II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 946

Liebelei
5. box 11/5
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Telephon 12801.
Pirrenesimn


6 l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
65
Wien, I., Concordiaplatz 4.
4
Vertretungen
D in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New -Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Quellenangabe ohne Gewähr.)
* Ausschnitt aus:
Bühne und Welt, Berlin
523
E vomi Weim
Cogat Plerson.
Frankfurt a. 7D. Am Frankfurter Opern¬
hause erlebte die dreiaktige Oper „Tiebelei“
von Franz Neumann, eine Dertonung des
bekannten gleichnamigen Schauspiels von Artur
Schnitzler, ihre Uraufführung. Das Genre der
modernen Oper im Konversationsstil ist durch
diese ungemein erfolgreiche Novität ganz ent¬
schieden um ein wertvolles musikalisches Produkt
bereichert worden, und der Dichter Schnitzler hat
in dem Komponisten Neumann jedenfalls den
Consetzer und Arbeitsgenossen gefunden, dem es
gelungen ist, für die Gestalten und das Milien
der Schnitzlerschen Dichtung den adaequaten
Ausdruck in Tönen zu finden. Franz
Neumann, ein geborener Oesterreicher und
Schüle: des Leipziger Konservatoriums, wo er
bei Reinicke und Jadassohn seine Studien
machte, wirkt seit 1904 in Frankfurt als Opern¬
dirigent, ist aber auch schon als Komponist mit
einer erfolgreich aufgeführten Oper „Die Braut¬
werbung“, wie mit andern Werken an die
Oeffentlichkeit getreten. Wenn auch nicht zu
leugnen ist, daß Neumann bei seiner neuesten
Opernschöpfung von vornherein einen mächtigen
Bundesgenossen in dem Umstand gefunden hat,
daß bei der Suck, nach einem geeigneten
Libretto seine Wahl auf eines der besten
Erzeugnisse der neueren dramatischen Dichtung
und eines der beliebtesten Repertoirestücke
unserer Schauspielhäuser gefallen ist, so ist doch
sein neuestes Opus, auch vom absolut musikali¬
schen Standpunkte aus betrachtet, als ein
hervorragend glücklicher Wurf anzusprechen und
als die Arbeit eines ernsten und gediegenen
Fachmusikers zu bezeichnen. Die berufsmäßige
langjährige Ausübung der Dirigententätigkeit
läßt uns Neumann naturgemäß in seinem
musikalischen Schaffen als Eklektiker erscheinen:
er schwört weder zur Fahne der Hypermodernen,
noch wandelt er die alten ausgetretenen Gleise
einer heute nicht mehr dem herrschenden Kunst¬
geschmack zusagenden musikalischen Richtung.
Dagegen hat er es verstanden, seine im Laufe
der Zeit erworbenen reichen Kenntnisse und
praktischen Erfahrungen auf dem Gebiete des
Opernwesens sich in seinem neuesten Werke
mit bestem Gelingen zunutze zu machen und
denselben gleichsam konzentrierten Ausdruck zu
verleihen, ohne dabei auf eine ausgesprochen
persönliche Note zu verzichten und seine künst¬
lerische Selbständigkeit preiszugeben. Dies gilt
sowohl bezüglich der musikalischen Erfindung,
die nirgendwo träg und spärlich fließt, sondern
die ihm frisch=lebendig und vollkommen natürlich
aus seinem reichen Uelodienschatze quillt, wie
auch hinsichtlich der interessanten thematischen
Arbeit, der ganzen. ein beachtenswertes Können
bekundenden Orchestertechnik und der zahlreichen
Feinheiten und Schattierungen, die in den Details,
den Klangmischungen und den erzielten Instru¬
mentaleffekten zutage treten und dem Werke
einen aparten Reiz verleihen. Das Libretto
erscheint glatt durchkomponiert und meidet völlig
die geschlossene Form. Zu dem Parlando=Stil
der meisten Szenen, der nur hier und da, vor¬
nehmlich im ersten Aufzuge, etwas monoton
wirkt, bildet das Orchester die breite sinfonische,
farbenreiche und illustrierende Grundlage; es
erhebt sich in den bedeutsamen Alomenten der
Handlung stellenweise zu wahrhaft hinreißendem
Schwung und zu glänzend pathetischer Kraft
und Ausdrucksgewalt der Tonsprache. Die
Höhepunkte des Liebesdramas sind in ihrer
tragischen Größe und Bedeutung unter Auf¬
bietung des ganzen komplizierten modernen