ebelei box 11/5
5. L1
3. November 1910
Seite
Der
Audienzen.
sein
Wien, 3. November.
Er
Der Kaiser hat heute allgemeine Audienzen erteilt. Es
der
wurden empfangen: Das Präsidium des Oesterreichischen
dem
Flugtechnischen Vereines, und zwar Ebrenpräsident
nd¬
Geheimer Rat GM. Fürst Dietrichstein und Präsident
en,
GM. Schleyer, die Geheimen Räte Botschafter Graf
Stögyeny=Marich, Präsident des Obersten Gerichts= und
der
Kassationshofes Dr. Freiherr v. Ruber, Oberstlüchenmeister
Graf Bellegarde, Oberstjägermeister Graf Than=Hohen¬
eso¬
stein und G. d. K. Freiherr v. Klobucar, ferner FML. Kus¬
manek und FML. Kratky, Gesandter Oberstlieutenant
reich
Freiherr v. Kuhn, die Sektionschefs Dr. Freiherr v. Engel,
tdig
Ritter Krticzka v. Jaden und Dr. Roesch, die General¬
on¬
mezore Mayr, Ritter v. Brudermann, Tertain und
dem
Czibulka, die Kämmerer Oberst Graf Huyn und Lieutenant
nut¬
in der Reserve Graf Draskovich, die Ministerialräte
lbur
Dr. v. Dobner, Dr. Joas und Freiherr v. Sacken, die
Hofräte v. Kuh, Dr. Werner und Ritter v. Zaleski,
ich
die Oberste Freiherr v. Cornaro, Freiherr v. Enis,
ion
Edler v. Prager, v. Sterz, Edler v.
Tomsche
aler,
und Freiherr v. Ulm, Oberfinanzrat Bichler, Uni¬
versitätsprofessor Dr. Ehrenzweig,
Oberforstrat
tik;
Riebl, Landesschulinspektor Stefanowicz, Direktor der
Un¬
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Dr. Wilhelm
ume
Trabert. Universitätsprofessor Dr. Julius Tandler, Sek¬
ung
tionsrat Urpany, Major Wolf Graf Dürckheim, die
einer
Oberstlieutenante Balisch, Hojer, Edler v. Löw und
Schaible, kaiserlicher Rat Rolleder, Major Eypel¬
einer
tauer, Bürgermeister von Znaim Dr. Homma, Domänen¬
Man
direktor Glücksthal, Direktor der Prager Maschinenbau¬
bei
Aktiengesellschaft Wartha, Direktorstellvertreter des Kaiser
den
Franz Josefs=Ambulatoriums in Wien Dr. Bela Reinitz,
taler
Oberlieutenant Rudoilf Lang u. a.
die
Stils
Neumann-Schnitzlers Oper „Liebelei“.
ichen
(Original=Korrespondenz der „Neuen Freien Presse“.)
iben
aus¬
Frankfurt a. M., 30. Oktober.
Die Frage nach dem Textbuch der modernen Oper hat
jedes
seit Wagner sich immer brennender gestaltet. Wie viel Gutes
and¬
ist an dem schlechten, unpsychologischen oder gar unlogischen, un¬
und
interessanten Libretto gescheitert! Wohl begann das künstlerische
ziale
Gewissen derzeit mit Wagner zu fühlen, daß es nicht mehr anging,
wie
Worte singen zu lassen, die zu dumm waren, um gesprochen zu
eisen
werden. Und doch war immer noch die Textfrage die schwierigste
offen,
auf dem schwierigen Gebiet der Wagner=Nachfolge. Man hielt
feste Umschau nach bekannten Stoffen, die zu Operntexten ver¬
abe“ arbeitet wurden, was wahrlich auch nicht immer das Richtige
glück= ar. Nicht jeder Tondichter war ein Wortdichter, der Wagner
ode anderen gewachsen war, und selbst als Tondichter war
mm¬
nicht jeder dem erwählten Wortdichter gewachsen. Da fand
noch
man den Ausweg, bereits vorliegende Dramen von litera¬
sehr
rischem Werte zu Opern zu erheben. ... Man braucht nur
kirch¬
die Namen Debussy und Richard Strauß zu hören, um zu
des
wissen, was gemeint ist, um sich zu erinnern, wie bei ihnen
ztsein
Maeterlinck, Wilde und Hugo v. Hofmannsthal erklangen.
ließ
Ihrem guten Vorbild entsprach nun Franz Neumann,
men.
von Geburt Oesterreicher und seit Jahren zweiter Dirigent
Vorte
unserer Oper, als er den kühnen, jugendfrohen Griff nach
des Wieners Artur Schnitzler erfolgreichem Schauspiel
durch
„Liebelei“ machte.
ions¬
Was an dem Werke des jungen Komponisten so be¬
uden¬
Ver=sonders wohltuend auffällt, das ist das Fehlen jeglichet spitz¬
findigen Reflexion. Frisch und unbesorgt greift er zu und
und
findet nicht nur einen sehr natürlichen musikalischen Plauder¬
chner
ton und Konversationsstil, sondern auch eine Reihe glücklich
erfall
erfundener, Stimmung fördernder und vertiefender Themen
Mit
und Motive, die zum Teil eine echte Wiener Färbung auf¬
dem
weisen. Er schöpft dabei ganz aus dem Geiste der Dichtung,
tober
jenem liebenswerten, feinsinnigen, dramatischen Sang von
echter Liebe und Liebelei, tragisch=ernstem und leichtfertigem
3
Leben, den uns Artur Schnitzler warm, lebendig und
keinen
typisch gestaltet hat. Besonders sein erster Akt ist von Neu¬
und
mann sehr lebendig nachempfunden worden. Zu seiner tempe¬
zialen
ramentvollen Grundstimmung, die sich bei dem Nachtmahl mit
ramm
den lieben Mädeln zu einem echten Wiener Walzer aufschwingt,
reisen
findet er einen guten lyrischen Gegensatz in einem weich,
ichner
hingebungsvoll aufblickenden Motiv Christinens und einem
ruerte
Liebeslied aus dem „Locheimer Liederbuch“ das sie am
selbst
Klavier singt. Der Auftritt des beleidigten Ehegatten und
de
□1a
5. L1
3. November 1910
Seite
Der
Audienzen.
sein
Wien, 3. November.
Er
Der Kaiser hat heute allgemeine Audienzen erteilt. Es
der
wurden empfangen: Das Präsidium des Oesterreichischen
dem
Flugtechnischen Vereines, und zwar Ebrenpräsident
nd¬
Geheimer Rat GM. Fürst Dietrichstein und Präsident
en,
GM. Schleyer, die Geheimen Räte Botschafter Graf
Stögyeny=Marich, Präsident des Obersten Gerichts= und
der
Kassationshofes Dr. Freiherr v. Ruber, Oberstlüchenmeister
Graf Bellegarde, Oberstjägermeister Graf Than=Hohen¬
eso¬
stein und G. d. K. Freiherr v. Klobucar, ferner FML. Kus¬
manek und FML. Kratky, Gesandter Oberstlieutenant
reich
Freiherr v. Kuhn, die Sektionschefs Dr. Freiherr v. Engel,
tdig
Ritter Krticzka v. Jaden und Dr. Roesch, die General¬
on¬
mezore Mayr, Ritter v. Brudermann, Tertain und
dem
Czibulka, die Kämmerer Oberst Graf Huyn und Lieutenant
nut¬
in der Reserve Graf Draskovich, die Ministerialräte
lbur
Dr. v. Dobner, Dr. Joas und Freiherr v. Sacken, die
Hofräte v. Kuh, Dr. Werner und Ritter v. Zaleski,
ich
die Oberste Freiherr v. Cornaro, Freiherr v. Enis,
ion
Edler v. Prager, v. Sterz, Edler v.
Tomsche
aler,
und Freiherr v. Ulm, Oberfinanzrat Bichler, Uni¬
versitätsprofessor Dr. Ehrenzweig,
Oberforstrat
tik;
Riebl, Landesschulinspektor Stefanowicz, Direktor der
Un¬
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Dr. Wilhelm
ume
Trabert. Universitätsprofessor Dr. Julius Tandler, Sek¬
ung
tionsrat Urpany, Major Wolf Graf Dürckheim, die
einer
Oberstlieutenante Balisch, Hojer, Edler v. Löw und
Schaible, kaiserlicher Rat Rolleder, Major Eypel¬
einer
tauer, Bürgermeister von Znaim Dr. Homma, Domänen¬
Man
direktor Glücksthal, Direktor der Prager Maschinenbau¬
bei
Aktiengesellschaft Wartha, Direktorstellvertreter des Kaiser
den
Franz Josefs=Ambulatoriums in Wien Dr. Bela Reinitz,
taler
Oberlieutenant Rudoilf Lang u. a.
die
Stils
Neumann-Schnitzlers Oper „Liebelei“.
ichen
(Original=Korrespondenz der „Neuen Freien Presse“.)
iben
aus¬
Frankfurt a. M., 30. Oktober.
Die Frage nach dem Textbuch der modernen Oper hat
jedes
seit Wagner sich immer brennender gestaltet. Wie viel Gutes
and¬
ist an dem schlechten, unpsychologischen oder gar unlogischen, un¬
und
interessanten Libretto gescheitert! Wohl begann das künstlerische
ziale
Gewissen derzeit mit Wagner zu fühlen, daß es nicht mehr anging,
wie
Worte singen zu lassen, die zu dumm waren, um gesprochen zu
eisen
werden. Und doch war immer noch die Textfrage die schwierigste
offen,
auf dem schwierigen Gebiet der Wagner=Nachfolge. Man hielt
feste Umschau nach bekannten Stoffen, die zu Operntexten ver¬
abe“ arbeitet wurden, was wahrlich auch nicht immer das Richtige
glück= ar. Nicht jeder Tondichter war ein Wortdichter, der Wagner
ode anderen gewachsen war, und selbst als Tondichter war
mm¬
nicht jeder dem erwählten Wortdichter gewachsen. Da fand
noch
man den Ausweg, bereits vorliegende Dramen von litera¬
sehr
rischem Werte zu Opern zu erheben. ... Man braucht nur
kirch¬
die Namen Debussy und Richard Strauß zu hören, um zu
des
wissen, was gemeint ist, um sich zu erinnern, wie bei ihnen
ztsein
Maeterlinck, Wilde und Hugo v. Hofmannsthal erklangen.
ließ
Ihrem guten Vorbild entsprach nun Franz Neumann,
men.
von Geburt Oesterreicher und seit Jahren zweiter Dirigent
Vorte
unserer Oper, als er den kühnen, jugendfrohen Griff nach
des Wieners Artur Schnitzler erfolgreichem Schauspiel
durch
„Liebelei“ machte.
ions¬
Was an dem Werke des jungen Komponisten so be¬
uden¬
Ver=sonders wohltuend auffällt, das ist das Fehlen jeglichet spitz¬
findigen Reflexion. Frisch und unbesorgt greift er zu und
und
findet nicht nur einen sehr natürlichen musikalischen Plauder¬
chner
ton und Konversationsstil, sondern auch eine Reihe glücklich
erfall
erfundener, Stimmung fördernder und vertiefender Themen
Mit
und Motive, die zum Teil eine echte Wiener Färbung auf¬
dem
weisen. Er schöpft dabei ganz aus dem Geiste der Dichtung,
tober
jenem liebenswerten, feinsinnigen, dramatischen Sang von
echter Liebe und Liebelei, tragisch=ernstem und leichtfertigem
3
Leben, den uns Artur Schnitzler warm, lebendig und
keinen
typisch gestaltet hat. Besonders sein erster Akt ist von Neu¬
und
mann sehr lebendig nachempfunden worden. Zu seiner tempe¬
zialen
ramentvollen Grundstimmung, die sich bei dem Nachtmahl mit
ramm
den lieben Mädeln zu einem echten Wiener Walzer aufschwingt,
reisen
findet er einen guten lyrischen Gegensatz in einem weich,
ichner
hingebungsvoll aufblickenden Motiv Christinens und einem
ruerte
Liebeslied aus dem „Locheimer Liederbuch“ das sie am
selbst
Klavier singt. Der Auftritt des beleidigten Ehegatten und
de
□1a