II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 955

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Liebelei
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SDCLEI
30 000
der Major
Vorgehen von
perutur von 0 Grad herstellen. eine andere Na g
etungsvoll.
schine, System Linde, wie sie für ein englisches¬
Fart und Cassel, soll am 18. Oktober hier
„Dann werde ich dieses Haus verlassen
Fleischtransportschiff gebaut wurde, ist für die Kon¬
eine die ganze Bevölkerung umfassende Wohltätig¬
Banalitäten anführen; nicht in der Tichtung lingt
phantafiefördernden Tistane entbehrenden Rüch¬
Von unseren Bühnen.
das Unwesentliche, der Gemeinplatz und das Ma¬
ternheit, das poesiclose moderne Alltagskostüm
terielle banale, dort bildet es einen Bestandteil
und die Banalität des gesungenen Wortes, das
Oper. Ein rauschender Erfolg. Der Lorbeer
der Handlung, der Charakterzeichnung und der
Begriffe, Forderungen und Notwendigkeiten aus¬
füllt in mächtigen Kränzen die Bühne und das
Stimmungsschilderung, sobald aber die Musik hin¬
drückt, die man normalerweise nicht in Musik klei¬
Publikum kann sich nicht genug tun in Begeiste¬
zutritt, tritt eine konträre Wirkung ein, statt der
det. In der Operette läßt man die Gegenwart
rungsausbrüchen. Jeder Aktschluß wird zur Bei¬
Veredelung durch den musikalischen Ausdruck erfolgt
nahe genug an sich herankommen: dort sind andere
fallsdemonstration für den glücklichen Vertoner der
eine Trivialisierung, die einen schweren organischen
Voraussetzungen, der Zweck der Musik ist ein ganz
„Liebelei“, den Kapellmeister Franz Neumann.
Fehler des Kunstwerks bedeutet. Mag auch die
anderer. In einem serieusen Kunstwerk jedoch, so¬
Reben seiner schlanken Gestalt taucht einmal ein
Musik Neumanns noch so geschmeidig und fesselnd
weit es sich nicht um angewandte Kunst handelt,
kleiner blondbärtiger Mann auf. Es ist der Dichter
sein, sie wird nie eine Verschmelzung des Schnitz¬
in einem Kunstwerk, das lediglich mit Mitteln sinn¬
des Stückes, der Wiener Arzt Arthur Schnitz
lerschen Stückes, das in seiner künstierischen Wir¬
licher Wahrnehmung bestritten wird und das der
ler, der sich bescheiden einmal an die Rampe
kung auch viel zu nachhaltig ist, mit der Neumann¬
Phantasie nicht entbehren kann, ist es ungemein ge¬
ziehen läßt. Und doch gebührt gerade ihm die ehr¬
schen Musik erreichen.
fährlich, jene Grenzlinie des feineren Empfindens
liche Hälfte des Jubels und des unbestrittenen
Was an dieser Musik vor allem besticht,
zu überschreiten, auf der sich Poesie und Prosa,
Erfolgs, denn die Dichtung ist das denkbar vor¬
ist ihre Formgewandtheit und ihr ledendiger Fluß.
Idealismus und materielle Zweckmäßigkeit berühren.
teilhafteste Sujet für den Tonkünstler, dieses
Weniger die Fülle der Ideen ist es, die dem Kom¬
Der Versuch, ein modernes Schauspiel ins Musi¬
lyrische Drama mit seinen seinen Stimmungen,
ponisten aus dem Drama zuströmen als vielmehr
kalische zu übersetzen mag verlockend sein, er bleibt
seinen zarten Empfindungen und der erschüttern¬
Stimmungen, für die er häufig einen aparten musi¬
immer problematisch; billigt man dem Künstler aber
den Wucht seiner teagischen Entladung strömt in
kalischen Ausdruck findet. Die Musik ist ausdrucks¬
keine ästhetisch=formalen Konzessionen zu, dann wird
Fülle musikalische Inspirationen aus, die denn auch
voll und sie offenbart eine Tiefe der Empfin¬
in diesem keineswegs neuen Streit der persönliche
in Franz Neumann einen guten Interpreten, vor
dung, die dann erst vollwertiges erwarten läß
Geschmack, das künstlerische Empfinden entscheiden
allem einen Musiker von respektablem Können
wenn Neumann nicht mehr seine Kraft in dem
— und ich glaube, daß das kunstästhetische Prin¬
fanden.
Kampf gegen die Widerstände verbraucht, die aus
zip für die Trivialität kein Verständnis besitzt,
Und trotzdem —— eine unüberbrückbare Kluft
dem obenerwähnten Konflikt hervorgehen. Die
die entsteht, wenn das gesprochene Wort musi¬
raubt dieser Oper, die eigentlich keine Oper ist,
„Liebelei“ zeigt ihn als einen Musiker von starker
kalisch vorgebracht werden soll. Das geht nicht
den vollen Wert des Kunstwerks. Es ist ein for¬
Begabung, der zwar über keinen eigenen Stil ver¬
zusammen und Kompromisse sind nicht denkbar. Im
males und ein ästhetisches Bedenken, das nicht
fügt, aber vor allem sehr beachtenswerte Fähig¬
Gegenteil, es wirkt wie ein kalter Wasserguß wenn
verstummt und von den gefühlvollsten Deklama¬
keiten auf instrumentativem Gebiete besitzt.
Fräulein Christine angesungen wird, Herrn Kaiser
tionen der Neumannschen Musik=nicht übertönt wird,
das ist der Kontrast zwischen der illusionslosen, jeder ein Streichholz zu geben! Ich könnte noch schlimmere kleiner Walzer bei der Tischszene des ersten Ates