Liebelei
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5. LaLuSE
erinnert mich so an einen getragenen Wiener Aufzuge ganz prachtvoll, das geflüsterte „Fritz“ er¬
istspiel Hausi Niese.
Walzer. Sentimentale Heiterkeit, lächelnde, schalk¬
schütternd. Auch die Stelle mit dem bittenden:
in Schauspiel in 3 Aufzügen. „Abschieds¬
hafte Wehmut, das ist so ihr Wesen.“
„Alle sagen, daß Du mich verlassen willst, Du tust
nödie in einem Aufzuge. Beide von Artur
So ist auch die Christine in der „Liebelei".
es nicht, Fritz!“ griff wunderbar ans Herz. Die
Zur Aufführung im Stadttheater am
Leise lächelnd träumt sie einen süßen Traum und
22. Jänner 1907.
Höhe der Leistung lag im dritten Akt. Als Chri¬
schauert doch schon vor dem Erwachen. In der
stine den Tod des Geliebten erfährt, mußte man
getrübtes, rauschartig leidenschaftliches
Freude ahnt sie schon deren Flüchtigkeit, ahnt sie
vergessen, daß man im Theater saß. Das Leben
st den Männern und Frauen Artur
schon das Vorübergehende des ihr gewährten
sprach hier mit seinen erschütterndsten Tönen un¬
eigen. Über allem Glück liegt ihnen
Glückes. Und die leise Trauer um die entschwin¬
mittelbar auf den Zuschauer ein. Der Vater Chri¬
Pehmut. Die Ahnung vom Entsagen¬
denden Freuden adelt die Liebkosungen, die sie an
stinens kann nicht schlicht genug gespielt werden.
et sich todeskalt über alle Freuden, die
den Geliebten verschwendet. Jeder Kuß ein Ab¬
Je weniger weinerlich, umso besser. Herr Lippert
iebe schenkt. Die Frau, die sich vom
schied, jedes Umarmen ein schmerzliches Entsagen.
wurde der prächtigen Figur auf das beste gerecht.
ehnt, mit dem sie einmal vor dem
Wie wunderbar die Szene, da der Geliebte bei ihr Namentlich die schöne Stelle von der Vereinsamung
lten goldenen Reif tauschte, sieht an der
in der Wohnung erscheint; er, der Verwöhnte, der in glückloser Tagend alternden Mädchen ge¬
Fliebten immer schon die drohende Ge=Reiche, bei dem armen Mädchen. Welche feinfühlige lang ihm gut Herr Dr. Krauß hatte zu wenig
ichers: In den Adern der Menschen Zärtlichkeit, als er den bescheidenen Hausrat über¬
ungesuchte Weichheit in seinem Wesen. Daß die
auscht das Blut zu wenig leidenschaft= blickt, der sie umgibt. Wie Faust, als er in der
wienerische Färbung in der Redeweise fehlte, war
gstürmisch, um die warnenden Stim= kleinen Stube Gretchens Umschau hält: einen heili¬
zu verschmerzen. Das Steife, Nüchterne in der
wissens, die ruhigen Erwägungen dergen Frieden genießend und zugleich zerstörend.
Zärtlichkeit störte am meisten, besonders im zweiten
heißem Brausen stürmisch zu über¬
Frau Niese besitzt wenig von den nötigen
Akte in der Wohnung des Mädchens. Hier muß
stehen sie ein wenig über ihren Ge=läußeren Eigenschaften, um die zarte Mädchenhaftig¬
die tiefe Sehnsucht nach dem schönen Frieden, den
klar in sich hinein, zergliedern sich, keit der Christine deutlich zu machen. Aber noch mehr
er sich verscherzte, in heißer Gefühlsaufwallung
nfang immer schon das Ende, dem sie sals die Erscheinung bildet das satte Organ der
heraustreten. Im ersten Akte ist viel Gewicht auf
tigem, schmerzlich entsagungsvollem Künstlerin ein die Illusion hemmendes Moment.
die unheimliche Ahnung des Kommenden zu legen.
gensehen. Diese melancholische Art des
Wie ihren Bewegungen, fehlt auch ihren weichsten
Die Besorgnisse der treulosen Frau, von denen
ibt allen Figuren des Dichters den
Tönen der Ausdruck zartester Hingebung. Daß das
Fritz spricht, können hier ebenso packend winken wie
n, unsagbaren Reiz. Sie gibt seinen
geistige Bild, das die Darstelierin von der Christine
in der vielleicht glänzendsten Novelle Schnitzlers
lten die wunderbare Weichheit, besitzt, in jedem Zuge einwandfrei ist, kann nicht
„Die Toten schweigen“. Fräulein Braun war
auch im Genuß jeden rohen und der=bestritten werden, und vieles davon vermag sie
sehr wenig Wienerin, aber den Ton des flottey
ht umsonst läßt Schnitzler einmal im auch, wie es ihr vor Augen steht, wiederzugeben.
Mädels, dem das Lieben im Gegensatze zu Chyl¬
einem „süßen Mädel“ sagen: „Sie! So war der Abschied von dem Geliebten im zweiten stine Genuß= und nicht Gefühlssache ist, traf i
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erinnert mich so an einen getragenen Wiener Aufzuge ganz prachtvoll, das geflüsterte „Fritz“ er¬
istspiel Hausi Niese.
Walzer. Sentimentale Heiterkeit, lächelnde, schalk¬
schütternd. Auch die Stelle mit dem bittenden:
in Schauspiel in 3 Aufzügen. „Abschieds¬
hafte Wehmut, das ist so ihr Wesen.“
„Alle sagen, daß Du mich verlassen willst, Du tust
nödie in einem Aufzuge. Beide von Artur
So ist auch die Christine in der „Liebelei".
es nicht, Fritz!“ griff wunderbar ans Herz. Die
Zur Aufführung im Stadttheater am
Leise lächelnd träumt sie einen süßen Traum und
22. Jänner 1907.
Höhe der Leistung lag im dritten Akt. Als Chri¬
schauert doch schon vor dem Erwachen. In der
stine den Tod des Geliebten erfährt, mußte man
getrübtes, rauschartig leidenschaftliches
Freude ahnt sie schon deren Flüchtigkeit, ahnt sie
vergessen, daß man im Theater saß. Das Leben
st den Männern und Frauen Artur
schon das Vorübergehende des ihr gewährten
sprach hier mit seinen erschütterndsten Tönen un¬
eigen. Über allem Glück liegt ihnen
Glückes. Und die leise Trauer um die entschwin¬
mittelbar auf den Zuschauer ein. Der Vater Chri¬
Pehmut. Die Ahnung vom Entsagen¬
denden Freuden adelt die Liebkosungen, die sie an
stinens kann nicht schlicht genug gespielt werden.
et sich todeskalt über alle Freuden, die
den Geliebten verschwendet. Jeder Kuß ein Ab¬
Je weniger weinerlich, umso besser. Herr Lippert
iebe schenkt. Die Frau, die sich vom
schied, jedes Umarmen ein schmerzliches Entsagen.
wurde der prächtigen Figur auf das beste gerecht.
ehnt, mit dem sie einmal vor dem
Wie wunderbar die Szene, da der Geliebte bei ihr Namentlich die schöne Stelle von der Vereinsamung
lten goldenen Reif tauschte, sieht an der
in der Wohnung erscheint; er, der Verwöhnte, der in glückloser Tagend alternden Mädchen ge¬
Fliebten immer schon die drohende Ge=Reiche, bei dem armen Mädchen. Welche feinfühlige lang ihm gut Herr Dr. Krauß hatte zu wenig
ichers: In den Adern der Menschen Zärtlichkeit, als er den bescheidenen Hausrat über¬
ungesuchte Weichheit in seinem Wesen. Daß die
auscht das Blut zu wenig leidenschaft= blickt, der sie umgibt. Wie Faust, als er in der
wienerische Färbung in der Redeweise fehlte, war
gstürmisch, um die warnenden Stim= kleinen Stube Gretchens Umschau hält: einen heili¬
zu verschmerzen. Das Steife, Nüchterne in der
wissens, die ruhigen Erwägungen dergen Frieden genießend und zugleich zerstörend.
Zärtlichkeit störte am meisten, besonders im zweiten
heißem Brausen stürmisch zu über¬
Frau Niese besitzt wenig von den nötigen
Akte in der Wohnung des Mädchens. Hier muß
stehen sie ein wenig über ihren Ge=läußeren Eigenschaften, um die zarte Mädchenhaftig¬
die tiefe Sehnsucht nach dem schönen Frieden, den
klar in sich hinein, zergliedern sich, keit der Christine deutlich zu machen. Aber noch mehr
er sich verscherzte, in heißer Gefühlsaufwallung
nfang immer schon das Ende, dem sie sals die Erscheinung bildet das satte Organ der
heraustreten. Im ersten Akte ist viel Gewicht auf
tigem, schmerzlich entsagungsvollem Künstlerin ein die Illusion hemmendes Moment.
die unheimliche Ahnung des Kommenden zu legen.
gensehen. Diese melancholische Art des
Wie ihren Bewegungen, fehlt auch ihren weichsten
Die Besorgnisse der treulosen Frau, von denen
ibt allen Figuren des Dichters den
Tönen der Ausdruck zartester Hingebung. Daß das
Fritz spricht, können hier ebenso packend winken wie
n, unsagbaren Reiz. Sie gibt seinen
geistige Bild, das die Darstelierin von der Christine
in der vielleicht glänzendsten Novelle Schnitzlers
lten die wunderbare Weichheit, besitzt, in jedem Zuge einwandfrei ist, kann nicht
„Die Toten schweigen“. Fräulein Braun war
auch im Genuß jeden rohen und der=bestritten werden, und vieles davon vermag sie
sehr wenig Wienerin, aber den Ton des flottey
ht umsonst läßt Schnitzler einmal im auch, wie es ihr vor Augen steht, wiederzugeben.
Mädels, dem das Lieben im Gegensatze zu Chyl¬
einem „süßen Mädel“ sagen: „Sie! So war der Abschied von dem Geliebten im zweiten stine Genuß= und nicht Gefühlssache ist, traf i