II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 921

5.
iebelei
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K A. A A I a


die musikalische und künstlerische Zeitströmung nicht136 Jahre alt, seiner Zeit bei Judassohn u. Reinecke
vorübergehen kann. Denn wir haben es, wie vorweg seine musikalische Ausbildung genossen. Er kam dann
bemerkt sein mag, mit einem Werk zu tun, das, aus als Correpetitor unter Mottl nach Karlsruhe und
großem Können geboren, starken nachhaltigen Ein=wurde später Kapellmeister in Regensburg, Linz,
Reichenberg, Teplitz und Karlsbad. Seit 6½ Jahren
druck weckt.
Freilich, Schnitzlers gefühlsreiches Schauspiel birgt ist er als Dirige## Frankfurt a. M. tätig.
J.M.
schon so
in seinem poetischen Stimmungsgehalt ja
manche Note, die für den musikalischen Ausdruck ge¬1Z.
schaffen scheint, all die Lyrik des hingebungsvollen
Sehnens einer Frauenseele, über der tändelnden Laune
sorglosen Liebeslebens, die Vorahnung des tragischens
Fatums. Diesen poesievollen Gehalt zu konzentrieren
die Realistik der äußeren textlichen Form mit dem
bringen, das ist die Aufgabe, die der Komponist mit
Glück zu erfüllen strebte. Zunächst ist ein Dialog
ein'ges von allzu baualen Sprechwendungen ausgemerzt
worden. Allerdings, er konnte damit das Stück
natürlich nicht von der Alltagswelt losgelöst werden,
und an die musikalische Illustrierung von Texten wie
„Du, Fritz, wer war die Dame im schwarzen Samt¬
kleid?“ oder „Wo ist der Propfenzieher?“ oder „Sagen
Sie, liebe Christine haben Sie kein Zündholz?“ wird
man sich schon gewöhnen müssen, obzwar sie im An¬
fang grotesk erscheinen mögen. Es ist leichter, un¬
aufdringlicher Recitativstil, der da vorherrscht, bis
sich die Sprache zu schwungreicherer Wortbildung
Hier geht die Singstimme zu edler
emporhebt.
Melodik über, einer Melodik, frisch und
von warmem
ansprechend, erfunden und
Timbre. So ist den Sängern wenigstens, trotz der
modernen Fassung des Ganzen eine Aufgabe gestellt,
wie sie sie bisher in Werken dieses Genres nicht ge¬
funden haben, und der sie sich um so lieber unterziehen
trotz der dominierenden blühenden
werden, a
Orchestersprache die Singstimme kaum oder wenigstens
nur selten instrumental übertönt wird. Es war
der
sein Orchester mit
Einer am
Werk,
Souveränität beherrscht und doch nirgends zu Ueber¬
ladungen neigt. Kein hastiges nervöses Modulieren,
keine fortwährenden Quintensprünge und Dissonanzen¬
spielerei, wie bei Puccini! Es waltet durchweg die
gleiche Freude an klangschönen Harmonieen. Die
humorvolle, genußfrohe Stimmung des ersten Aktes
ist hübsch getroffen. Da ist das reizende „Grazioso“.
das mit dem Auftreten der Mizzi einsetzt, die lustige
Charakteristik von Theodors Uebermutslaune, der
frische Tylophon=Sonperwalzer.
Ein kleines ge¬
schlossenes Melodicenstück wird eingeschaltet, eine
schlichte Volksweise aus dem Lochheimer Liederbuch,
die Christine am Klavier singt: „All mein
eine Weise,
ich
hab
Gedanken,
die mit ihrer rührenden Junigken zu dem Wesen der
Figur Christinens und in die Stimmung aufs Wirk¬
Dann der packende Kontrast des Auf¬
samste paßt.
tretens des Ehegatten, der leise verklingende Abschied
mit seinem fernen Gutenacht". Das ist alles über¬
aus fein und eindrucksvoll gelungen. Die poesie¬
atmenden, blühenden Lyrismen des zweiten Aktes, die!
ergötzliche Schilderung der Geshwätzigkeit des alten
Wiener Weibes, zeigen die hervorragende Begabung
Neumanns als Instrumentalkünstler.
Telepbes (2.691.
Dem dritten Alt geht ein längeres symphonisches
Vorspiel voraus, das aus den Hauptmotiven der
Oper allerdings mehr mosaikartig als plastisch einen
Trauermguc auf den Tod des im Duell gefallenen
ODSERTER
Helden=m sehr wirksamer Weise entwickelt. Die musi¬
rdl. konz. Unternehmsen für Zeitunge-Ausschnitte
kglische Steigerung hat im dritten Akt ihren Höhe¬
PPunkt schon etwas überschritten, doch findet hier der
ien, I., Conoordiaplatz 4.
tragische Ton seinen starken Ausdruck. Noch etwas,
Vertretungen
was mit Genugtnung hervorgehoben werden muß.]
bel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christlania,
Wer sich vorbereitet hat, den üblichen und entschuld¬
hagen, London, Madrid, Mabe vd, Minncapols,
baren Kennzeichen von Kapellmeistermusik zu begegnen,
ria, Rom, San Francison, Stochselen, Bt. Petere¬
wird angenehm enttäuscht sein, nirgends die Gedächtnis¬
g. Torouto.
spuren des Operndirigenten hervortreten zu sehen.

Man fühlt einen Künstler, der viel Eigenes zu
sagen hat.
Die Oper ist heute mit außerordentlichem
Bersen
Erfolg heute Abend aus der Taufe gehoben worden.
D Morgenun
Dr. Rotienberg als Dirigent und Intendant
##sen als Regisseur hatten sich ihrer mit besonderer
Das gleiche gilt von der Dar¬
Wiebe angenommen.
stellung. Fräulein Sellin's Christine hatte es
Vor den Kulissen.
nicht leicht, aus dem Schatten hervorzutreten, der ge¬
spenstisch hinter ihr stand, der Gestalt Irene
Aus Frankfurt a. M., 18. d., wird uns ge¬
die die Rolle hier im Schauspiel
geben: Der selige Hanslick hats eigentlich voraus=]Trief
hen. Damals, als er sich anläßlich der Erst=kreierte. Es hieß der Opernsigur Leben und Blut zu
kfführung von Puccinis „Bohsme“ in Wien halb geben, und es ist wirklich ein Wesen daraus geworden
on schlichten natürlichen Zügen und tiefer Empfindung