II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 763

Liebelei
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84 K
Telephon 12801.
65.
JUBSEAVEN
I. öaterr. beßördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco. Stockholm. St. Petersburg.
(Quellenangabe ehne Gewähr.)
Ausschnirt aus:
Viener Leben
vom: 3-FED 190
—Insiekren Schenkie uns auch wieder
+em paar Abende und zeigte sich in ganz
neuen Rollen. (Neu natürlich nur für Graz.) Ein
neues Volksstück von Oesterreicher: „Die
Spottvogelwirtin“, das aber ohne ihr un¬
möglich wäre, gefiel nicht übel, ohne tieferen
Eindruck zu machen. Mit großer Spannung
erwartete man die Niese in einer ernsten
Rolle, wozu ihr Schnitzlers „Liebelei“ Gelegen¬
heit geben sollte. Uiid dieses schlichte, gemüts¬
tiefe Mädchen aus dem Volke spielt ihr leicht
keine nach. Die Erregung, die ihre Worte
durchzittert, ist aus dem innersten Herzen ge¬
holt, ihre Tränen sind echt und ihr Leiden
ist erschütternd. Man war überrascht und er¬
griffen. Und doch drängt ihr ganzes Wesen
nach der Darstellung des Komischen. Ihre
Figur, ihr Gesicht, ihre Augen, ihr drollig tiefes
Organ, das alles muß ja heiter wirken. Man
Direktor Emil Bauer (St. Pölten).
merkte es deutlich an dem kleinen Einakter
„Abschiedssouper“ der auf die Liebelei
folgte. Denn hier schwelgte sie in wienerischen
Tönen, hier gab sie ganz sich selbst und hier
erzielte sie auch wieder die nur von ihr er¬
reie'sen Lacherfolge.
In Schnitzlers kleinem gehaltvollen Lebens¬
ausschnitt aus der Großstadt gaben übrigens
auch unsere Schanspielkräfte recht Gutes und
Frl. Braun, sowie die Herren Kraus, Be¬,
rann und Lippert sind nicht zu vergesseny
Telephon 12801.

□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
2
Vertretungen
9 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
# hagen London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)

6 Ausschnitt aus.
Zh# er Volksblatt
330
& vom:
Sni. — eselicge
Stavstheater. Ein treffendes, viekleicht vom Künstler¬
neid des Konkurrenten geschärftes Urteil fälit Hermann Bahr
über Artut Schnitzler, in dessen „Liebelei“ ge##ern Frau Hansi
Niese gastierteScnitler darf nicht verschwenden. Er muß
sparen. Er hat wentg. So will er es denn mit der zärtlichsten
Sorge, mit erfinderischer Mühe, mit geduldigem Geize schleifen,
bis das Geringe durch seine unermüdlichen Künste Adel und
Würde verdient. Was er bringt ist nichtig. Aber wie er es.
bringt, darf gelten. Die großen Züge der Zeit, Leidenschaften,
Stiume, Erschütterungen der Menschen, die ungestüme Pracht“
der Welt an Farben und Klängen ist ihm versagt. Er weiß.
immer nur einen einzigen Menschen, ja nur ein einziges Gefühl #
zu gestalten. Aber dieser Gestalt gibt er Vollkommenheit, Voll¬
endung. Der Mensch des Schnitzler ist der österreichische Lebe¬
mann. Nicht der große Viveur, der international ist und dem
tariser Muster folgt, sondern die wienerisch bürgerliche Aus¬
abe zu fünfhundert Gulden monatlich, mit dem Gefolge jener
semütlichen und lieben Weiblichkeit, die auf dem Wege von der
Prisette zur Cocotte ist, nicht mehr das erste, und das zweite#
roch nicht. Diesen Winkel des Wienerlebens mit seinen besonderen
Sensationen hat er künstlerisch entdeckt, und er hat ihn, indem
er ihn gleich zur letzten Vollkommenheit des Ausdruckes brachte,
künstlerisch erschöpft.“ Am ausgeprägtesten zeigt sich diese von##
Bahr charakterisierte Individualität Schnitzlers in der „Liebelei#####
Nach den wiederholten Aufführungen an unserer Bühne dürfen#
wir den Inhalt als bekannt voraussetzen. Es war ein inter¬
essantes Experiment, das uns Hansi Nieses Gastspiel gestern##
brachte. Uns scheint aber beinahe, als wäre es nicht gelungen.
Es war ja gewiß verlockend für eine so geniale Künstlerin,
die all die reiche Stufenleiter des Wiener Temperaments in
sich vereinigt, gerade an die Figur sich zu wagen, die in der
modernen Literatur als echteste bodenständigste Schöpfung des
Wienertums gilt. Was an Gemütswerten in Christine liegt,
hat Frau Hansi Niese denn auch mit ergreifender Macht zum#
Ausdrucke gebracht. Aber — sie wirkte doch fremd im Rahmen
des Schnitzlerschen Stückes. Ihre Domäne ist das behagliche
bürgerliche Volksstück oder das kraftvolle urwüchsige Bauern¬
drama. Sehr gut spielten die Herren Beraun, Dr. Kraus,
Schroth, Lippertund die Damen Braun, und Schweik¬
hart. — Nach „Liebelei“ folgte der gier ebenfalls bekannte
Einakter „Das Abschiedssouper“ aus dem Anatol=Zyklus. Mit
flotter Eleganz spielten die Herxen Schroth und Beraun,
von lustigster Laune war Frau Hansi Niese.