen Bevölkerung kann
stattung war gut, die Regie überstieg das Mittelmaß leider nicht.
Berger als Mizi Schlager, die eine urechte Wienerin auf die
einen Leiter für das „R
Es wäre wohl mehr aus dem Stücke herauszuholen gewesen, wenn
Bretter stellte. Ebenso Frau Sophie Pagay als Katharina
ein Saal=Theater) gefund
der Rotstift des Dramaturgen fleißiger gearbeitet hätte.
Können sendern auch de
Binder, die gleich Frl. Berger auch einen köstlichen Humor
Gustav Wied ist uns kein Unbekannter, von seiner Komödie
dem bildungsbedürftigen
entwickelte. Herr Hans Pagay zeigte als Hans Weiring seine
1 Liebe“ hätten wir mehr erwartet. Basmus ist ein so toller
wohner, wirkliche Kunst
feine Charakterisierungskunst in diskret abgetönter Schat¬
Tölpel, wie nur wenige auf der Welt herumlaufen, und mit ihm —
klassischen Literatur, Less
tierung, während Herr Alexander Ekert einen „lioben Kerl“
Direktor Türk gerade
gab, „weanerisch“ vom Scheitel bis zur Sohle. Auch die Her=er wurde von Rudolf Christians brillant gespielt — steht und fällt
das Stück. Christine, die Tochter des Hofbesitzers Sören Clausen,
ren Eugen Dumont und Albert Steinrück verdienen alles Lob.
bei dem in diesem Jahre das Erntefest gefeiert wird, soll Wintersaison zu eröffnen.
wie der technische Ausdr
Sehr stimmungsvoll war das Zimmer des alten Violinspie¬
„Basmuschen“ heiraten, weil ihre Besitzungen nebeneinander
J. St—g.
liegen. Aber die Tochter war in der Stadt in Pension und hat wie sie ihm zu Gebote
lers eingerichtet.
„Bildung“ gelernt. Laost (Heinrich Schroth) der Windhund, gleicher Weise nach. In
Emilia Galotti des Fr
verdreht den Eltern und Christine den Kopf, er bringt ihnen Ge¬
schöne jugendliche Künstl
Neues Theater.
schenke aus der Stadt mit, eine Meerschaumspitze, Schokolade und
Blumen. Basmus ist ein großer, schlapper Kerl und hat alle rament, alles mit sich
Julius Berstl Ihavatrathe“, Drama in zwei Akten;
mutigen und liebreizen
Gustav Wied „Liebe“, Komödie in einem Akte, aus dem
Aussicht, von Laost ausgestochen zu werden. Nachdem er unglaub¬
Wir haben Herrn Dr. Schmieden zu danken, daß er der lich viel gegessen, geht er weg, um sich zu erhängen, aber hübsch störende Gewohnheiten be
Dänischen übersetzt.
vorsichtig, er legt einen Stein unter seine Füße, damit ihm die wohl bald abgewöhnen.
sungen, vierundzwanzigjährigen Berstl mit seinem Erstlings¬
bühnenwerk zu Worte kommen ließ. Es war keine reife Arbeit] Luft nicht ausgeht. Die starke Stine (Paula Levermann) sieht ihn des Direktors vom Lortz
die wir zu sehen bekamen, übertriebene Hoffnung wird sich die in der Scheune hängen, er wird abgeschnitten und zum Erntefest überragte seine Partner
sei ihm besonders ang
Direktion des Neuen Theaters von dem Stücke nicht gemacht haben geführt. Erst ist er steif wie ein Stock, als aber das Essen auf. weisen Mäßigung beflei
getragen wird, entwickelt er wieder seinen ungeheuren Appetit und
Christines Herz wird gerührt, sie findet die Liebe Basmus' roman= boten auch Hermann
Julius Türk als
möge sie sich aber nicht abbringen lassen, jungen deutschen
tisch, Reden werden gehalten, er wird weiter gefüttert und be¬
Prinz, Valerie Ra
Talenten die Wege zu ebnen. Und gute Anlagen besitzt der Autor.
Walter als Claudia
kommt nach und nach alles geschenkt, was der Schwerenöter Laost
Nur freier soll er sich machen von Wilde, das Nachbeten tut nie
an Gaben mitgebracht hat. Der begehrt auf und wird hinausge¬
gut. So kam es, daß der gute Gedanke von nichtssagenden Redens¬
arten erstickt wurde. Die Prinzessin Ihavatrathe spielt mit ihren
Freundinnen, ein Sklave sitzt unter einem Palmbaum als Wach, worsen. Basmus schwingt das Lanabein, wird mit einem Male waren gut besetzt. Wir
Er antwortet auf ihre Fragen kurz, unhöflick, der Prinzessin ist wunderlich mobil, die Verlobung ist fertig. Man konnte herzhaft Saison, sie verdient es
dieser Ton fremd, er erweckt ihr Interesse. Sie tändelt mit ihn, lachen, mit Beifall wurde nicht gekargt, aber eine längere Lebens¬