II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 952

Liebelei
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Soubrette, die sich so sicher und allerliebst selbst in ge¬
wagten Situationen zu bewegen weiß. Auch Frau
Wellig gab als liebenswürdige Nachbarin eine gute derrren der Bertiner Nachte, siehr sie gedeppl unds Madels in ihren außerst fußfreien
Figur. Die Christine sang Fräulein Sellin. Man
geneppt von Portiers, Kellnern, Schiebern, Gruß= toiletten darunter verstehen und dann
kann sich den Charakter dieses einfachen, so überschwäng¬
aujusten und Kokotten. Eine größere, würdigere, sich unwiderstehlichen Gardeleutnant. D
lich liebenden Mädchens nicht inniger, nicht rührender
wichtiger habende Herde von Gimpeln und Hoch- fehlen! Von der herrlichen Minna ###
und nicht wahrhaftiger verkörpert denken, als es durch
staplern, von Taugenichtsen und Trotteln ist auf der
in der ein Dichter den tapfern, al
unsere Künstlerin geschah. Das war alles echt empfunden
weiten bewohnten Erde nirgends und zu keiner
und seinen klugen, großen allerhöck
und nirgends übertrieben. Und die Stimme quillt so
Zeit zu finden als in der guten Stadt Berlin
feierte, über den immer liebenswürd
frisch und klar, selbst in den höchsten Tönen, daß man
in den Lokalen der Behren-, Jäger=, Zimmer¬
Moser, der jedem Uniformierten sein
einen ungetrübten Genuß haben kann. Es war eine
straße und der Linden so zwischen zwölf und zwei Uhr.
eigenen Leichtsinn mitgab (der imme
Glanzleistung von Fräulein Sellin, die sich würdig ihrer
Und so lange ich Berlin kenne, hab' ich als die überaus
kommt dieser Gardeleutnant des Trit
Melisande, ihrer Miwi, Madame Butterfly und ähn¬
herrliche Pforte zu dieser unbeschreiblichen Glückselig¬
Waffe ward das Monocle seine Lie
lichen Partien anreihte.
keit stets die Metropoltheater=Premiere betrachtet.
starrte zur Fatzkerei. Aber
Von dem Riesenerfolg des Komponisten haben wir
Und dasselbe tun (nur ein wenig ernsthafter) tausend
patriotische Note fehlt nicht. Und
schon gesprochen. Wir konnten nicht zählen, wie oft sich
Lebejünglinge. Lebehelden von Berlin die, entzückt vom
lieb hat und seine Sprache
Neumann der jubelnden Menge zeigen mußte. Er wurde
eigenen Kavaliertum der Arterienverkalkung und Trot¬
wer, wenn er aus dem sonnigsten
mit Kränzen überhäuft und vom Orchester durch Tusch
telosis, humorlos entgegenbummeln; die sich, Nächte
den ersten deutschen Soldaten, Postka
geehrt. Neben den Solisten und Regisseur und Kapell¬
durchwachend, Tage verdösend, vielleicht vorstellen
heimlich grüßt und mit Blicken streich
meister mußte sich auch der Dichter Artur Schnitzler,
können, daß sie beim Klange der Posaunen des jüng¬
der Magen um bei diesem Schuß Pat
der bereits seit einigen Tagen in Frankfurt weilt, zeigen.
sten Gerichts liegen oleiben vor Müdigkeit, aber nicht: parfümierten Brei von Unsinn
Man wurde nicht müde alle Beteiligten immer wieder
daß sie
die Metropoltheater=Premiere versäumen, so und jener „Lebenslust“, die den Rhein n
hervorzurufen. Unserem Neumann aber, der so viel Sym¬
langessie noch leben und atmen im käsigen Licht der elek¬
Zeit der Traubenlese und nicht das Heide
pathien überall genießt, gönnen wir seinen Triumph nach trischen Lampen. An den großen literarischen Schlacht=Ibräutlichen Frühlingsschmuck.
jahrelanger,
ft sehr wenig anerkannter Arbeit, von
tagen —
die manchmal zu Schlachtfesten werden —
Ich will Julius Freund, dem „Dicht
Herzen. Möge der Erfolg seinem Werke auch weiterhin!
sieht man alles, was etwas ist, in Parkett und Rängen;
der jedes Jahr in saurer Arbeit die
treu bleiben.
h. s.
bei der Metropoltheater=Premiere sieht man alles, was
für Stars, #ostümschneider, Komponis
etwas sein will, überflutet vom Licht der Kron¬
und Maschinen schaffen muß, keinen
leuchter, umwölkt vom silbrigen Rauch der Zigaretten.
Er liesert nur, was sein Publikum zu
Das Ereignis.
Und so viele Brillgnten. Saphire, Rubinen sieht kein!
dauen wünscht.
Er ist nur so witz
(Von unserem Berliner Mitarbeiter)
Hofball, hat kein Subskriptionsball der guten alten
Habitués verstehen; und so lustig, wie
Zeit gesehen. Denn was will der Familienschmuck des
II. Berlin, 18. Septembik.
so originell, wie's nach einem halbe
Landadels, was wollen selbst die Geschenke endlich ran¬
solcher Revuen noch angeht. Er ist
Jetzt kann's losgehen! Das große Ereignis hat die
gierter Gatten an die glücklich erheirateten Erbinnen
Saison eröffnet. Das große Preignis, das ist natür¬
gefahren — sicherlich nicht ohne den
sagen gegen
diese zu Steingeschwüren gehäuften
Schultz, der zweifellos ein glänzender
lich für alles, was lebt. vom Säugling bis zum Greis,
Schmuckstücke?
Wenn alle diese Steine und Perlen
Ausstattungsstücke guter Feeerien wärch
die Metropol=Theater=Premiere, die angeblich große
reden könnten
welche traurigen Lieder, welche
den Tricks der Seine das Passende
Revue. Sie steht am Anfang der Saison, wie das
Balladen der Schmach, welche prickelnden No¬
streut skrupellos in den Dialog gute
Brandenburger Tor am Anfang der Linden, wie der
vellen, welche gemeinen Pamphlete rauschten uns da in
Scherze, die wir —
zum Teil ganzse
Roland am Anfang der Siegesallee. Mit ihr beginnt
die Ohren! Wie plump, roh, rüpelhaft wäre alles
in bekannten Witzblättern gesehen hab
das sogenannte Berliner Nachtleben, das köstlich eitle,
plötzlich verwandelt. Wie enteilten Damen mit Riesen= Eigenes hinzu, macht nicht ungeschickt
Frotzige, lüsterne, blödsinnige Getriebe, das der Pro¬
hüten dort aus den Logen; wie stellten glattrasierte
die Schlagkraft eines einzigen wirklich
vinzler mit heißen Augen bestaunt und teuer bezahlt,
Schieber im Parkett plötzlich erblassend bis in den
zu erreichen, ersinnt. ohne ängstlich d
und in dessen sektströmendem Verlauf er das Glück
speckigen Hals ihre seidenen Smokingkragen, sprängen
Führer gelten zu lassen, Figuren und
haben kann, bei Zigennermusik sehr liebenswürdige
in die Autos und kreischten: „Lehrter Bahnhof
kümmert sich den Teufel um alles, w
Gräfinnen und Baroninnen in hofmäßig ausgeschnitte¬
wo's nach Hamburg geht!“
.. Die Steine reden, Gott
was elegante Komposition, was gar
nen Kleidern kennen zu lernen und die reizvolle Be¬
lob, nicht.
Die Marquis' vom Stamme de la
könnte. Und doch spinnt er selbst ei
kanntschaft, ja die Freundschaft echtester Kavaliere zu
Ramée und aus verwandten Häusern, die Mar¬
auch nicht gerade fernliegenden Gedan
erwerben vom edlen Blut derer de la Ramée aus
aulins mit geschmeidigen Manieren und den un¬
denn auch zwei nicht unwichtige Sachen
Frankreich und von der tadellosen Noblesse des Herrn
sicheren Raubtieraugen huscheln den fetten Buckel
Szene und — den Titel: „Hurra —
Margulin aus der Bukowina.
behaglich in den Orchesterfauteuil, stochern mit heißt die Revue. (Vielleicht mit leise
Wenn der Teufel mit seinem Pferdefuß durch die
dem Opernglas in den Logen herum, lächeln, prüfen,
manche Melodien, die Viktor Hollände
Welt hinkt, gibt's tausend wilde, leidenschaftliche, tief
taxieren. Und da vorn —
oh Gott, wie herrlich,
in die Musik verwoben.] Hurra — wir
höse Sachen für ihn zu tun. Er kann mit großen
da erklingen Lieder vom Fürsten Braganza der immer (gleich
so soll das heißen — obgleich
Leidenschaften snielen und mit zuckenden Menichen=Ipumpt und nischt hat, vom Bonner Borussen, der ge- uns allen den Untergang drohte. Aus i
herzen. Er lockt die Großen zum Abgrund und läßt diel legentlich als Vandale aastiert und doch die Karriere inl untergangsstimmung beraus soll die er