II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 953

Liebelei
box 11/5
5. Lreszfer

logisch vertieftes Musikdrama, Jondern eben nur eine Operf beachtenswerter Höhe erschei
herausgekommen, wobei also die Musik mit wenigen Ausnahmen
ferner die Einschiebung eine
Frankfurter Opernhaus.
mehr dekorativ den Vorgängen aufgesetzt erscheint. Findet man
heimer Liederbuch. Das sch
sich aber mit dieser Tatsache ab, und nimmt man auch darauf
dem Wesen Christinens und
„Liebelei", Oper nach dem gleichnamigen Schauspiel
Rücksicht, daß Herr Neumann noch so ziemlich im Anfange sei¬
schen Ruhepunkt. Auch
on Arthur Schnitzler, Musik von Franz Neumann,
ner Laufbahn als Opernkomponist steht, so wird man die ge¬
einem Tanzwalzer das
führung: 18. September.)
schickte Mache und die musikalisch treffsichere Ausnutzung des
herangezogen ist,
erhöht
Während bisher die Leitung unserer Gesangsbühne mit
Theater=Effekts, die sich in dieser Partitur schon findet, als
nicht wenig. Auffallend
Vorliebe und meist vergeblich in der Ferne suchte, was ihr
eine bedeutsame und noch vieles verheißende Talentprobe be¬
der Besuch des Herrn.
fehlte: brauchbare und zugkräftige Neuheiten, so lag diesmal
zeichnen dürfen. Bis auf wenige, von Schnitzler selbst an¬
Rahmen dieses auf einen im
für sie das verhältnismäßig Gute wirklich nahe. Der an un¬
gegebene Striche ist der Text des Dramas wörtlich durch¬
ten Aktes doch nicht zu viel
serem Opernhause verdienstlich wirkende junge Kapellmeister
komponiert.
bleiben. Doch zeigt das M
Franz Neumann hat neben seiner beruflichen Tätigkeit
Physiognomie als beispielswe
In der Handlung des in Frankfurt wiederholt aufgeführ¬
die Komponisten=Feder nie ganz ruhen lassen. Außer manchen
das an italienische Vorbilde#
ten Trauerspiels kehren nun in Theodor und Fritz jene von
anderen Arbeiten schrieb er neuerdings nach A. Schnitzlers
tief genug aus Herz greift.
dem Dichter auch anderswo geschilderten Typen leichtsinniger,
Schauspiel die Oper „Liebelei“ die gestern nun unter
kleinen Fuge im Vorspiel
junger Kavaliere wieder. Doch nicht durch diese, auch nicht
dem rauschendsten Beifall des Publikums ihre Urauffüh¬
Binder hervorzuheben, wor
durch das unbekümmerte Wiener Vorstadt=Mädel, die Mizi,
rung erlebte. Mag bei dieser enthusiastischen Aufnahme ein
Klatschbase nicht ohne Hum
siegt Schnitzler in diesem Drama, sondern durch die arme
in diesem Falle leicht zu verstehender Lokalpatriotismus ein
setzte Wesen des alten Weir
kleine Christine, das stille süße Geschöpf. Wie ihre erste Liebe
sehr gewichtiges Wort mitgesprochen haben, so zweifeln wir
sie so unnennbar selig macht, wie sie notwendig zu Grunde
malt, wohingegen das große
goch keineswegs, daß das Werk auch für sich allein die Feuer¬
gehen muß, sobald sie erkennt, daß der Liebste nicht ihr allein
man eigentlch erwarten dur
laufe im ganzen wohl bestanden hätte. Denn trotz allem
gehört und einer Anderen mehr als ihr zu opfern imstande
Fklektizismus und sonstigen Schwächen erweist sich die Opern¬
synkopierte Alforsfolge bei
ist, das alles ist wunderbar in gedämpften Farben und matten
fassung der „Liebelei“ als ein in Bezug auf die Technik geschickt
mich eine sosche Sehnsucht g#
Tönen, dabei doch voll Frische und Lebenswahrheit von dem
verfertigtes musikalisches Bühnenstück, wie es bei dem heutigen
ventionelles Phrasentum; auf
Dichter geschildert. Das tragische Schicksal der kleinen Violin¬
Stande der Opernproduktion immerhin zu den Seltenheiten
leise angeschlagen wird,
spielerstochter greift ans Herz, hinreißend, Tiefinnerstes auf¬
gehört. Eine andere Frage bleibt freilich, ob ein so von innerer
In den pathetischeren Abschn
rührend. Holdseligste Lyrik vergoldet dieses Trauerspiel, das,
Rusik getränktes rezitierendes Drama wie Schnitzlers „Liebelei“
weise Neumanns ebenfalls
ein ausgereiftes Kunstwerk, seinesgleichen unter den Schöpfun¬
aberhaupt der Umwandlung zur Oper bedurft hätte. Der
Vorbildern. Fast fühlte ma
Viteraturfreund würde es verneinen müssen. Dagegen vom
gen der Jüngeren sucht. Der musikalische Bearbeiter hatte,
italienische Oper versetzt,
Standpunkt des Opernliebhabers könnte es unter Umständen
wenn er die Aufgabe so wie Herr Neumann auffaßte, nach
Nur das volkstümlich gehal
als ein Gewinn, wenn auch in erster Linie mehr praktischer
zwei Richtungen sein besonderes Augenmerk zu richten. Er¬
schaut zum Fenster hinaus“
Art, im Hinblick auf das stagnierende Opern=Repertoire betrach¬
stens mußte er die spielerische Grazie der heiteren Szenen der
sich wie ein erwärmender S
tet werden. Doch diese Frage ist müßig, seitdem es immer mehr
jungen Leute, sodann die tragische Seite des Stückes musikalisch
heraus. Peinlich berührt es
Prauch zu werden scheint, fertige Dramen glattals Textunter¬
wirksam wiedergeben. Das Erstere ist dem Komponisten
mitten in der ergreifenden
lage für Opern zu verwenden. Und wönn schon die Dichter
ohne weiteres ausgezeichnet gelungen. Seine gefällige, wenn
Theodor um Zündhölzer bitte
degegen nichts einzuwenden haben, so braucht man es schlie߬
schon nicht eigentlich originelle Musik weiß hier den öster¬
Dialog Schnitzler noch wei
lich auch einem jungen, strebsamen Opernkomponisten, der sich
reichisch=französischen Einschlag des Dramas unmittelbar über¬
nehmen dürfen. Mit einem
von A. Schnitzlers Drama mächtig angezogen fühlt, nicht zu
zeugend zu treffen. Das echt Wienerische Tanz=Element, das
Rückblick, der alle wichtigere
serübeln, wenn er durch seine Tonsprache glaubte die dort ein¬
sich wie ein roter Faden durch den ganzen ersten Akt hinzieht,
noch einmal zusammenfaßt,
geschlossene. ganz eigene Poesie zu heben und zu verstärken.
die Leichtflüssigkeit und Diskretion seiner musikalischen Konver¬
Im wesentlichen wird er a
Denn eine schmerzlich=süße Welt, von zartem Leichtsinn durch¬
sation lassen unschwer erkennen, wo Herrn Neumanns eigent¬
rial bestritten, das zum T
weht, von schwermütigem Zweifel umwitteirt, von holdem Be¬
liche Stärke liegt: auf dem Gebiete der komischen Oper. Gleich
sinnfälligen Klangwirkungen
trug umspielt, wird in Schnitzers „Liebelei“ vor uns aufge¬
das Auftritts=Motiv der jungen Herren nimmt durch prickeln¬
Lob verdient die Instrumen
tan. Romantisches und Realistisches verquicken sich hier zu
den Reiz für sich ein. Wie Schnitzler deutet auch der Komponist
seltsamem Bunde, wie denn die „Liebelei“ auch als Uebergangs¬
Genreszenen eine Fülle des
vieles gleichsam apostrophisch an, und da ein gefälliger melo¬
drama von der naturalistischen Schule zum modernen Roman¬
denen bietet. Auch daß sich
discher Einfall rasch nach dem andern folgt, so kommt man
tismus ihre Bedeutung behalten mag. Ein modernerer R. Schu¬
Ueberspanntheiten fernhält,
gar nicht recht dazu, sie auf ihre Qualität hin im Einzelnen
monn vielleicht hätte die geeignetsten Töne für dieses Durch¬
erwähnt, in der technischen
zu prüfen und läßt das lockere Tonspiel freundlich an sich vor¬
einanderfluten verschiedenartigster Stimmungen, von Schmerz
Gewendtheit verrät, sei ihm
überziehen. Bedeutsamer wird die Musik erst, als Christine unter
und Spiel, Lächeln und Sterben finden können. Unser Kom¬
er sich vertiefen und zur se
weichen sanften As dur=Harmonien erscheint. Wie dann das
ponist faßte jedoch seine Aufgabe weit mehr äußerlich an. Er
größeren Ursprünglichkeit du
frohgemutere, lebenslustigere Paar Theodor und Mizzi und der
hat eine Opernmusik geschrieben, die zwar effektvoll ausge¬
leichtsinnig=schwermütige Fritz und die still=schwärmerische
für die Zukunft berechtigte
führt ist, aber nicht unbedingt Schnitzlerische Wesensart
Christine musikalisch auseinandergehalten werden, das läßt
Die Aufführung kann auf
Eiram##i denn bei dieser Verionung kein psycho= das Charakterisierungs## mögen Neumanns bereits auf sehr! Regie (Herr Intendant Ner