II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 764

Liebelei
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3. LELSIEE
erinnert mich so an einen getragenen Wiener Aufzuge ganz prachtvoll, das geflüsterte „Fri#
Gastspiel Hausi Niese.
Walzer. Sentimentale Heiterkeit, lächelnde, schalk¬
schütternd. Auch die Stelle mit dem bitt#
„Liebelei“. Ein Schauspiel in 3 Aufzügen. „Abschieds¬
hafte Wehmut, das ist so ihr Wesen.“
„Alle sagen, daß Du mich verlassen willst, D
souper“. Komödie in einem Aufzuge. Beide von Artur
So ist auch die Christine in der „Liebelei“. es nicht, Fritz!“ griff wunderbar ans Herz.
Schnitler. Zur Aufführung im Stadttheater am
Leise lächelnd träumt sie einen süßen Traum und Höhe der Leistung lag im dritten Akt. Als
22. Jänner 1907.
schauert doch schon vor dem Erwachen. In der
stine den Tod des Geliebten erfährt, mußte
Kein ungetrübtes, rauschartig leidenschaftliches Freude ahnt sie schon deren Flüchtigkeit, ahnt sie
vergessen, daß man im Theater saß. Das
Genießen ist den Männern und Frauen Artur schon das Vorübergehende des ihr gewährten
sprach hier mit seinen erschütterndsten Töne
Schnitzlers eigen. über allem Glück liegt ihnen Glü#es. Und die leise Trauer um die entschwin¬
mittelbar auf den Zuschauer ein. Der Vater
Jeine leise Wehmut. Die Ahnung vom Entsagen= denden Freuden adelt die Liebkosungen, die sie an stinens kann nicht schlicht genug gespielt w
müssen breitet sich todeskalt über alle Freuden, die den Geliebten verschwendet. Jeder Kuß ein Ab= Je weniger weinerlich, umso besser. Herr Lip
Zhnen die Liebe schenkt. Die Frau, die sich vom schied, jedes Umarmen ein schmerzliches Entsagen. wunde der prächtigen Figur auf das beste g#
Manne wegsehnt, mit dem sie einmal vor dem Wie wunderbar die Szene, da der Geliebte bei ihr Namentlich die schöne Stelle von der Vereinsa
Altar den kalten goldenen Reif tauschte, sieht an der in der Wohnung erscheint; er, der Verwöhnte, der in glückloser Tagend alternden Mädche
Seite des Geliebten immer schon die drohende Ge=Reiche, bei dem armen Mädchen. Welche feinfühlige lang ihm gut. Herr Dr. Krauß hatte zu
stalt des Rächers: In den Adern der MenschenZärtlichkeit, als er den bescheidenen Hausrat über= ungesuchte Weichheit in seinem Wesen. Da
Schnitzlers rauscht das Blut zu wenig leidenschaft= blickt, der sie umgibt. Wie Faust, als er in derwienerische Färbung in der Redeweise fehlte
lich, zu wenig stürmisch, um die warnenden Stim= kleinen Stube Gretchens Umschau hält: einen heili= zu verschmerzen. Das Steife, Nüchterne #
men des Gewissens, die ruhigen Erwägungen der
gen Frieden genießend und zugleich zerstörend.Zärtlichkeit störte am meisten, besonders im #
Vernunft in heißem Brausen stürmisch zu über¬
Frau Niese besitzt wenig von den nötigen Akte in der Wohnung des Mädchens. Hier
täuben. Alle stehen sie ein wenig über ihren Ge=läußeren Eigenschaften, um die zarte Mädchenhaftig= die tiefe Sehnsucht nach dem schönen Frieden
fühlen, sehen klar in sich hinein, zergliedern sich, keit der Christine deutlich zu machen. Aber noch mehr er sich verscherzte, in heißer Gefühlsaufwa
wissen am Anfang immer schon das Ende, dem sie als die Erscheinung bildet das satte Organ der heraustreten. Im ersten Akte ist viel Gewich
mit wehmütigem, schmerzlich entsagungsvollem Künstlerin ein die Illusion hemmendes Moment. die unheimliche Ahnung des Kommenden zu
Lächeln entgegensehen. Diese melancholische Art des Wie ihren Bewegungen, fehlt auch ihren weichsten Die Besorgnisse der treulosen Frau, von
Genießens gibt allen Figuren des Dichters den Tönen der Ausdruck zartester Hingebung. Daß das Fritz spricht, können hier ebenso packend wirke
eigentümlichen, unsagbaren Reiz. Sie gibt seinen geistige Bild, das die Darstellerin von der Christine in der vielleicht glänzendsten Novelle Schn#
Mädchengestalten die wunderbare Weichheit, besitzt, in jedem Zuge einwandfrei ist, kann nicht „Die Toten schweigen“. Fräulein Braun
nimmt ihnen auch im Genuß jeden rohen und der= bestritten werden, und vieles davon vermag sie
sehr wenig Wienerin, aber den Ton des
ben Zug. Nicht umsonst läßt Schnitzler einmal im auch, wie es ihr vor Augen steht, wiederzugeben. Mädels, dem das Lieben im Gegensatze zu
„Anatol“ von einem „süßen Mädel“ sagen: „Sie So war der Abschied von dem Geliebten im zweiten stine Genuß= und nicht Gefühlssache ist, tr