II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 914

5. Liebelei
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an . S K — L. EL
dorg.sschen und Oswitz.
In ersterem Orte gäben die Saalinhaber ihre Lokale auch den
ender-deb -Wiserbärdene Wahldereins.“
Wit jes hin T .
Arbeitern, in dem anderen nicht. Dafür erhielten die Wirte von
ermin festge¬eine schmützige Hand wäscht die andere!
Christine Weiring. Diese liebt den Fritz Lobenheimer mit der
Ssententententecentetenenen
ganzen Innigkeit eines Mädchenherzens. In ihrem stillen und
Seele über den Ungehorsam und den Betrug entrüstet,
armen Dasein — ihr Vater ist Theatergeiger — wird sie füh¬
andererseits aber von der Tatsache erfüllt, daß er's ihm doch
len, daß ihr das Leben keine Zukunft schenken kann, die stille
1,
infam eingetränkt habe, wußte er jetzt nicht recht, was er tun
und nicht ebenbürtig erwiderte Liebe zu Fritz wird das Glück
e de
sollte, und griff auch seinerseits zu dem Auskunftsmittel, seine
ihrer Tage sein, die einzige große Erinnerung für ihr ganzes
jetzt
hm
Leben ausmachen. Eine heimliche Angst zehrt an ihrem Her¬
Gefühle hinter tiefernsten Mienen zu verbergen.
er
rne
zen: Fritz könnte sich leichtfertig von ihr abwenden. Es liegt
(Fortsetzung folgt.)
unge
etwas tief Rührendes in dieser Liebe, die die arme Christine
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an Fritz verschwendet. Nun hat Fritz ein Verhältnis zu einer
Unß nun,
Schnitzlers „Liebelei“ als Oper.
verheirateten Frau; das bereitet ihm Sorgen, da der Gatte
n und der
diese Beziehungen zu ahnen scheint. Darum kommt ihm Chri¬
W. Man ist heute, in den Tagen, da Richard Wagners
lchAngst
stine gerade gelegen, um auf frohere Gedanken zu kommen.
Kunstanschauung vorherrscht, gegen eine moderne Opernhand¬
Theodor ladet also die Mizzi und Christini zu einem lustigen
das
en,
lung, die mitten aus dem gesellschaftlichen Leben der Gegen¬
Abend in Fritzens Wohnung. In der harmlosen vergnügten
eih, und
wart gegriffen ist, voreingenommen. Warum, weiß eigentlich
Stimmung, in den heiteren Szenen, die sich durch die Ver¬
niemand so recht. Lediglich ist es die Ungewohnheit, heutige
t#ichtete,
schiedenheit der beiden Paare ergeben, klingt die Eifersucht
Kleider auf der Opernbühne zu sehen; vielleicht mögen auch
dchon zu
Christinens, die gestern den Fritz in der Oper neben der
Worte, wie Konversationslexikon, den Hörer aus der Illusion
wahl aber
schwarzen Dame sah, als tragischer Unterton durch. Während
reißen. Das sind die Vorurteile, die die bequemen Bourgeois¬
g& wohl
sie tafeln, schwatzen und tanzen, steigt denn auch das Verhäng¬
gehirnchen des Abonnentenpublikums gegen moderne Opern¬
nis in Gestalt des Gatten der schwarzen Dame die Treppe
stoffe haben. Wer geistig elastisch genug ist, sich in neue Ver¬
lieftich auf
herauf. Er fordert von Fritz Genugtuung. Uebermorgen
hältnisse einzufühlen, der achtet auf solche Aeußerlichkeiten
werden sie sich duellieren. Fritz ahnt sein Schicksal. Mit der
er Porsatz,
wenig. Der Dichter, der den Staub des Alltags von den
fröhlichen Laune ist's vorbei. Theodor begleitet die Mädels
oilleh, und
Dingen mit sanftem Hauche abbläst, zeigt uns das feierliche
nach Hause.
en. arfen
Blühen einer neuen, ungewohnten Welt, nie gehörte Klänge
Der zweite Akt zeigt uns das trauliche Milien der Woh¬
strömen von den unscheinbarsten Dingen aus, der warme
emuldete
nung Christinens. Fritz kommt, Abschied zu nehmen; er redet
Poctengeist gibt dem Vergänglichen seine unsterbliche Dauer.
inah sogar
Christine vor, er müßte nach Hause auf das Gut der Eltern
Wenn die Gestalten auf der Bühne in den Aether reiner Poesie
#unter
verreisen. Sein Herz ist ihm in der Todesahnung schwer, nun
getaucht sind kann nur ein Pedant Anstoß nehmen am neu¬
spürt er, wie ihn Christine liebte. Die Trennung aus dieser
zeitlichen Kostüm.
Walpurg:
gemütlichen Häuslichkeit fällt ihm schwer; er weiß, daß er
Kaum ist in der modernen dramatischen Produktion ein
gen!
Christine zum letzten Mal sieht. Am nächsten Morgen ist das
Werk, in dem die einfachste Handlung so mit dem goldenen
Duell. Fritz fällt und wird sofort begraben. Wie Christine
der
Auge eines Dichters gesehen ist, wie in Arthur Schnitz¬
das nachher erfährt, wie sie errät, daß er um der fremden Frau
und
lers dreiaktigem Schauspiel „Liebelei" Eine
willen gefallen ist, wie sie die grenzenlose Verachtung fühlt, die
einfache Lebensskizze mit den tiefen Atemzügen der Wirklich¬
von
die reiche Bourgeoisie einer reinen Liebe wie der ihren ent¬
keit. Zwei junge Wiener Studenten aus vornehmer und
den
gegenbringt, und merkt, daß sie wegen ihrer Armut und sozia¬
reicher Familie haben Verhältnisse mit zwei jungen Wiener
len Stellung von der Familientrauer ausgeschlossen ist
Mädchen. Wie es in den Großstädten heute ist: für die jungen
nldem
da wächst dieses arme, tapfere Mädchen zu heldischer Größe
Männer der besseren Stände sind die Töchter der eigenen Kaste
schte
empor: nicht beten will sie mehr an seinem Grabe. — Der
zu sicher behütet, so suchen sie bei den Mädels aus dem Volke
ver¬
Vater weiß, daß sie nimmer zurückkommt.
ihre Erholung: dort können sie sich ungeniert „ausloben“ Die
an¬
Wie ein roter Faden zog sich durch die Mehrzahl der Be¬
starken Klassengegensätze in der Großstadt sind die Voraussetz¬
ab¬
sprechungen dieses Schauspiels die Bemerkung, daß diese Hand¬
ung für dieses Schauspiel. Die leichtsinnige und lebenslustige
Modistin Mizzi, die mit dem Theodor Kaiser herumläuft, weiß lung durch Musik ganz wesentlich gesteigert werden könne. In
ge¬
so schon, daß „die Männer alle nichts ugen". Anders die stille der Tat, wenn man den zweiten Akt liest, fehlt direkt die musi¬
W
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