5. Liebelei box 11/5
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Rheinische Musik- und Theater - Zeitung.
Nr. 40
* Paul Scheinpflug, der die Nachfolgerschaft Ernst
böhmischen Hochschülern in Franzensbad errichtet worden. Anfang
Wendels als Leiter des „Musikvereins“ in Königsberg angetreten
September ist das Denkmal enthüllt worden.
hat, ist auch zum Leiter der „Masikalischen Akademie“ gewählt
Der Konzerimeister der Berliner Philharmoniker Anton Witeck
ist bekanntlich nach Amerika engagiert worden. Sei. Nachfolger worden.
in Berlin ist der Däne Thornberg geworden, bisher Konzertmeister
am Konzertgebouw in Amsterdam.
Iulik- und Theaterberichte.
Pauli (Meister), alles rühmenswerte Darbietungen. In einer Faust¬
Aufführung mit Pauli, den man seiner geringen darstellerischen
Von der Kölner Oper.
Mittel wegen nun doch nicht zu oft in Heldenrollen auftreten lassen
Die Opernsaison wurde mit Nicolas gustigen Wei¬
sollte, gab Frau Tietje-Steger die Margarethe mit schöner,
bern von Windsor eröffnet, wie vir bereits berichteten.
nur in der Hohe etwas unsteter Tonentfalting, geschmackvoll und
Sie wurde alsdann fortgesetzt mit Fidelio, den Kapellmeister
schauspielerisch gewandt. Die Dame gastierte dann noch als
Knoch gewissenhaft und mit gutem Cieschmack leitete, wobei
Elisabeth im Tannhäuser mit gutem Erfolg, wemi: ihre ziem¬
besonders die Wiedergabe der großien Lconorenouverture im
lich unpersönliche Kunst auch durch den schon von frühelen Gast¬
zweiten Akte sehr angenehm auffiel. Von den Ciesangspartien
spielen her bekannten, vielfach das Rollenideal erreichenden Tann¬
möchte ich den Pizarro des Herrn Liszewsky besonders
häuser Menzinskys in den Schatten gestellt wurde. Die Venus
erwähnen. Nun gam Maillarts Glockchen des Eremiten
liegt Frau Guszalewicz stimmlich nicht besonders, wofür die
heraus. Kapellmeister Lohse gab dieser reizenden komischen
Künstierin freilich durch Schwung des Ausdrucks und Spiels entschä¬
Oper einen Schwung und musikalischen Zug, wie er seichen
digt. Ungetrübte Fren de hatfé man an dem Wolfram v. Scheidts.
kleinen Dingen schon lange nicht mehr zuteil wurde. Man
Lohse führte die ufführung zu schöner Steigerung trotz etwas
sah daran, was selbst aus solehen Sachen von berufener Hand
breiter Temponahife Aufführungen von Butterfly (Frau Dux.
gemacht werden kann. Solche Wiederbelebungen können den
Frl. Herma#h als Gast. Winckelshoff, Parker) und
Opernhäusern nur zu statten kommen. Aus dem Spiel sei Frl.
Troubadür mit Petters hohen C’s fanden ebenfalls vielen Bei¬
Fink als Rose Friquet mit Auszeichnung genannt. In der
lall. In 2)Tagen wurden 15 verschiedene Opern gegeben.
Walkure-Aufführung, die Kapellmeister Gärtner geschickt
dirigierte, erfreuten wir uns zum ersten Male des Besitzes
Frankfurt a. M.
eines so verzüglichen Heldentenors, wie Menzinsky es ist.
Sein kräftiges, sympathisches Organ, seine musikalische Sicher¬
Am Frankfurter Opernhause erlebte die dreiaktige Oper
heit und sein vornehmer Geschmack können nur größten Beifall
z. Liebelei“ von Franz Neumann eine Vertonung des
finden. Die auf Engagement singende Dina Mahlendorf
Schnitzler, ihre Urauffährung.
gleichnamigen Schauspieles von Arth
schien für die Sieglinde doch zu lerisch veranlagt. Aber auch
Das Geure der modiernen Opeseil ist durch diese
ihre Fähigkeit, lvrische Partien zu restalten, schien sich in der
ungemein erfolgreiche Novität ganz entschieden um ein wertvolles
Rolle als Gräfin in Figaros Hochzeit nicht voll zu
musikalisches Produkt bereichert worden und der Dichter Schnitzler
bestätigen, trotzdem die wohlgeschulten Stimmittel Klanglichen!
hat in dem Komponisten Neumann jedenfalls den Tonsetzer und
Reizes keineswegs entbehren. In dem von Kapellmeister Lohse
Arbeitsgenossen gefunden, dem es gelungen ist, für die Gestalten
etwas zu temperamentvoll gegebenen Figaro trat Frl. Vidron“
und das Milieu der Schnitzler'schen Dichtung den adacquaten Aus¬
als Susanne wieder ganz besonders hervor. Auch Frl. Fink,
druck in Tönen zu finden. Franz Neumann, ein geborener
zum ersten Mal als Cherubin, die Herren Vanoni und vom
Oesterreicher und Schüler des Leipziger Konservatoriums, wo er
Scheidt verdienten große Anerkennung. Glucks Maien¬
bei Reinecke und Jadassohn seine Studien machte, wirkt in Frank¬
königin, das zarte Schäterspiel, war wieder der Direktion
furt seit 1904 als Operndirigent, ist aber auch schon als Komponist
des Herrn Dr. Prätorius anvertraut, welcher das durch seine
mit einer erfolgreich aufgeführten Oper „Die Brautwerbung“ wie
klassische Rundung anspruchsvolle Stücklein nunmehr mit
mit anderen Werken an die Oeffentlichkeit getreten, Wenn auch
größerer Sicherheit durchführte. Die Damen Dux, Müller und
nicht zu lengnen ist, daß Neumann bei seiner neuesten Opemn¬
Schlegel, sowie die Herren Vanoni und Liszewsky
schöpfung ven vornherein einen mächtigen Bundesgenossen in dem
hatten die Rollen inne. Es folgte am gleichen Abend noch das
Umstand gefunden hat, daß bei der Suche nach einem geeigneten
blutrünstige „Lyrische Drama“ Abasso porto von Spinelli,
Libretto seine Wahl auf eines der besten Erzeugnisse der neueren
ein Werk, um naive Gemüter aufzuregen. Kapellmeister Walter
dramatischen Dichtung und eines der beliebtesten Repertoirstücke
Gärtner leitete es. Frl. Widhalm wußte der Rolle der
unserer Schauspielhäuser gefallen ist, so ist doch sein neuestes
Sesella ebenso Wirkung zu sichern, wie Frau Guszalewicz
Opus auch vom rein musikalis hen Standpunkte aus betrachtet als
der der Mutter Maria, ganz einer Partie für ihre Leistungs¬
ein hervorragend glücklicher Wurf anzusprechen und als die Arbeit
fähigkeit, und Herr vom Scheidt der Partie des Cicillo.
eines ernsten und gediegenen Fachmusikers zu bezeichnen. Die
Die Herren Batz und Hemsing sangen mit Erfolg den
berufsmäßige langjährige Ausübung der Dirigententätigkeit laßt
Luigino und den Pascale. Lortzings Zauberoper Undine
uns Neumann naturgemäß in seinem musikalischen Schaffen als
fand wie immer herzliche Lacher und mitempfindende Gemüter.
Eklektiker erscheinen; er schwort weder zur Fahne der Hyper¬
Dafür sorgten die Herren Pauli, Vanoni, Liszewsky
modernen, noch wandelt er die alten ausgetretenen Gleise einer
und Neldel, sowie Frau Dux als Vertreterin der Titelrolle. Die
heute nicht mehr dem herrschenden Kunstgeschmack zusagenden
Aufführung der Tüdin von Halérr bedeutete einen zweiten,
musikalischen Richtung. Dagegen hat er es verstanden, seine
womöglich noch nachdrücklicheren Sieg unseres neuen Helden¬
im Laufe der Zeit erworbenen reichen Kenntnisse und prak¬
tenors Menzinskv, der sich auch als Meister der älteren
tischen Erfahrungen auf dem Gebiete des Opernwesens sich in
Gesangskunst auf das Vorteilhafteste legitimierte. Ihm zur
seinem neuesten Werke mit bestem Gelingen zunutze zu machen
Seite trugen auch Herr Petter und die Frin. Vidron und
und denselben gleichsam konzentrierten Ausdruck zu verleihen,
Widhalm Erfreuliches zum Spiele bei, das Herr Kapell¬
Th.
ohne dabei auf eine ausgesprochen persönliche Note zu verzichten
meister Knoch trefflich leitete.
und seine künstlerische Selbständigkeit preiszugeben Dies gilt
Als Sonntagsoper tat die Königin von Saba ihre Schul¬
sowohl bezüglich der musikalischen Erfindung, die nirgendwo träg
digkeit. Ein ausverkauftes Haus und sehr viel Stimmung. Der
und spärlich fließt, sondern ihm frischlebendig und vollkommen
Glanz der Szene paarte sich mit einem sehr farbenreichen Orchester
natürlich aus seinem reichen Melodienschatze quillt, wie auch hin¬
unter Lohses eminent geschickter Leitung. Unter den Solisten
sichtlich der interessanten thematischen Arbeit, der ganzen, ein
überragte alle Frau Felser als Sulamith durch vornehmen Stimm¬
beachtenswertes Können bekundenden Orchestertechnik und der
reiz, vollendete Gesangskunst und rührende Verinnerlichung von
zahlreicher Feinheiten und Schattierungen, die in den Details den
Ton wie Gebärde Frau Guszalewicz ist in der Titelrolle
Klangmischungen und den erzielten Instrumental-Effekten zutage
Großzügigkeit nachzurühmen, der Stimmschmelz für den verführe¬
treten und dem Werke einen aparten Reiz verleihen. Das Libretto
rischen, sinnlichen Ausdruck ist ja weniger ihre Sache. Pauli
erscheint glatt durchkomponiert und meidet völlig die geschlossene
sang den Assad vielfach musterhaft, überzeugte aber nicht als
Form. Zu dem Parlandostil der meisten Szenen, der nur hier und
Darsteller Parker (Salomo), Giesen (Hohepriester) leisteten
da, vornehmlich im ersten Aufzuge, etwas monoton wirkt, bildet
rühmenswertes, und die neue zweite Soubrette Frl. Schoverling
das Orchester die breite sinfonische, tarbenreiche und illustrierende
fiel als Astaroth durch den großen Wohlklang ihres Organs ange¬
Grundlage; es erhebt sich in den bedeutsamen Momenten der
nehm auf. Allem Anschein nach hat sich die Neueinstudierung der
Handlung stellenweise zu wahrhaft hinreißendem Schwung und
Goldmarckschen Oper gelohnt. Es gab weiter Aufführungen von
zu glänzend pathetischer Kratt und Ausdrucksgewalt der Ton¬
Lohengrin und Mignon in bekannter Besetzung, dort der
sprache Die Hóhepunkte des Liebesdramas sind in ihrer tragischen
vorzüglich singende Batz mit seiner sympathischen Veranschau¬
Größe und Bedeutung unter Aufbietung des ganzen komplizierten
lichung des Schwanenritters, das feinsinnige Frl. Wolf als Elsa, und
modernen Orchesterapparats höchst eindrucksvoll zur Geltung
der kernig deklamierte Telramund Liszewskys, hier Frl. Widhalm
gebracht und kontrastieren wirksam mit dem leichten musikalischen
(Mignon), Frl. Vidron (Philine), v. Scheidt (Lothario) und
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* Paul Scheinpflug, der die Nachfolgerschaft Ernst
böhmischen Hochschülern in Franzensbad errichtet worden. Anfang
Wendels als Leiter des „Musikvereins“ in Königsberg angetreten
September ist das Denkmal enthüllt worden.
hat, ist auch zum Leiter der „Masikalischen Akademie“ gewählt
Der Konzerimeister der Berliner Philharmoniker Anton Witeck
ist bekanntlich nach Amerika engagiert worden. Sei. Nachfolger worden.
in Berlin ist der Däne Thornberg geworden, bisher Konzertmeister
am Konzertgebouw in Amsterdam.
Iulik- und Theaterberichte.
Pauli (Meister), alles rühmenswerte Darbietungen. In einer Faust¬
Aufführung mit Pauli, den man seiner geringen darstellerischen
Von der Kölner Oper.
Mittel wegen nun doch nicht zu oft in Heldenrollen auftreten lassen
Die Opernsaison wurde mit Nicolas gustigen Wei¬
sollte, gab Frau Tietje-Steger die Margarethe mit schöner,
bern von Windsor eröffnet, wie vir bereits berichteten.
nur in der Hohe etwas unsteter Tonentfalting, geschmackvoll und
Sie wurde alsdann fortgesetzt mit Fidelio, den Kapellmeister
schauspielerisch gewandt. Die Dame gastierte dann noch als
Knoch gewissenhaft und mit gutem Cieschmack leitete, wobei
Elisabeth im Tannhäuser mit gutem Erfolg, wemi: ihre ziem¬
besonders die Wiedergabe der großien Lconorenouverture im
lich unpersönliche Kunst auch durch den schon von frühelen Gast¬
zweiten Akte sehr angenehm auffiel. Von den Ciesangspartien
spielen her bekannten, vielfach das Rollenideal erreichenden Tann¬
möchte ich den Pizarro des Herrn Liszewsky besonders
häuser Menzinskys in den Schatten gestellt wurde. Die Venus
erwähnen. Nun gam Maillarts Glockchen des Eremiten
liegt Frau Guszalewicz stimmlich nicht besonders, wofür die
heraus. Kapellmeister Lohse gab dieser reizenden komischen
Künstierin freilich durch Schwung des Ausdrucks und Spiels entschä¬
Oper einen Schwung und musikalischen Zug, wie er seichen
digt. Ungetrübte Fren de hatfé man an dem Wolfram v. Scheidts.
kleinen Dingen schon lange nicht mehr zuteil wurde. Man
Lohse führte die ufführung zu schöner Steigerung trotz etwas
sah daran, was selbst aus solehen Sachen von berufener Hand
breiter Temponahife Aufführungen von Butterfly (Frau Dux.
gemacht werden kann. Solche Wiederbelebungen können den
Frl. Herma#h als Gast. Winckelshoff, Parker) und
Opernhäusern nur zu statten kommen. Aus dem Spiel sei Frl.
Troubadür mit Petters hohen C’s fanden ebenfalls vielen Bei¬
Fink als Rose Friquet mit Auszeichnung genannt. In der
lall. In 2)Tagen wurden 15 verschiedene Opern gegeben.
Walkure-Aufführung, die Kapellmeister Gärtner geschickt
dirigierte, erfreuten wir uns zum ersten Male des Besitzes
Frankfurt a. M.
eines so verzüglichen Heldentenors, wie Menzinsky es ist.
Sein kräftiges, sympathisches Organ, seine musikalische Sicher¬
Am Frankfurter Opernhause erlebte die dreiaktige Oper
heit und sein vornehmer Geschmack können nur größten Beifall
z. Liebelei“ von Franz Neumann eine Vertonung des
finden. Die auf Engagement singende Dina Mahlendorf
Schnitzler, ihre Urauffährung.
gleichnamigen Schauspieles von Arth
schien für die Sieglinde doch zu lerisch veranlagt. Aber auch
Das Geure der modiernen Opeseil ist durch diese
ihre Fähigkeit, lvrische Partien zu restalten, schien sich in der
ungemein erfolgreiche Novität ganz entschieden um ein wertvolles
Rolle als Gräfin in Figaros Hochzeit nicht voll zu
musikalisches Produkt bereichert worden und der Dichter Schnitzler
bestätigen, trotzdem die wohlgeschulten Stimmittel Klanglichen!
hat in dem Komponisten Neumann jedenfalls den Tonsetzer und
Reizes keineswegs entbehren. In dem von Kapellmeister Lohse
Arbeitsgenossen gefunden, dem es gelungen ist, für die Gestalten
etwas zu temperamentvoll gegebenen Figaro trat Frl. Vidron“
und das Milieu der Schnitzler'schen Dichtung den adacquaten Aus¬
als Susanne wieder ganz besonders hervor. Auch Frl. Fink,
druck in Tönen zu finden. Franz Neumann, ein geborener
zum ersten Mal als Cherubin, die Herren Vanoni und vom
Oesterreicher und Schüler des Leipziger Konservatoriums, wo er
Scheidt verdienten große Anerkennung. Glucks Maien¬
bei Reinecke und Jadassohn seine Studien machte, wirkt in Frank¬
königin, das zarte Schäterspiel, war wieder der Direktion
furt seit 1904 als Operndirigent, ist aber auch schon als Komponist
des Herrn Dr. Prätorius anvertraut, welcher das durch seine
mit einer erfolgreich aufgeführten Oper „Die Brautwerbung“ wie
klassische Rundung anspruchsvolle Stücklein nunmehr mit
mit anderen Werken an die Oeffentlichkeit getreten, Wenn auch
größerer Sicherheit durchführte. Die Damen Dux, Müller und
nicht zu lengnen ist, daß Neumann bei seiner neuesten Opemn¬
Schlegel, sowie die Herren Vanoni und Liszewsky
schöpfung ven vornherein einen mächtigen Bundesgenossen in dem
hatten die Rollen inne. Es folgte am gleichen Abend noch das
Umstand gefunden hat, daß bei der Suche nach einem geeigneten
blutrünstige „Lyrische Drama“ Abasso porto von Spinelli,
Libretto seine Wahl auf eines der besten Erzeugnisse der neueren
ein Werk, um naive Gemüter aufzuregen. Kapellmeister Walter
dramatischen Dichtung und eines der beliebtesten Repertoirstücke
Gärtner leitete es. Frl. Widhalm wußte der Rolle der
unserer Schauspielhäuser gefallen ist, so ist doch sein neuestes
Sesella ebenso Wirkung zu sichern, wie Frau Guszalewicz
Opus auch vom rein musikalis hen Standpunkte aus betrachtet als
der der Mutter Maria, ganz einer Partie für ihre Leistungs¬
ein hervorragend glücklicher Wurf anzusprechen und als die Arbeit
fähigkeit, und Herr vom Scheidt der Partie des Cicillo.
eines ernsten und gediegenen Fachmusikers zu bezeichnen. Die
Die Herren Batz und Hemsing sangen mit Erfolg den
berufsmäßige langjährige Ausübung der Dirigententätigkeit laßt
Luigino und den Pascale. Lortzings Zauberoper Undine
uns Neumann naturgemäß in seinem musikalischen Schaffen als
fand wie immer herzliche Lacher und mitempfindende Gemüter.
Eklektiker erscheinen; er schwort weder zur Fahne der Hyper¬
Dafür sorgten die Herren Pauli, Vanoni, Liszewsky
modernen, noch wandelt er die alten ausgetretenen Gleise einer
und Neldel, sowie Frau Dux als Vertreterin der Titelrolle. Die
heute nicht mehr dem herrschenden Kunstgeschmack zusagenden
Aufführung der Tüdin von Halérr bedeutete einen zweiten,
musikalischen Richtung. Dagegen hat er es verstanden, seine
womöglich noch nachdrücklicheren Sieg unseres neuen Helden¬
im Laufe der Zeit erworbenen reichen Kenntnisse und prak¬
tenors Menzinskv, der sich auch als Meister der älteren
tischen Erfahrungen auf dem Gebiete des Opernwesens sich in
Gesangskunst auf das Vorteilhafteste legitimierte. Ihm zur
seinem neuesten Werke mit bestem Gelingen zunutze zu machen
Seite trugen auch Herr Petter und die Frin. Vidron und
und denselben gleichsam konzentrierten Ausdruck zu verleihen,
Widhalm Erfreuliches zum Spiele bei, das Herr Kapell¬
Th.
ohne dabei auf eine ausgesprochen persönliche Note zu verzichten
meister Knoch trefflich leitete.
und seine künstlerische Selbständigkeit preiszugeben Dies gilt
Als Sonntagsoper tat die Königin von Saba ihre Schul¬
sowohl bezüglich der musikalischen Erfindung, die nirgendwo träg
digkeit. Ein ausverkauftes Haus und sehr viel Stimmung. Der
und spärlich fließt, sondern ihm frischlebendig und vollkommen
Glanz der Szene paarte sich mit einem sehr farbenreichen Orchester
natürlich aus seinem reichen Melodienschatze quillt, wie auch hin¬
unter Lohses eminent geschickter Leitung. Unter den Solisten
sichtlich der interessanten thematischen Arbeit, der ganzen, ein
überragte alle Frau Felser als Sulamith durch vornehmen Stimm¬
beachtenswertes Können bekundenden Orchestertechnik und der
reiz, vollendete Gesangskunst und rührende Verinnerlichung von
zahlreicher Feinheiten und Schattierungen, die in den Details den
Ton wie Gebärde Frau Guszalewicz ist in der Titelrolle
Klangmischungen und den erzielten Instrumental-Effekten zutage
Großzügigkeit nachzurühmen, der Stimmschmelz für den verführe¬
treten und dem Werke einen aparten Reiz verleihen. Das Libretto
rischen, sinnlichen Ausdruck ist ja weniger ihre Sache. Pauli
erscheint glatt durchkomponiert und meidet völlig die geschlossene
sang den Assad vielfach musterhaft, überzeugte aber nicht als
Form. Zu dem Parlandostil der meisten Szenen, der nur hier und
Darsteller Parker (Salomo), Giesen (Hohepriester) leisteten
da, vornehmlich im ersten Aufzuge, etwas monoton wirkt, bildet
rühmenswertes, und die neue zweite Soubrette Frl. Schoverling
das Orchester die breite sinfonische, tarbenreiche und illustrierende
fiel als Astaroth durch den großen Wohlklang ihres Organs ange¬
Grundlage; es erhebt sich in den bedeutsamen Momenten der
nehm auf. Allem Anschein nach hat sich die Neueinstudierung der
Handlung stellenweise zu wahrhaft hinreißendem Schwung und
Goldmarckschen Oper gelohnt. Es gab weiter Aufführungen von
zu glänzend pathetischer Kratt und Ausdrucksgewalt der Ton¬
Lohengrin und Mignon in bekannter Besetzung, dort der
sprache Die Hóhepunkte des Liebesdramas sind in ihrer tragischen
vorzüglich singende Batz mit seiner sympathischen Veranschau¬
Größe und Bedeutung unter Aufbietung des ganzen komplizierten
lichung des Schwanenritters, das feinsinnige Frl. Wolf als Elsa, und
modernen Orchesterapparats höchst eindrucksvoll zur Geltung
der kernig deklamierte Telramund Liszewskys, hier Frl. Widhalm
gebracht und kontrastieren wirksam mit dem leichten musikalischen
(Mignon), Frl. Vidron (Philine), v. Scheidt (Lothario) und
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